Hamburg (Reuters) - Der Sparkurs und das wiedererstarkte Chinageschäft haben Continental operativ in die Gewinnzone gehievt.

Das um Kosten für den Konzernumbau bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) lag im dritten Quartal bei 832 Millionen Euro, teilte der weltweit drittgrößte Autozulieferer aus Hannover am Mittwoch mit. Damit machte der kriselnde Dax-Konzern die tiefroten Zahlen aus dem zweiten Quartal wett und peilt im Gesamtjahr auf dieser Ebene nun einen Betriebsgewinn von etwas mehr als einer Milliarde Euro an. Das ist allerdings nur ein Drittel dessen, was im vergangenen Jahr zu Buche stand. Einschließlich der Kosten für die Restrukturierung, Werksschließungen und den damit verbundenen Jobabbau steuert Conti unter dem Strich auf das zweite Verlustjahr in Folge zu.

Trotz der jüngsten Erholung der Pkw-Nachfrage rechnen die Niedersachsen unverändert damit, dass sich die Produktion von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen wegen der Folge der Corona-Pandemie in den nächsten fünf Jahren nicht wesentlich erholen wird. Deshalb hat der Konzern den Wert weiterer zugekaufter Geschäftsteile niedriger angesetzt. Die Abschreibungen belasten die Bilanz zusätzlich zu den Kosten für den Konzernumbau. Insgesamt belaufen sich die Belastungen in diesem Jahr auf 1,3 Milliarden Euro, davon schlägt rund eine halbe Milliarde im Schlussquartal zu Buche. Die Conti-Aktien lagen gegen Mittag mehr als zwei Prozent im Minus.

Auch andere Lieferanten haben schwer daran zu knapsen, dass ihre Kunden aus der Automobilindustrie weniger Teile abnehmen, und müssen die Kosten senken. Bei Conti kommt nach Meinung von Analysten hinzu, dass der Konzern den Wechsel von der auslaufenden Verbrennertechnik lange vor sich hergeschoben hat und nun mit umso größerem Kraftaufwand in die E-Mobilität umsteuern muss. Autoexperte Frank Schwope von der NordLB hob hervor, dass selbst bei Zukunftsfeldern wie dem Geschäft mit der Vernetzung von Autos und dem autonomen Fahren hohe Abschreibungen angefallen seien. Gestützt wurde das Ergebnis durch die Sparte Rubber Technologies, zu der auch das Reifengeschäft gehört.

Finanzvorstand Wolfgang Schäfer verwies im Gespräch mit Reuters darauf, dass der Mittelabfluss des Konzerns nahezu gestoppt worden sei. Im dritten Quartal verbuchte Conti einen Cashflow von rund 1,8 Milliarden Euro und glich damit den Abfluss von Finanzmitteln im Krisenquartal von April bis Juni in etwa der gleichen Höhe aus.

ALLE WERKE LAUFEN

Laut Schäfer bekommt Conti die Folgen der zweiten Corona-Welle in seinen Werken zu spüren, kann die Produktion aber aufrechterhalten. "Wir verlieren an einigen Standorten in Europa und Amerika durch höhere Infektionszahlen ganze Schichten, weil Mitarbeiter in Quarantäne gehen", sagte er. Dadurch sei der Werksablauf bisweilen aufwändig zu gestalten. "Aber es funktioniert. Die Werke laufen so, dass wir die entsprechende Menge herausbringen können."

An der Entscheidung, nicht in die Produktion von Batteriezellen der aktuellen Technologie einzusteigen, hält der weltweit drittgrößte Autozulieferer fest. "Wir sehen nicht, dass wir in dem Feld gegen die heutigen Wettbewerber erfolgreich ein Business-Modell mit einer angemessenen Kapitalrendite entwickeln können." Ob Conti in eine nächste Generation von Zellen einsteigen werde, sei noch nicht entschieden. Volkswagen-Chef Herbert Diess hatte die deutschen Autozulieferer aufgefordert, stärker in Batteriezellen für Elektroautos zu investieren. Dabei blickte er auf die in der Entwicklung befindliche nächste Generation der Zelltechnik.