Zürich (awp) - Die Richemont-Aktien geben am Freitag im frühen Handel deutlich nach. Der Luxusgüter-Konzern hatte mit den am Morgen vorgelegten Jahreszahlen 2016/17 die Erwartungen am Markt nicht ganz erfüllt, allerdings wurde verschiedentlich auch auf das sich belebende Umsatzwachstum im Schlussquartal verwiesen. Laut Beobachtern nehmen die Anleger nun Gewinne mit, nachdem die Richemont-Aktien in den vergangenen Wochen gut gelaufen waren und am Vortag noch ein Jahreshoch erzielt hatten.

Gegen 10 Uhr notieren Richemont 5,8% im Minus auf 80,85 CHF, der Gesamtmarkt zeigt sich gleichzeitig kaum verändert (SMI +0,05%). Mit gut 1,5 Millionen Aktien sind bereits mehr Titel gehandelt worden als der Tagesdurchschnitt der vergangenen Monate (1,4 Millionen Titel).

Die vom Luxusgüter-Konzern vorgelegten Resultate seien insgesamt durchzogen ausgefallen, meinen die Analysten von Baader Helvea in einem ersten Kommentar. Enttäuscht habe vor allem die Region Asien Pazifik, während in Europa und den USA eine Beschleunigung sichtbar sei. Etwas verblüfft zeigen sich die Experten auch von den Vorschlägen zur Neubesetzung des Verwaltungsrats einschliesslich der Nominierung von Anton Rupert, dem Sohn von VR-Präsident Johann Rupert. Insgesamt handle es sich um eine seltsame "Corporate Governance"-Konstellation, heisst es.

Auch die UBS-Analysten verweisen auf die unter den Erwartungen ausgefallen Gewinnzahlen. Die Zahlen sähen nicht zuletzt nach den starken Resultaten von Luxusgüterkonzernen wie LVMH und Kering recht enttäuschend aus, heisst es im Kommentar. Derweil vermissen die Morgan Stanley-Experten vor allem Aussagen des Konzerns bezüglich weiteren Massnahmen auf der Kostenseite.

Bei der ZKB stufen die Analysten das Jahresergebnis als insgesamt neutral ein. Der Reingewinn liege rund 10% unter dem Marktkonsens, den Grund sehen die ZKB-Experten aber vor allem in dem am Markt unterschätzten negativen Finanzergebnis. Insgesamt bleiben sie weiterhin positiv für die Richemont-Aktie - in den nächsten Monaten trauen sie der Aktie auch eine Rückkehr zu den Höchstständen bei 96 CHF zu. Den derzeitigen Kursrückgang sehen sie deshalb als eine Einstiegschance.

Auch die Bank Vontobel gibt sich insgesamt zuversichtlich für die Richemont-Aktie. Die vorgelegten Jahresergebnisse seien im Schmuckgeschäft besser als erwartet, hätten aber bei den Spezial-Uhrenmarken enttäuscht. Für das neue Geschäftsjahr gebe es aber wegen Lagerrückkäufen bei den Uhren und Anpassungen auf der Kostenseite Raum für weitere Verbesserungen - die Vontobel-Analysten heben deshalb ihre Schätzungen an.

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