ZÜRICH (Dow Jones)--Die Schweizer Börse hat sich fest ins Wochenende verabschiedet. Nachdem am Donnerstag wegen des Christi-Himmelfahrt-Feiertags in der Schweiz nicht gehandelt wurde, hatte sich Nachholbedarf aufgebaut, was die für Aktien günstige Interpretation des Protokolls der US-Notenbanksitzung von Anfang Mai betrifft. Schon am Mittwochabend hatte die Wall Street auf dessen Veröffentlichung sehr positiv reagiert, was sich am Donnerstag mit verstärkter Dynamik fortsetzte und auch auf die europäischen Börsen überschwappte.

Börsianer lasen aus der Auszeichnung heraus, dass mit keiner schärferen Gangart bei den anstehenden Zinserhöhungen in den USA zu rechnen ist als bislang ohnehin schon erwartet.

Der SMI gewann 1,4 Prozent auf 11.647 Punkte. Bei den 20 SMI-Werten standen sich 17 Kursgewinner und 2 -verlierer gegenüber, unverändert schlossen Zurich Insurance. Umgesetzt wurden 38,59 (Vortag: 30,41) Millionen Aktien.

Mit Abstand größter Tagesgewinner im SMI waren Richemont (+9,5%), die damit ihre Aufholjagd nach dem Kursrutsch in der Vorwoche in Reaktion auf enttäuschende Geschäftszahlen deutlich beschleunigten und das Ausgangsniveau fast wieder erreichten. Laut Bernstein scheint der Markt die negative Kursreaktion zu überdenken. Inzwischen schienen viele Investoren zu dem Schluss gekommen, dass die Daten doch nicht so schlecht wie befürchtet ausgefallen seien. Das Unternehmen scheine an mehreren Fronten konstruktiv zu handeln.

Zum Kursplus hätten in der Breite bei Luxusaktien aber auch die nachlassenden Zinssorgen und das allmähliche Ende der Lockdowns in China beigetragen, hieß es im Handel.

Daneben fanden sich zyklische Aktien in der Spitzengruppe angesichts der mit den Zinshoffnungen nachlassenden Stagflationsbefürchtungen. Lonza gewannen 4,6 und Sika 4,7 Prozent. Am Ende rangierten die als wenig zyklisch und defensiv geltenden Pharmaschwergewichte Novartis (-0,8%) und Roche (-1,0%).

In der zweiten Reihe gingen Rieter minimal erhöht aus dem Tag, obwohl die Industrieholding eine Gewinnwarnung abgegeben hatte. Das Unternehmen spricht von einem herausfordernden ersten Halbjahr 2022 trotz eines außerordentlich hohen Auftragsbestandes. Die Analysten von Baader haben darauf das Votum auf "Reduce" von "Add" gesenkt. Sollte sich die schwierige Lage bei den Lieferketten aber verbessern, dürfte Rieter wieder solide Gewinne erwirtschaften. Rieter erwartet im ersten Halbjahr einen höheren Umsatz, geht allerdings von einem Verlust beim Ergebnis aus wegen Engpässen in den Lieferketten, den Folgen des Lockdowns in China und erheblich gestiegenen Kosten.

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DJG/gos/raz

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May 27, 2022 11:45 ET (15:45 GMT)