Zürich (awp) - Die Grossbank Credit Suisse publiziert am Donnerstag, 22. April, das Ergebnis zum ersten Quartal 2021. Insgesamt haben fünf Analysten zum AWP-Konsens beigetragen.

Q1 2021E
(in Mio Fr.)        AWP-Konsens    Q4 20A   Q1 20A   

Geschäftsertrag        3'308        5'221    5'776   
Geschäftsaufwand       4'186        5'171    4'007    
Ergebnis vor Steuern    -907          -88    1'201  
Reinergebnis            -722         -353    1'314    

FOKUS: Bereits bekannt ist, dass die Grossbank tief in die roten Zahlen rutscht. Dennoch bleiben zahlreiche Fragen zu den jüngsten Affären und den Auswirkungen auf das Geschäft der CS offen.

Der Zusammenbruch des US-Hedgefonds Archegos von Ende März hatte für die Credit Suisse massive Folgen: Die Schweizer Grossbank bezifferte die Kosten des Debakels in der Folge auf 4,4 Milliarden Franken. Für das erste Quartal werde deswegen ein Vorsteuervorlust von rund 900 Millionen Franken resultieren, meldete die CS.

Ableiten lässt sich aus den vorläufigen Zahlen auch, dass die CS eigentlich ein ausserordentlich starkes Quartal hätte vermelden können: So ergäbe sich ohne das Archegos-Debakel ein Vorsteuergewinn für die ersten drei Monate des Jahres von rund 3,5 Milliarden Franken - gleich viel wie die CS im gesamten Jahr 2020 erwirtschaftet hatte.

Stark angezogen hat das Geschäft dabei laut Analysten vor allem in der Investment Bank-Division - in der allerdings auch der massive Verlust angefallen ist. Auch andere Finanzhäuser wie die grossen US-Investmentbanken haben dank der auf Hochtouren laufenden Kapitalmärkten sprudelnde Gewinne vermeldet.

Grosspannen-Folgen

Viel mehr interessiert die Beobachter aber, welche Folgen die jüngsten Grosspannen auf das CS-Geschäft haben: So fragen sich Analysten, ob die Negativ-Schlagzeilen bereits zu verlorenen Geschäften, zu spärlicheren Neugeldzuflüssen oder zu einem spürbaren Abgang von Kunden geführt haben. Zudem soll die Bank die Anforderungen zumindest im Geschäft mit Hedge Fonds, dem sogenannten "Prime Brokerage", bereits verschärft haben - was aber auch zu weniger Erträgen führen dürfte.

Zudem dürften die Archegos-Kosten von 4,4 Milliarden zwar den Stand von Ende März abbilden. In den vergangenen Tagen hat die Bank aber weitere Aktienposition in Milliardenhöhe aus den Archegos-Beständen verkauft. Die Aktienanalysten fragen sich nun auch, ob weitere Belastungen etwa auch im zweiten Quartal bevorstehen.

Greensill-Belastungen offen

Weitere Informationen erhoffen sich die Investoren zudem zu den Konsequenzen des Debakels mit den "Greensill"-Anlagefonds. Bisher haben die Anleger der geschlossenen "Lieferketten-Finanzierungsfonds", welche die CS mit der insolventen Greensill Capital erstellt hatte, rund 4,8 Milliarden der Fondsvermögen von rund 10 Milliarden Dollar zurückerhalten.

Weiterhin ist zu befürchten, dass die Fondsanleger auf Verlusten in Milliardenhöhe sitzen bleiben. Noch nicht klar beantwortet ist derweil die Frage, ob die Grossbank einen Teil der Verluste selbst übernehmen wird. Jüngste Aussagen von CS-Chef Thomas Gottstein scheinen allerdings darauf hinzudeuten, dass die Bank die Fondsanleger nicht entschädigen möchte.

Auch ein solches Vorgehen dürfte aber kaum kostenlos sein: Insbesondere drohen langwierige juristische Auseinandersetzungen. Mehrere Anwaltskanzleien haben inzwischen auch mit der Vorbereitung von entsprechenden Klagen gegen die Grossbank begonnen. Entsprechend müsste die CS in den kommenden Jahren hohe Rückstellungen für Prozesse bilden.

Kapitalsituation fraglich

Derweil ist die Zukunft des Asset Managements weiterhin offen. Die Einheit war nach dem Greensill-Debakel aus dem Vermögensverwaltungsgeschäft herausgelöst und unter eine neue Leitung gestellt worden. In der Folge wurde spekuliert, ob die Grossbank das Geschäft verkaufen könnte - erste Kaufinteressenten sollen sich bereits positioniert haben.

Ein Verkauf könnte zumindest die Kapitalsituation der Bank etwas entlasten: Wegen dem Archegos-Debakel ist die Kapitalquote unter die bankeigenen Zielvorgaben gefallen, sie bleibt aber noch deutlich über den Mindestvorgaben der Finma. Allerdings stellt sich für einige Analysten auch die Frage, ob die Finma ihre Kapitalvorgaben aufgrund der Risikosituation verschärft - was die Situation für die CS wieder ungemütlicher machen würde.

AKTIENKURS: Die CS-Aktie ist aufgrund der Meldungen um die Grosspannen abgesackt und notiert seit Ende März wieder unter der Marke von 10 Franken. Auf Jahressicht notieren die CS-Titel um rund 18 Prozent im Minus, während sich der Gesamtmarkt positiv entwickelt hat (SMI +3,5 Prozent). Die Aktien der Konkurrentin UBS haben derweil im Jahresverlauf fast 16 Prozent gewonnen.

jl/tp