Der Aufsichtsrat des Autozulieferers bestellte den 49-Jährigen am Donnerstag mit Wirkung zum 1. Dezember zum Nachfolger von Elmar Degenhart. Der 61-Jährige hatte vor zwei Wochen überraschend angekündigt, sein Amt aus gesundheitlichen Gründen Ende November niederzulegen. Degenhart war nach einer spektakulären Übernahmeschlacht vor elf Jahren vom neuen Großaktionär Schaeffler zu Conti entsandt worden und hatte den Traditionskonzern aus Hannover vor der Pleite bewahrt. Er brachte das Unternehmen in kurzer Zeit in die Erfolgsspur und führte es 2012 zurück in den Dax.

Umsatz und Gewinn stiegen über mehrere Jahre, der Aktienkurs erreichte Höchststände oberhalb von 200 Euro. Degenhart trieb den Wandel zur Elektromobilität voran und gab dem Konzern eine neue Struktur. Mit der Autokrise im vergangenen Jahr riss der Erfolgsfaden jedoch. Conti musste seine Prognosen mehrfach korrigieren und verunsicherte die Anleger damit. Die geplante Ausgliederung der Antriebssparte Vitesco, mit der diese an die Börse gebracht werden sollte, wurde auf 2021 verschoben, ein Joint-Venture mit Osramscheiterte.

In Konflikt mit dem Betriebsrat und den bei Conti vertretenen Gewerkschaften IG Metall und IG BCE geriet Degenhart, als der Aufsichtsrat Ende September den Abbau von weltweit 30.000 Stellen gegen die Stimmen der Arbeitnehmer beschloss. Mit 13.000 Stellen entfällt ein großer Teil des Jobabbaus auf Deutschland.

ZUM KRONPRINZEN AUFGEBAUT

Setzer wurde in den vergangenen Jahren bei Conti zum Kronprinzen aufgebaut. Er arbeitet bereits sein gesamtes Berufsleben bei dem Autozulieferer, zunächst in der Reifenentwicklung. 2009 stieg er zum Leiter der Pkw-Reifensparte auf, rückte in den Vorstand ein und war später für das gesamte Reifengeschäft zuständig. 2019 wechselte der Wirtschaftsingenieur in die Automotive Group des Konzerns und bekam als Sprecher des neugeschaffenen Automotive Board, das die Transformation des Kerngeschäfts vorantreiben soll, eine herausgehobene Position. Als Konzernchef soll Setzer den Konzernumbau beschleunigen, der unter Degenhart zuletzt ins Stocken geraten war.

"Continental ist auf dem Weg der Transformation hin zu einem Technologie- und Softwareunternehmen, das gemeinsam mit den Fahrzeugherstellern die Grundlagen für eine nachhaltige Mobilität der Zukunft schafft", erklärte Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle. Entscheidend für Setzers Berufung sei dessen langjährige enge Verbundenheit mit Continental und seine internationale Erfahrung im Automobil- und Reifengeschäft. Seine Funktion als Sprecher des Automotive Board behält Setzer. Dadurch verringert sich die Zahl der Vorstandsmitglieder von neun auf acht. Reitzle bedankte sich bei Degenhart und würdigte dessen Verdienste um die Erfolgsbilanz von Continental.

Der Betriebsrat forderte von Setzer verlässliche Perspektiven für die Beschäftigten. Die begonnene Transformation werde nur im Konsens aller Beteiligten funktionieren und "nicht mit Entscheidungen im Basta-Format", erklärten Betriebsratschef Hasan Allak und sein Stellvertreter Lorenz Pfau. "Belastbare Strategien und verlässliche Perspektiven wissen Belegschaft wie Investoren mehr zu schätzen als Kahlschlag und kurzfristige Gewinnmaximierung."

Setzer tritt in einer schwierigen Zeit an die Spitze des weltweit drittgrößten Autozulieferers. Der Konzern steuert wegen der Kosten für den Umbau, Werksschließungen und den damit verbundenen Personalabbau auf das zweite Verlustjahr in Folge zu. [L8N2HX2GZ] Im vergangenen Jahr hatten bereits hohe Abschreibungen auf zugekaufte Geschäftsteile für das schlechteste Ergebnis seit zehn Jahren gesorgt.