Zürich (awp) - Die Aktien der Credit Suisse haben nach dem jüngsten Kursabsturz auf fast 4 Franken offenbar Boden gefunden. Die Grossbank hatte sich nach einer Woche mit nicht abreissenden Spekulationen in den Medien über mögliche Strategieanpassungen offenbar dazu veranlasst gesehen, einen Zwischenstand zu kommunizieren.

Credit Suisse legen am Montag gegen 9.40 Uhr um 2,4 Prozent auf 4,168 Franken zu, während der Gesamtmarkt SMI mehr oder weniger unverändert notiert. Am vergangenen Freitag war die Aktie auf ein neues Allzeittief bei 4,04 Franken gerutscht. Unter dem Strich gab sie am letzten Handelstag vor dem Wochenende 12 Prozent ab.

Aktuell sind sie im Vergleich zu Ende 2021 nicht einmal mehr halb so viel wert. Kurse von über 10 Franken wie zuletzt im November 2021 rücken damit in immer weitere Ferne. Zu Spitzenzeiten im Jahr 1998 war eine CS-Aktie einst 96,50 Franken wert.

CS: Strategieüberprüfung auf Kurs

Die Bank hatte am Morgen kommuniziert, sie sehe sich mit der laufenden Strategieüberprüfung auf gutem Weg. Man komme mit der umfassenden strategischen Überprüfung, einschliesslich möglicher Veräusserungen und Verkäufe von Vermögenswerten, gut voran. Der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung würden Alternativen erwägen, welche über die letztjährige Strategieüberprüfung hinaus gingen. Einige strategische Initiativen würden derzeit umgesetzt, welche auch potentielle Verkäufe umfassten.

Bereits am Wochenende hatte die CS-Führung versucht, die Belegschaft mit einer internen Mitteilung zu beruhigen. Die Spekulationen in den Medien und am Markt hätten "verständlicherweise" Fragen von Kunden und Kollegen aufgeworfen, die sich Klarheit über die zukünftige Ausrichtung der Bank wünschten, hiess es in einem Memo von CEO Ulrich Körner und Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann.

"Wir sind uns darüber im Klaren, dass dies eine Zeit grosser Unsicherheit für das gesamte Unternehmen ist, was für unsere Mitarbeiter eine zusätzliche Belastung darstellen kann", schrieben die beiden Spitzenmanager.

Wie bereits mehrfach angekündigt, will die Bank über die Ergebnisse der Strategieüberprüfung nach wie vor bei der Veröffentlichung der Zahlen zum dritten Quartals Ende Oktober informieren. Der Prozess erfordere Zeit und "erhebliche Anstrengungen in vielen Bereichen der Organisation", so die CS-Führung in der Mitteilung an die Mitarbeiter. "Daher wäre es verfrüht, sich vor diesem Zeitpunkt zu möglichen Ergebnissen zu äussern."

Gerüchteküche brodelt

Die CS hatte das Strategie-Update bereits Ende Juli zusammen mit dem Austausch des CEO angekündigt. Seither brodelt die Gerüchteküche: So war in den vergangenen Tagen über verschiedenste Strategieanpassungen spekuliert worden: unter anderem über eine Zerschlagung der Investmentbank, über eine mögliche Wiederbenennung der US-Investmentbank in "First Boston" und über einen radikalen Stellenabbau. Einen Ausstieg aus dem US-Geschäft hatte die CS-Medienstelle allerdings dementiert.

Beunruhigt hatte die Investoren aber vor allem eine Bericht über eine mögliche milliardenschwere Kapitalerhöhung. Gemäss einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters vom Freitag soll die Credit Suisse bereits vor einigen Wochen damit begonnen haben, bedeutende Anleger auf eine solche Massnahme einzustimmen.

ys/jb