Von Olaf Ridder

FRANKFURT (Dow Jones)--Bei Covestro richtet sich das Augenmerk der Investoren vorrangig auf den Ausblick. Nachdem der Finanzchef des Kunststoffherstellers vor zwei Wochen die Gewinnprognose bestätigt hat, sind sich die Analysten sicher, dass der operative Gewinn 2021 wie versprochen mehr als verdoppelt werden konnte. Umstritten ist unter Beobachtern allerdings, wie nachhaltig die zuletzt massiv verbesserten Margen von Covestro mit Blick auf 2022 sind. Da geht es etwa um die Inflation der Kosten, die auch Covestro spüren wird. Am frühen Dienstagmorgen legen die Leverkusener ihre jüngste Bilanz vor.


Darauf werden Anleger achten:


ZAHLEN: 43 Prozent mehr Umsatz, vor allem preisbedingt, und 112 Prozent mehr EBITDA - einen besseren Konsens als diesen für das Gesamtjahr von Covestro kann es eigentlich kaum geben. Allerdings: Übersetzt auf das Schlussquartal sind das nur noch 26 Prozent Wachstum und 10 Prozent Plus beim EBITDA. Kostensteigerungen vor allem bei Energie sind für die Abschwächung beim Gewinn ausschlaggebend. Was den Umsatz angeht, hat Covestro angekündigt, einen Teil der Produktion auf Lager zu nehmen, um die Liefersicherheit für die Kunden zu verbessern.


PROGNOSE: Covestro war 2021 ausverkauft und rechnet auch in diesem Jahr nicht mit einer Abschwächung der Nachfrage. Im Gegenteil: Wenn sich nicht zwischenzeitlich etwas verändert hat, dürfte die Aussage von Finanzchef Thomas Toepfer aus dem November weiter stimmen, dass mit steigender Produktverfügbarkeit sich auch das Wachstum beschleunigt. Die Analysten sind hier skeptisch: Sie erwarten laut aktuellem Konsens nur ein halbes Prozent Umsatzplus und wegen steigender Kosten beim EBITDA 400 Millionen Euro weniger. Während Geoff Haire von der UBS ein negatives Gewinnmomentum für die nächsten Quartale befürchtet, hält Markus Mayer von Baader diese Einschätzung und auch den Konsens für viel zu pessimistisch.


DIVIDENDE: Für Spannung sorgt die erste Gewinnbeteiligung, die nach den vor einem Jahr angekündigten neuen Regeln gezahlt wird. Danach kommen 35 bis 55 Prozent des Nettogewinns zur Auszahlung: Bei einer Ausschüttungsquote von 42 Prozent liegt aktuell der Konsens. Sicher ist: Bei einer Steigerung des Gewinns um fast das Dreieinhalbfache, wie dies die Analysten erwarten, wird es sich in jedem Fall um eine Rekorddividende handeln.


KAPAZITÄTEN: Angesichts der Knappheiten bei einzelnen Produkten im vergangenen Jahr halten es einzelne Analysten für möglich, dass Covestro den Aufbau neuer Kapazitäten ankündigt.


Nachfolgend eine Auswertung der Prognosen der Analysten zum vierten Quartal und zum Gesamtjahr 2021:


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.                                 PROG   PROG  PROG 
4. QUARTAL                        4Q21   ggVj  Zahl   4Q20 
Umsatz                           3.783   +26%    22  3.007 
EBITDA                             698   +10%    22    637 
Ergebnis nach Steuern u Dritten    315    +1%    22    312 
 
.                                 PROG   PROG  PROG 
GESAMTJAHR                        Gj21   ggVj  Zahl   Gj20 
Umsatz                          15.348   +43%    22 10.706 
EBITDA                           3.121  +112%    22  1.472 
Ergebnis nach Steuern u Dritten  1.628  +255%    22    459 
Ergebnis je Aktie                 8,43  +240%    22   2,48 
Dividende je Aktie                3,53  +172%    18   1,30 
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- Angaben in Millionen Euro, Ergebnis je Aktie und Dividende in Euro

- Bilanzierung nach IFRS

- Quellen: Angaben des Unternehmens. Prognosen von Vara Research, Dividende von S&P Global Intelligence

- ggVj = Veränderung in Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum

- das Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr

- alle Angaben ohne Gewähr

Kontakt zum Autor: olaf.ridder@wsj.com

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February 25, 2022 09:28 ET (14:28 GMT)