Nur noch 58 Prozent der Eigentümer sprachen sich für den Vergütungsbericht aus, der Gehälter und Boni für die Geschäftsleitung und den Verwaltungsrat regelt. Vor einem Jahr lag die Zustimmungsquote noch bei knapp 80 Prozent. Gleichzeitig ist das auch einer schlechtesten Werte für ein Schweizer Unternehmen im laufenden Jahr. Trotz heftiger Kritik wurde Verwaltungsratspräsident Urs Rohner wiedergewählt. "Mit einem Abstimmungsergebnis von über 90 Prozent sehe ich mich getragen vom Vertrauen der Aktionäre", sagte Rohner.

Die Aktionäre stören sich daran, dass Konzernchef Tidjane Thiam trotz eines Verlustes von 2,7 Milliarden Franken (2,5 Milliarden Euro) und einem Aktienkurseinbruch von einem Drittel im vergangenen Jahr immer noch ein Grundgehalt und Bonus von insgesamt 10,2 Millionen Franken erhielt. "Schieben wir dem Raubrittertum einen Riegel vor", hatte Aktionärsschützer Hans-Jacob Heitz kurz vor der Abstimmung den anderen Eigentümern zugerufen. Als Vorbild nannte eine andere Eigentümerin Deutsche-Bank-Chef John Cryan, der angesichts eines ähnlich hohen Fehlbetrags ganz auf einen Bonus verzichtete. Die Schweizer Top-Manager verdienen durchschnittlich rund 15 Prozent mehr als im europäischen Vergleich und auch mehr als ihre deutschen Kollegen.

Die Abstimmung zum Vergütungsbericht der Credit Suisse war zwar nicht bindend. Eine Zustimmung von weniger als 80 Prozent wird Experten zufolge von vielen Verwaltungsräten aber als Signal aufgefasst, das Thema noch mal anzugehen. "Es ist meine Aufgabe, das in Zukunft zu vermeiden", sagte Rohner zu den niedrigen Zustimmungsquoten. Auch bei bindenden Abstimmung traf der Verwaltungsrat auf geballte Opposition der Aktionäre. Lediglich rund 60 Prozent sprachen sich für die kurzfristigen Boni der Konzernleitung aus.

Die niedrige Zustimmungsrate lässt sich nur dadurch erklären, dass auch viele Großanleger und Stimmrechtsberater wie die amerikanische ISS hohe Vergütungen bei schlechten Unternehmensergebnissen nicht mehr schlucken. Dass Rohner im letzten Moment die ursprünglich vorgesehenen Vergütungen kürzte, war "zu wenig zu spät", wie es der Stimmrechtsberater Glass Lewis ausdrückte.

Rohner erklärte, es sei falsch, dass das gegenwärtige Management für die Fehler der Vorgänger zur Kasse gebeten werde. Er räumte aber ein, dass die Sensibilität der Bank für das Thema nicht hoch genug gewesen sei. "Dafür will ich mich entschuldigen."

Mehreren Aktionären reichte das nicht. Vincent Kaufmann vom Aktionärsberater Ethos forderte die Abwahl Rohners und eines weiteren Verwaltungsrates. "Nur so kann ein echter Richtungswechsel bei der Credit Suisse eingeleitete werden und das Vertrauen in den Verwaltungsrat zurückgewonnen werden." Kleinaktionär Charles Guggenheim sagte in Anspielung auf die Milliarden-Bußen, die die Bank wegen Verfehlungen vor allen in den USA bezahlen musste, zu Rohner: "Sie sind die letzte übriggebliebene Altlast."

Mehrere andere Schweizer Unternehmen wie der Elektrokonzern ABB oder der Pharmakonzern Novartis bekamen kürzlich ebenfalls den wachsenden Unmut der Aktionäre zu spüren. Aber auch in vielen anderen Ländern begehren die Eigner verstärkt gegen Konzernspitzen auf. Die Münchener Rück musste kürzlich eine Niederlage bei der Abstimmung über das System für die Gehälter und Boni der Vorstände hinnehmen. In den USA entgingen die Aufsichtsräte des wegen des Phantomkonten-Skandals in der Kritik stehenden Finanzinstituts Wells Fargo nur dank der Unterstützung von Großaktionär Berkshire Hathaway einer Abwahl.