Das Ergebnis der laufenden Überlegungen zur Zukunft des Konzerns könnte sein, agile Einheiten zu schaffen, die unabhängiger entscheiden und sich Marktgegebenheiten schneller anpassen, sagte Finanzchef Wolfgang Schäfer am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. Angesichts des technologischen Wandels hin zu Elektromobilität und selbstfahrenden Autos müsse der Konzern in der Lage sein, flexibel zu reagieren. Das Management betonte, dass noch keine Entscheidungen getroffen seien. Es bleibe dabei, dass man sich spätestens zur Jahresmitte zu den Plänen äußern wolle.

Konzernchef Elmar Degenhart sagte, in dem wachsenden Konzern mit weltweit mehr als 235.000 Beschäftigten müsse mehr Verantwortung nach unten verlagert werden. Eine Dezentralisierung betreibt der Dax-Konzern aus Hannover schon seit einiger Zeit. Auch andere Konzerne wie der Großkunde Volkswagen haben die zentrale Führung mehr oder weniger aufgegeben und lassen den Geschäftsfeldern größeren Spielraum bei Entscheidungen.

Degenhart sagte, der Konzern habe sehr gute Chancen, beim Umsatz bis 2025 auf mehr als 65 Milliarden Euro zu wachsen. Bis 2020 seien es voraussichtlich schon 50 Milliarden. "Wir müssen uns Gedanken machen, wie wir dieses große Unternehmen flexibel und agil halten", sagte Degenhart bei der Präsentation der Bilanz 2017. Dafür gebe es verschiedene Möglichkeiten, die das Management derzeit bewerte. Ob das notwendigerweise auf eine Teilung oder etwas anderes hinauslaufe, werde man dann sehen.

DREITEILUNG DENKBAR

Auf die Frage, ob eine Dreiteilung denkbar sei, antwortete Degenhart, es gebe mehrere Optionen. Das "Manager-Magazin" hatte vor einiger Zeit berichtet, nach dem favorisierten Szenario solle der Konzern aus der bereits eigenständigen Rubber Group, deren Kern das Reifengeschäft ist, der Antriebssparte Powertrain und als drittem Teil den zusammengefassten Einheiten Chassis, Safety und Interior bestehen. Die dritte Einheit enthalte alles, was mit autonomem Fahren, neuen Mobilitätsdiensten und Infotainment zu habe. Bei Bedarf könnten Teile an die Börse gebracht werden.

Anleger setzen schon länger darauf, dass Conti die Antriebssparte abspaltet. Sie gehen davon aus, dass die Einzelteile des Dax-Konzerns mehr wert sind als die Gruppe als Ganzes. Ob Conti diesem Wunsch folgt, ist Insidern zufolge jedoch nicht gesagt.

VOM REIFENHERSTELLER ZUM TECH-KONZERN

Degenhart verwies auf die Wandlungen, die das Unternehmen in den vergangenen nahezu 150 Jahren durchgemacht hat. "Allein in den vergangenen 20 Jahren hat sich Continental von einem reinen Reifenhersteller und Industriepartner zu einem globalen Technologieunternehmen entwickelt." Elektronik, Sensoren und Software machen einen immer größeren Teil des Geschäfts aus. Die größte Sparte Automotive macht 60 ihres Umsatzes mit Elektronik - Tendenz weiter steigend.

Auch im laufenden Jahr sieht sich Conti auf Kurs - trotz Gegenwinds durch den starken Euro und steigende Rohstoffkosten. Der Konzernumsatz soll um knapp sieben Prozent auf rund 47 (Vorjahr 44) Milliarden klettern. Negative Wechselkurseffekte könnten die Bilanz um mehr als eine Milliarde Euro schmälern. Die bereinigte Ebit-Rendite soll rund 10,5 Prozent erreichen, nach 10,9 (10,6) Prozent im vergangenen Jahr. 2017 kletterte der Reingewinn um 6,5 Prozent auf knapp drei Milliarden Euro. Daraus sollen die Aktionäre je Anteilsschein eine um 25 Cent auf 4,50 Euro erhöhte Dividende erhalten.

Unternehmen in diesem Artikel : Continental, Volkswagen