Von Carol Ryan

LONDON (Dow Jones)--Die Juwelen von Cartier dürften im vergangenen Monat in einer Rekordzahl unterm Weihnachtsbaum gelandet sein. Auch Bulgari und Tiffany & Co. sollten von der glänzenden Nachfrage nach teurem Schmuck profitieren. Richemont, der Schweizer Luxusgüterkonzern, zu dem Cartier und Piaget gehören, teilte zuletzt mit, dass der Konzernumsatz in den drei Monaten bis Dezember um fast ein Drittel gegenüber dem gleichen Quartal 2020 nach oben geschossen ist. Aktien des Unternehmens verbesserten sich daraufhin um 8 Prozent. Die meisten großen europäischen Luxusunternehmen haben in diesem Jahr an Wert verloren, da die Anleger sich häufig von Wachstumswerten trennen. Derweil markieren die Ergebnisse von Richemont das erste Anzeichen dafür, dass die Nachfrage nach den teuren Gütern, die der Sektor verkauft, ungebrochen ist.

Alle Geschäftsbereiche des Unternehmens schnitten gut ab, einschließlich des in Schwierigkeiten geratenen Online-Händlers Yoox-net-a-Porter, den viele Anleger am liebsten abgestoßen hätten. Am auffälligsten war jedoch das Wachstum von 38 Prozent bei den Schmuckmarken von Richemont im Vergleich zum Vorjahr. Obwohl die Verbraucher in allen Weltregionen kräftig Geld für Edelsteine ausgaben, waren die US-Käufer - die laut De Beers die Hälfte des weltweiten Diamantenschmucks kaufen - besonders extravagant. Der Umsatz von Richemont in Nord-, Mittel- und Südamerika schnellte im Vergleich zum gleichen Quartal 2019 um 59 Prozent empor.


   Schmuckverkäufe vom steigenden Wohlstand beflügelt 

Positiv zu vermerken ist, dass das Wachstum offenbar auf den Verkauf von mehr Artikeln und nicht auf Preiserhöhungen zurückzuführen ist. Richemont gibt zwar höhere Lohn- und Rohstoffkosten weiter, hat aber nicht so stark auf Preiserhöhungen gedrängt wie andere Luxusmarken. Eine klassische Überschlagtasche des Privatunternehmens Chanel ist nach einer Analyse von Jefferies in einigen Märkten heute 70 Prozent teurer als vor der Pandemie. Teure Schmuckmarken entwickeln sich in der Regel prächtig, wenn die Aktienmärkte und der Wohlstand der privaten Haushalte hoch sind, was während der meisten Zeit der Pandemie der Fall war. Die Verbraucher hatten auch weniger Ausgabemöglichkeiten. Geld, das normalerweise für Luxusreisen ausgegeben würde, nahmen die Kunden wahrscheinlich für Uhren, Halsketten und dergleichen in die Hände.

Insgesamt kletterten die US-Schmuckverkäufe laut Mastercard Spendingpulse zwischen Anfang November und Weihnachten um 32 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Rapnet Diamond Index für einkarätige Diamanten zog im Jahr 2021 um 17,4 Prozent an, da die Verbrauchernachfrage zulegte. Und als jüngstes positives Zeichen hat De Beers die Preise für ungeschliffene Diamanten bei seinem ersten Verkauf im Jahr 2022 um 8 Prozent angehoben, wie Bloomberg berichtet. All dies verheißt Gutes für Bulgari und Tiffany & Co., rivalisierende Schmuckmarken im Besitz des Luxusgüterriesen LVMH Moët Hennessy Louis Vuitton, der Ende dieses Monats seine Festtagsverkäufe bekannt gibt. Die Modemarken Louis Vuitton und Christian Dior waren die wichtigsten Wachstumstreiber des Unternehmens während der Pandemie. Die Ergebnisse von Cartier deuten darauf hin, dass auch die Schmuckmarken von LVMH bald glänzen könnten.

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January 20, 2022 03:46 ET (08:46 GMT)