"Wenn wir nach der ersten Runde in Europa die Freigabe bekämen, dann finden wir das ziemlich gut. Wir glauben aber nicht, dass das der Fall sein wird", sagte Bayer-Chef Werner Baumann vor der "Wirtschaftspublizistischen Vereinigung" in Düsseldorf. Der Aspirin-Hersteller möchte die rund 66 Milliarden Dollar schwere Übernahme des US-Unternehmens weiter wie geplant bis Jahresende abschließen. Doch dazu braucht Baumann unter anderem grünes Licht der EU-Wettbewerbshüter.

"Wir sind in sehr guten und konstruktiven Gesprächen mit der Wettbewerbsabteilung der EU-Kommission. Wir sind aber noch nicht ganz durch." Bayer wolle die Übernahmepläne noch im zweiten Quartal in Brüssel einreichen, bekräftigte Baumann. Doch dafür bleibt ihm nicht mehr viel Zeit - bis zum 30. Juni müsste dieser Schritt getan sein. Die Kommission nimmt die Pläne nach der Anmeldung unter die Lupe und kann dann eine eingehende Prüfung einleiten, die sich über Monate hinziehen kann. Neben der EU-Kommission müssen zahlreiche Kartellbehörden - unter anderem auch in den USA - ihre Zustimmung geben.

Baumanns Pläne, den Kauf bis Jahresende unter Dach und Fach zu bringen, gelten unter Experten als ambitioniert. "Das ist schon sportlich, aber nicht unmöglich, letztlich hängt es aber davon ab, wie schnell die regulatorischen Behörden arbeiten", sagte Analyst Ulrich Huwald von MM Warburg. Die Wettbewerber Syngenta und ChemChina sowie Dow Chemical und DuPont benötigten für den Abschluss ihrer Mega-Deals deutlich länger als zunächst geplant, auch weil die Wettbewerbshüter angesichts der Übernahmewelle in der Agrarchemiebranche Bedenken anmeldeten und die Zusammenschlüsse genauer prüften.

Für die Freigabe des bislang teuersten Übernahme eines deutschen Unternehmens werden Auflagen erwartet: Bayer wird sich von Geschäften trennen müssen, um grünes Licht der Wettbewerbshüter zu erhalten. Die südafrikanische Kartellbehörde hatte etwa bereits den Verkauf eines Teil des Saatgut- und Pflanzenschutz-Geschäfts zur Auflage gemacht. Die "LibertyLink"-Technologie und das dazu gehörende Pflanzenschutzmittel-Geschäft mit der Marke "Liberty" sind davon betroffen. Bayer stimmte dem laut Baumann bereits zu. Aber es gebe "weitere Überlappungen" der Geschäfte. Dass diese auch das Baumwollgeschäft beträfen, sei bereits berichtet worden. "Das sind Themen, die kommen werden." Er könne die Größenordnung der Verkäufe derzeit aber "schwer beziffern, weil die Verfahren nicht weit genug gediehen sind".

"INKARNATION DES BÖSEN"

Gemeinsam mit Monsanto will Bayer zum weltweit größten Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut aufsteigen. Baumann räumte ein, dass Monsanto gerade in Europa ein schlechtes Image habe. In Deutschland und Frankreich sei dies besonders ausgeprägt, dort gelte der US-Konzern geradezu als "die Inkarnation des Bösen". Dieser Ruf sei aber nicht gerechtfertigt.

Große Zukäufe in der Pharma-Sparte von Bayer plant Baumann nicht. Dazu gebe es in den kommenden Jahren keine Möglichkeit: "Die Bewertungen von Pharma-Unternehmen sind derzeit sehr hoch." Der Konzern habe selbst ein sehr gut laufendes Pharma-Geschäft, es solle allenfalls kleinere Übernahmen geben. Trennen will sich Baumann dagegen wie angekündigt von der Kunststofftochter Covestro. Konkrete Zeitvorgaben gebe es aber nicht.

Unternehmen in diesem Artikel : DuPont, Dow Chemical Company (The), Monsanto, Bayer, Syngenta, Covestro