Zürich (awp) - Die Uhrenaktien von Richemont und Swatch setzen am Donnerstag die starke Aufwärtsbewegung nach dem guten Auftakt ins Jahr 2017 auf beeindruckende Art und Weise fort. Neuen Schub erhalten die Papiere vom überzeugenden Zwischenbericht zum Weihnachtsquartal der Richemont-Gruppe. Die Umsatzentwicklung hat sich in den Monaten Oktober bis Dezember nicht nur stabilisiert, sondern entgegen den Erwartungen sogar noch beschleunigt.

Bis um 09.30 klettern Richemont bei regem Handel um 7,4% auf 76,15 CHF in die Höhe. Auf diesem Niveau notierten die Titel zuletzt im Dezember 2015 und zu Beginn des neuen Jahres kostete der Titel lediglich 67,45 CHF. Im Sog von Richemont können auch die Inhaberaktien der Swatch Group stark zulegen: Sie steigen um 5,8% auf 350,80 CHF, während der Gesamtmarkt (SMI) insbesondere von den Pharmaschwergewichten Novartis und Roche belastet 0,49% verliert.

Nachdem das Richemont-Management Anfang November zur Überraschung vieler von einer Stabilisierung der Nachfrage im Monat Oktober gesprochen hatte, hat sich das Wachstum allen Unkenrufen zum Trotz in den beiden Folgemonaten weiter beschleunigt. Damit erwischt der Luxusgüterkonzern aus Genf diejenigen Analysten auf dem falschen Fuss, welche im zurückliegenden Quartal insgesamt mit einem leichten Umsatzrückgang gerechnet hatten.

Der Umsatz liege um 4,5% über den Konsenserwartung und sei somit klar besser als erwartet ausgefallen, schreibt etwa Patrik Schwendimann von der ZKB. Dabei hätten sich die Schmuckmarken klar über den Erwartungen und die Uhrenmarken besser als befürchtet entwickelt. Erfreulich sei, dass sämtliche Regionen und Produktbereiche Trendverbesserungen gezeigt hätten.

Der für Baader Helvea tätige Analyst zeigt sich ebenfalls beeindruckt von der Absatzentwicklung im Weihnachtsquartal. Er begrüsst insbesondere die Nachfragebelebung in der Schlüsselregion Asien/Pazifik. Klärung bedarf es seines Erachtens jedoch, was den Einfluss von Bereinigungen in den Vertriebskanälen anbetrifft. Im ersten Halbjahr wurden vor allem von Seiten der Schmuckmarke Cartier bei Händlern in Asien Lagerbestände zurückgekauft. Im zweiten Halbjahr will man in geringerem Ausmass Uhren von Piaget oder Vacheron Constantin zurückerwerben.

Auch die Analysten von Barclays finden sichtlich Gefallen am vorliegenden Zwischenbericht. Es sei gut zu sehen, dass die Umsatzentwicklung nach einer sehr enttäuschenden ersten Jahreshälfte wieder an Schwung gewonnen habe, heisst es. Während Barclays bei den Luxusuhren weitere Anhaltspunkte für Rückkäufe sieht, wird der Umsatzbeitrag aus dem Schmuckgeschäft als stark bezeichnet.

Bei der amerikanischen Investmentbank Bernstein heisst es hingegen, dass das Branchenumfeld noch auf Monate hinaus schwierig bleiben sollte. Dank dem breit abgestützten Markenportfolio sieht sie Richemont aber gut gerüstet. Immerhin habe Richemont die schwierige Lage mit überfüllten Lager bei asiatischen Uhrenhändlern unter Kontrolle gebracht, während die Schmucksparte weiterhin eine stabile Performance zeige.

Richemont habe im dritten Quartal von einer tiefen Vorjahresbasis profitiert und werde es im vierten Quartal noch etwas leichter haben, die Vorjahreszahlen zu übertreffen, heisst es im Kommentar der Bank Vontobel vorausblickend. Im dritten Quartal 2015/16 sank der Gruppenumsatz um 4% und im Folgequartal gar um 7%. Vontobel-Analyst René Weber wird, wie etwa auch sein Kollege von der ZKB, die Gewinnschätzungen anheben und zudem das Kursziel erhöhen. Der Titel bleibe ein 'Kauf', heisst es.

Ein Problem hätten nun vor allem die immer noch zahlreich vertretenen Leerverkäufer, ist im Handel zu hören. Die Aktien von Richemont hätten sich zwar schon im Hinblick auf den Zwischenbericht sehr gut entwickelt, doch nun sei trotz allen Vorschusslorbeeren auf Basis der vorliegenden Informationen rege Anschlusskäufe und eine Fortsetzung des jüngsten Kursanstiegs zu sehen.

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