Zürich (awp) - Die letzte in der Schweiz verbliebene Produzentin von Zeitungspapier, die zur CPH Holding gehörende Perlen Papier, kommt nicht aus den negativen Schlagzeilen heraus. Zunächst brannte es, dann legten Hacker die Produktion lahm und nun muss CPH auch noch 150 Millionen Franken auf sein Papiergeschäft abschreiben.

Der Abschreiber wird auch das Nettoergebnis für 2021 mit einen Minus von 150 Millionen Franken belasten, wie das Unternehmen am Freitag mitteilte. Im Vorjahr erwirtschaftet CPH noch einen Nettogewinn von rund 47 Millionen Franken. Dieses Jahr dürfte ein deutliches Minus resultieren, nachdem das Unternehmen auch nur ein knapp positives Nettoergebnis erwartet hatte.

Starker Wettbewerb und Preisdruck

Grund für die Wertminderung sei der anhaltende Verdrängungswettbewerb im europäischen Papiermarkt. Die Nachfrage nach Zeitungsdruckpapieren sinke durch die Digitalisierung jährlich um 6 bis 8 Prozent. Gleichzeitig führten die Überkapazitäten in der Branche zu einem hohen Preisdruck, der laut CPH auch noch in den kommenden Jahren anhalten wird.

Zudem hat CPH hat auch mit steigenden Rohstoffpreisen, etwa für Altpapier, und höheren Energiepreisen zu kämpfen. Mit Investitionen in effizientere Maschinen und Nachhaltigkeit will das Unternehmen seine Marktstellung verteidigen. Zudem soll das Geschäft stärker diversifiziert werden, um die Anhängigkeit vom schrumpfenden Papiergeschäft zu reduzieren.

2020 erwirtschaftete CPH mit der Papierherstellung einen Umsatz von rund 210 Millionen Franken, was etwas weniger als die Hälfte des Gesamtumsatzes ist. Der restliche Umsatz entfällt auf die Bereiche Verpackungen und Chemie.

Probleme reissen nicht ab

Die Abschreibung reiht sich in eine Kette von Negativschlagzeilen ein. Erst vor einer Woche legte ein Cyber-Angriff die Papierproduktion am Hauptsitz Perlen im Kanton Luzern sowie die Verpackungsproduktion im deutschen Müllheim mehrere Tage lahm.

Erst am Donnerstag dieser Woche konnte das Unternehmen die Produktion wieder aufnehmen. Einen Zusammenhang mit der Abschreibung gibt es aber nicht, wie ein CPH-Sprecher auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP sagte. Der Produktionsausfall betreffe nur das operative Geschäft.

Auswirkungen für das Erscheinen von Zeitungen in der Schweiz gab es diesmal keine. Denn die Branche schien von einem anderen Zwischenfall bei CPH gelernt zu haben. Im Oktober 2020 hatte ein Brand in der Papierfabrik Perlen und ein damit verbundener dreitägiger Produktionsausfall dazu geführt, dass viele Zeitungen in der Schweiz nur in reduziertem Umfang erscheinen konnten.

Betroffen waren etwa die Zeitungen von Tamedia, NZZ und CH Media, die als Einkaufsgemeinschaft knapp die Hälfte des Papierbedarf von CPH beziehen. "Dank bestehenden Lagerbeständen und der guten Zusammenarbeit mit Perlen Papier konnte die Zeitungsproduktion uneingeschränkt aufrecht erhalten werden. Es gab weder Umfangs- noch Auflagenreduktionen," teilte Tamedia-Sprecherin Nicole Bänninger auf Anfrage mit.

Die Zusammenarbeit mit dem Lieferanten werde daher auch nicht in Frage gestellt. Das ist zumindest eine gute Nachricht für die gebeutelte CPH.

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