Von Jacky Wong

PEKING (Dow Jones)--Immer billigere Batterien haben in den vergangenen zehn Jahren Elektrofahrzeuge wettbewerbsfähiger gemacht. Doch die steigende Nachfrage nach Elektroautos könnte diesen Trend nun stoppen. Der Wettlauf um die Sicherung von den notwendigen Rohstoffen wird immer wichtiger.

Die Preise für Batteriematerialien sind in diesem Jahr in die Höhe geschnellt, da die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen sprunghaft angestiegen ist. So verdoppelten sich seit Jahresbeginn laut dem Marktforschungsunternehmen Benchmark Mineral Intelligence die Preise für Lithiumkarbonat, das in Kathoden verwendet wird. Derweil schnellten die Preise für Kobalthydroxid, das die Energiedichte und Lebensdauer von Batterien erhöht, immer noch um mehr als 40 Prozent empor.


 
Nachfrageüberhang für Lithium im Jahr 2022 erwartet 
 

Die Pandemie hat zu Störungen geführt, aber das eigentliche Problem ist grundlegender, insbesondere bei Lithium. "Das Überangebot, das die Preise von Mitte 2018 bis Mitte 2020 abstürzen ließ, führte dazu, dass mehrere Projekte erst einmal auf Eis gelegt wurden und andere neuere Projekte ins Stocken gerieten", wie Scott Yarham von S&P Global Platts berichtet.

Benchmark Mineral Intelligence erwartet, dass die meisten Batterie-Rohstoffmärkte in diesem Jahrzehnt angespannt bleiben. Und die Fachleute prognostizieren, dass der Lithiummarkt im Jahr 2022 einen Nachfrageüberhang haben wird. Die meisten Verträge in der Lieferkette sind "cost pass through", was bedeutet, dass die Hersteller von E-Autos die Kostensteigerungen tragen müssen, so Caspar Rawles, Leiter der Preis- und Datenanalyse bei Benchmark. Aber die Batteriehersteller stehen immer noch unter Margendruck. Die Autohersteller werden versuchen, so hart wie möglich zu verhandeln, indem sie verschiedene Batterielieferanten gegeneinander ausspielen.


 
Kopf-an-Kopf-Rennen führender Batteriehersteller 
 

Aktien von Batterieherstellern, die seit vergangenem Jahr einen Höhenflug erlebten, könnten eine Verschnaufpause brauchen. Führende Unternehmen wie die chinesische Contemporary Amperex Technology und die südkoreanische LG Energy Solution dürfen eine bessere Verhandlungsposition gegenüber den Autoherstellern haben. In den ersten fünf Monaten des Jahres lieferten sie sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen - jeder bediente etwas mehr als ein Viertel des Batteriemarktes für Elektroautos, so SNE Research. Nach einem Jahrzehnt, in dem die Preise wegen Größeneffekten gesunken sind, könnten neue Einsparungen härter zu erzielen sein. Rohstoffe machen mittlerweile den größten Teil der Kosten einer Batterie aus. Kathodenmaterialien wie Lithium, Nickel und Kobalt stehen laut S&P Global Platts für etwa 30 bis 45 Prozent der Gesamtkosten.

Neue Technologien können helfen, aber auch die Sicherstellung der Versorgung im Vorfeld wird immer wichtiger. Tesla hat einen Nickel-Liefervertrag mit dem australischen Unternehmen BHP abgeschlossen. Die Autohersteller BMW und General Motors haben Vereinbarungen mit Bergbauunternehmen über die Beschaffung von Lithium unterzeichnet. CATL hat sich kürzlich an einer Kupfer-Kobalt-Mine beteiligt. Längerfristige Lieferverträge sind ebenfalls üblich geworden. Chinesische Batteriehersteller profitieren von einer starken E-Auto-Lieferkette. Während die meisten Minen nicht im eigenen Land betrieben werden, dominiert China die Verarbeitung von chemischen Materialien, die in Batterien eingesetzt werden. Laut Goldman Sachs entfallen 65 Prozent der Produktion von Anodenmaterialien und Elektrolyten und 42 Prozent der Kathodenmaterialien auf China.


 
China mit Vormachtstellung 
 

"China hat im Allgemeinen einen stärkeren Einfluss auf die Lieferketten als alle anderen, daher sollten sie besser positioniert sein", argumentiert Managing Director Adam Panayi vom Forschungsunternehmen Rho Motion. Das könnte sich in Kosteneinsparungen für Chinas favorisierte E-Auto-Sprösslinge niederschlagen, obwohl es auch starke Anreize für andere Länder schafft, ihre eigenen Verarbeitungskapazitäten zu entwickeln. In der Zwischenzeit fließt ein Teil der Einnahmen aus dem Geschäft mit Batterien zurück in die Produktion.

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July 22, 2021 08:42 ET (12:42 GMT)