Paris/Mailand (Reuters) - Der Ukraine-Krieg hängt wie ein Damoklesschwert über den Großbanken aus Frankreich und Italien.

Die Geldhäuser trafen im ersten Quartal zum Teil Vorsorge in Milliardenhöhe für drohende Kreditausfälle im Zusammenhang mit ihrem Russland-Engagement. Während Frankreichs drittgrößte Bank Societe Generale zum Jahresauftakt ihren Gewinn dennoch leicht ausbauen konnte, schrumpfte der Überschuss beim heimischen Rivalen Credit Agricole um fast die Hälfte. Bei der italienischen UniCredit brach der Gewinn sogar um 70 Prozent ein.

An der Börse konnte die italienische Muttergesellschaft der deutschen Hypovereinsbank mit ihrem Quartalsbericht dennoch punkten: Die Unicredit-Aktie sprang mit einem Kursplus von zeitweise mehr als sieben Prozent an die Spitze der Mailänder Börse. Societe-Generale-Aktien zogen in Paris um 1,6 Prozent an, während Credit-Agricole-Titel mehr als drei Prozent verloren.

Societe Generale erzielte im ersten Quartal einen Nettogewinn von 842 Millionen Euro - ein Plus von 3,4 Prozent binnen Jahresfrist. Die Bank baute ihre Erträge um 16,6 Prozent auf 7,3 Milliarden Euro aus, wobei unter anderem das Privatkundengeschäft in Frankreich herausstach. "Dieses erste Quartal bestätigt die Robustheit und Widerstandskraft unseres Geschäftsmodells", erklärte Bankchef Fréderic Oudéa.

Wegen des Ukraine-Krieges erhöhte Societe Generale allerdings ihre Prognose für die Risikokosten im laufenden Jahr - das sind insbesondere Rückstellungen für faule Kredite - auf 1,7 bis 1,9 Milliarden Euro. Der Finanzkonzern hatte zuletzt bereits 3,1 Milliarden Euro wegen des Ausstiegs aus Russland abgeschrieben. Die Großbank verkauft ihre russische Tochter Rosbank an die Gesellschaft Interros Capital des russischen Oligarchen Wladimir Potanin. Der Ausstieg belastete die Kapitalpolster: die Kernkapitalquote (CET 1) sank auf 12,9 Prozent im ersten Quartals nach 13,7 Prozent Ende 2021.

RUSSLAND-RÜCKSTELLUNGEN BELASTEN GEWINN VON CREDIT AGRICOLE

Bei der Credit Agricole schrumpfte der Nettogewinn dagegen im ersten Quartal um 47,2 Prozent auf 552 Millionen Euro. Die Bank schrieb 195 Millionen Euro für den Eigenkapitalwert ihres ukrainischen Arms ab und bildete zudem Rückstellungen in Höhe von 389 Millionen Euro für ihr Russland-Engagement. "Die Gruppe hat sich auf finanzieller Ebene bei der Vorsorge für Umsicht entschieden, auch wenn das Niveau der tatsächlichen Risiken gering bleibt", sagte Bankchef Philippe Brassac. Die Erträge legten um 8,1 Prozent auf 5,94 Milliarden Euro zu. Laut Management verringerte die Bank ihr Engagement in Russland seit Kriegsbeginn mittlerweile um 1,1 Milliarden Euro. Ende März lag es noch bei 4,4 Milliarden Euro.

HERBER GEWINNEINBRUCH BEI UNICREDIT

Hohe Rückstellungen aufgrund des Russland-Engagements haben auch den Überschuss der italienischen Großbank Unicredit zum Jahresauftakt einbrechen lassen. Im ersten Quartal buchte die Muttergesellschaft der HypoVereinsbank vor allem wegen ihrer Russland-Aktivitäten 1,3 Milliarden Euro an Risikovorsorge für Kreditausfälle. Der Nettogewinn brach deswegen um 70 Prozent auf 247 Millionen Euro ein. Unicredit gehört zu den europäischen Geldhäusern, die besonders stark in Russland aktiv sind. Die Italiener wollen aus dem Russland-Geschäft aussteigen. Der geplante Exit sei aber kompliziert, sagte Bank-Chef Andrea Orcel. Das Kapitalpolster schrumpfte insbesondere wegen der Russland-Belastungen: Die harte Kernkapitalquote (CET 1) fiel auf 14 Prozent von 15 Prozent Ende 2021. An ihrem geplanten milliardenschweren Aktienrückkauf will Unicredit festhalten.