Zürich (awp) - Die Luxusgüterpapiere von Richemont und Swatch erleiden am Freitag im frühen Handel happige Verluste. Auslöser dafür sind die Richemont-Zahlen für das Geschäftsjahr 2017/18, die vor allem in Sachen Profitabilität enttäuschen. Analysten relativieren jedoch teilweise: Nun sei eine Basis für bessere Zahlen gelegt.

Die Richemont-Aktien brechen um 9.45 Uhr 7,1 Prozent auf 92,00 Franken ein. Swatch werden in Sippenhaft genommen und geben um 2,7 Prozent auf 477,90 Franken nach. Die Volumina sind bei beiden Titeln sehr hoch, wobei bei Richemont schon beinahe so viele Titel den Besitzer gewechselt haben wie sonst an einem ganzen Tag. Der Gesamtmarkt (SMI) steht gleichzeitig 0,27 Prozent im Minus.

Bei Richemont kamen der operative Gewinn auf Stufe EBIT sowie der Reingewinn massiv unter den Analystenprognosen zu liegen. Die Experten hatten im Schnitt (AWP-Konsens) mit Werten von 2,11 rsp. 1,74 Milliarden Euro gerechnet; tatsächlich wies der Uhren- und Schmuckhersteller jedoch nur 1,84 rsp. 1,22 Milliarden aus. "Die Resultate sind schlechter als erwartet", bringt der Analyst von Kepler Cheuvreux ('Buy') die vorherrschende Meinung auf den Punkt.

Über das Ausmass der Enttäuschung herrscht jedoch Uneinigkeit: So wird bei Baader Helvea ('Hold') von einem klaren Verfehlen der Erwartungen gesprochen. Bei Morgan Stanley ('Overweight') ist hingegen nur von einer leichten Enttäuschung die Rede. Und auch laut der ZKB ('Übergewichten') und der UBS ('Neutral') hält sich der Schaden in Grenzen.

Bei Vontobel ('Buy') werden die EBIT-Zahlen sogar im Rahmen der Erwartungen gesehen - sofern Einmalkosten herausgerechnet würden. Richemont hatte am Morgen "One-offs" von 203 Millionen Euro für den Rückkauf aus Lagerbeständen von Kunden sowie von 37 Millionen Euro für Abschreiber im Bereich "Andere" vermeldet. Bei letzteren dürfte es sich laut Analysten um solche für die Marken Shanghai Tang und Lancel gehandelt haben.

Die Abschreibungen werden grösstenteils positiv gewürdigt. Damit sei eine gute Basis für die Zahlen 2018/19 gelegt, schreibt Vontobel. Und auch die ZKB hält den Konsens für das laufende Geschäftsjahr trotz der aktuellen Enttäuschung für "plausibel". Der Analyst von Morgan Stanley hingegen geht von einer Reduktion der durchschnittlichen EBIT-Schätzungen für 2018/19 aus. Er vermutet, dass vor allem die Marke Cartier derzeit ein Profitabilitätsproblem hat.

Laut Kepler Cheuvreux können die Abschreiber bei Lancel und Shanghai Tang auch als Vorboten einer Veräusserung gesehen werden.

Die massive Kursreaktion wird auch mit Gewinnmitnahmen erklärt. Händlern zufolge wurden die Valoren von Richemont im Vorfeld der Ergebnisveröffentlichung mit Vorschusslorbeeren bedacht. Alleine in den vorangegangenen sechs Wochen stieg der Börsenwert des Luxusgüterkonzerns in Erwartung eines soliden Zahlenkranzes um gut 15 Prozent. Dabei wurde auch das bisherige Rekordhoch von Mitte August 2013 übertroffen.

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