Frankfurt (Reuters) - Materialengpässe, Logistikprobleme und explodierende Energiepreise bremsen die deutsche Chemieindustrie.

Zwar legte die Branchenproduktion im dritten Quartal noch leicht zu im Vergleich zum Vorquartal. Das war allerdings Zuwächsen im Pharmabereich wegen einer starken Nachfrage nach Impfstoffen zu verdanken, wie der Verband der Chemischen Industrie (VCI) am Dienstag mitteilte. "Weder bei der Materialknappheit noch bei den hohen Energiekosten ist eine schnelle Besserung in Sicht", erklärte VCI-Präsident Christian Kullmann, der auch Vorstandschef des Spezialchemiekonzerns Evonik ist. "Diese Faktoren belasten die Wirtschaft und führen dazu, dass das Chemiegeschäft im kommenden Winter weiter abkühlen wird."

Im dritten Quartal stieg die Produktion in der chemisch-pharmazeutischen Industrie im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zwar um gut acht Prozent. Im Vergleich zum Vorquartal stand aber nur ein Plus von 0,8 Prozent zu Buche. Die Kapazitätsauslastung ging deutlich zurück. Der Umsatz von Deutschlands drittgrößtem Industriezweig nach der Autobranche und dem Maschinenbau stieg binnen Jahresfrist dank höherer Preise um mehr als ein Viertel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Trotz der erwarteten Eintrübung des Chemiegeschäfts zum Jahresende rechnet der VCI für 2021 weiter mit einem Produktionsanstieg von 4,5 Prozent. Die Prognose für Preise und Umsatz hob der Verband erneut an und geht nun von einem Preisanstieg von 8,5 (bisher 6,5) Prozent aus. Der Branchenumsatz dürfte um 15,5 (bisher elf) Prozent auf rund 220 Milliarden Euro zulegen.