Zürich (AWP) - Der Luxusgüterkonzern Richemont präsentiert am Mittwoch, 20. Januar die Umsatzzahlen zum dritten Quartal des Geschäftsjahres 2020/21 (Oktober bis Dezember). Zum AWP-Konsens haben insgesamt acht Analysten beigetragen.

Q3 2020/21
(in Mio EUR)         AWP-Konsens       Q3 19/20  

Gruppenumsatz           4'045             4'156 
- Schmuck               2'208             2'162
- Uhren                   709               818 
- Online-Vertrieb         723               670 
- Andere                  417               522


(in %)                                 Q3 19/20

Org. Wachstum*           -0,4               4,0 

* währungsbereinigt

FOKUS: Die Coronakrise hat der Schweizer Uhrenbranche im vergangenen Jahr einen schweren Schlag versetzt, wovon sie sich nun nach und nach erholt. Nach dem Einbruch der Uhrenverkäufe während den Lockdown-Wochen im Frühling, sind die Absatzeinbussen ab Sommer auch bei der Richemont-Gruppe mit Premium-Marken wie Cartier, Piaget oder IWC im Vergleich zum Vorjahr nicht mehr allzu gross ausgefallen. Das war vor allem den chinesischen Konsumenten zu verdanken, die sich wieder vermehrt Luxusgüter leisteten.

Der Konsumhunger der Chinesen, die aufgrund der Reisebeschränkungen vor allem im eigenen Land auf Shopping-Tour gehen, dürfte den teuren Produkte der Richemont-Marken mehr Auftrieb geben als den günstigeren Uhren anderer Marken. Ausserdem investiert Richemont seit einigen Jahren stark in den Onlinehandel, was die Folgen der erneuten Geschäftsschliessungen etwa in Europa etwas abfedern dürfte. Vor diesem Hintergrund rechnen bei Richemont einige Analysten gar mit Umsatzwachstum im Weihnachtsquartal.

ZIELE: Prognosen zum Geschäftsverlauf gibt Richemont in der Regel keine ab. Grundsätzlich sieht sich die Gruppe mit ihren Marken gut positioniert, um langfristig wachsen zu können, lautet die Perspektive.

PRO MEMORIA: Die Exporte von Schweizer Uhren, ein wichtiger Gradmesser für die Branche, sind im Verlauf des vergangenen Jahres eingebrochen: Von Januar bis November betrug der Rückgang 23,5 Prozent auf gut 15 Milliarden Franken. Vor allem in den Monaten April (-81%) und Mai (-70%) kamen die Ausfuhren praktisch zum Erliegen. Die weltweiten Lockdowns, Ladenschliessungen und einschneidende Beschränkungen im Tourismus hatten ihren Tribut gefordert.

Immerhin hat sich der Rückgang nach dem Corona-Schock im Frühling deutlich abgeschwächt. In den Monaten August und September lag das Minus bei den Uhrenexporten verglichen mit den Vorjahresmonaten jeweils bei rund 12 Prozent, im Oktober noch bei 7 Prozent und im November verglichen mit dem Vorjahr bei gut 3 Prozent. Ein Grund war die kräftige Erholung in China, das besser durch die Krise kam als beispielsweise Europa oder die USA.

Im ersten Halbjahr 2020/21, also in den Monaten April bis September, brach der Umsatz von Richemont um einen Viertel auf 5,48 Milliarden Euro ein. Während in Europa Umsatzeinbussen von über 40 Prozent und in Amerika von gut 30 Prozent resultierten, sind die Verkäufe in China um beinahe 80 Prozent nach oben geschnellt. Dabei hat während der Krise das Onlinegeschäft an Gewicht gewonnen. Dieses befindet sich bei Richemont im Aufbau und machte im ersten Halbjahr etwa 7 Prozent am Gesamtumsatz aus.

Dabei hat Richemont Geoffroy Lefebvre auf Anfang 2021 zum Chef der Online-Verkaufsplattform Yoox Net-A-Porter (YNAP) ernannt. Lefebvre war davor Group Digital Distribution Director. Damit werde die Nachfolgeplanung von Federico Marchetti abgeschlossen, hatte YNAP vergangenen Herbst erklärt. Der YNAP-Gründer werde auch in Zukunft dem Verwaltungsrat vorstehen.

In China baut Richemont das Onlinegeschäft im Rahmen einer neuen Partnerschaft mit dem Onlinehändler Farfetch aus. Gemeinsam mit dem chinesischen Onlinekonzern Alibaba werfen die Genfer 1,1 Milliarden US-Dollar auf und kaufen sich damit einerseits bei Farfetch ein und investieren andererseits über ein Gemeinschaftsunternehmen Geld in den Aufbau virtueller Farfetch-Marktplätze in China.

Im letzten Jahr hat Richemont wie versprochen ein Treueprogramm für seine "treuen" Aktionäre lanciert. Den Ausübungspreis, zu dem Aktien der Gruppe nach Ablauf des Programms in drei Jahren zugekauft werden können, legte Richemont bei 67,00 Franken das Stück fest. Mit dem Treueprogramm sollen die Aktionäre am zukünftigen Erfolg der Gruppe und einem allfälligen Kursanstieg an der Börse partizipieren.

AKTIENKURS: An der Börse sind die Richemont-Aktien im Steigflug nachdem in den letzten Tagen diverse Analysten ihre Einstufungen erhöht haben und die Titel zum "Kauf" empfehlen. Die Analysten mit Blick auf das im Branchenvergleich schwache Abschneiden in den vergangenen Jahren Aufholpotenzial, lautet die Begründung. Zudem stützt die Hoffnung auf eine baldige Rückkehr zu Normalität im Zuge der Corona-Pandemie. Derzeit kostet eine Richemont-Aktie rund 84 Franken nachdem Anfang November lediglich 60 Franken bezahlt werden mussten.

www.richemont.com

jg/an/mk