Zürich (Reuters) - Der Teilausstieg aus Yoox-Net-a-Porter (YNAP) schlägt beim Schweizer Luxusgüter-Hersteller Richemont mit einer Milliardenabschreibung zu Buche.

Der Genfer Konzern trennt sich von etwas mehr als der Hälfte des Verluste schreibenden Onlinehändlers und schreibt die verbleibende Beteiligung auf den Zeitwert ab. Die Wertminderung dafür beläuft sich auf rund 2,7 Milliarden Euro, wie Richemont am Mittwoch mitteilte. Die endgültige Belastung hänge von verschiedenen Faktoren wie etwa Wechsel- und Aktienkursen ab und könne sich noch ändern.

Der Luxusmode-Onlinehändler Farfetch erwirbt einen YNAP-Anteil von 47,5 Prozent. Ein Paket von 3,2 Prozent geht an Symphony Global, eine Investmentgesellschaft des Unternehmers Mohamed Alabbar. Richemont erhält Farfetch-Aktien und wird künftig mit bis zu 13 Prozent an dem britischen Unternehmen beteiligt sein. Farfetch hat eine Option, YNAP ganz zu übernehmen. Richemont und YNAP übernehmen die Farfetch-Plattform-Lösungen. Die Transaktion soll bis Ende 2023 abgeschlossen sein.

Richemont hat in den vergangenen Jahren stark in YNAP investiert und im November angekündigt, einen Teilausstieg anzustreben. Im vergangenen Geschäftsjahr 2021/22 machte der Onlinehändler einen operativen Verlust von 210 Millionen Euro.

"Ein langes Warten auf den schmerzhaften Ausstieg aus Yoox-Net-A-Porter", urteilte Vontobel-Analyst Jean-Philippe Bertschy. "Endlich eine gute Nachricht für Richemont. Der Deal beendet die jahrelange Underperformance und die hohen Investitionen in YNAP." Die Anleger applaudierten: Mit einem Kursplus von 1,4 Prozent setzten sich Richemont an die Spitze der leicht schwächer tendierenden Schweizer Standardwerte. Die Farfetch-Aktien dagegen büßten in London 2,6 Prozent ein.

Richemont, Hersteller von Cartier-Schmuck sowie Uhren der Marken A. Lange & Söhne und IWC, ist ins Visier des aktivistischen Aktionärs Bluebell geraten. Der Londoner Fondsmanager fordert unter anderem eine Straffung des Geschäfts und Statutenänderungen und will den ehemaligen LVMH-Manager Francesco Trapani im Verwaltungsrat platzieren. Das Gremium und der südafrikanische Milliardär Johann Rupert, dessen Familie Richemont kontrolliert, lehnen seine Wahl ab. Auch die einflussreichen Stimmrechtsberater ISS und Glass Lewis haben sich gegen Trapani ausgesprochen.

(Bericht von Paul Arnold, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)