Zürich (awp) - Laut Credit Suisse-Firmenkundenchef Andreas Gerber, der im vergangenen Jahr zu den Mit-Architekten der Coronanotkredite des Bundes gehörte, dürften viele Firmen die Rückzahlungsfrist zehn Jahren für die Hilfsgelder nicht ausreizen: "Unsere Erfahrung zeigt, dass die Wirtschaft nicht gerne mit einer Bundesbürgschaft in den Büchern unterwegs ist. Das ist typisch schweizerisch", sagte er in einem Interview mit dem "Blick" vom Samstag (online).

"Der Stolz, nicht auf Hilfe des Bundes angewiesen zu sein, ist bei einigen Firmen gross", sagte der CS-Manger weiter, der im letzten Jahr auf Geheiss von CS-Chef Thomas Gottstein das Programm mitausgearbeitet hat. Das Verbot, eine Dividende auszubezahlen, während der Coronakredit laufe, sei bei vielen Firmen ein wirksames Mittel, den Kredit möglichst rasch zurückzuzahlen, sagte Gerber weiter. Die Anzahl der Betrugsfälle sei marginal. "Es gab vereinzelte Betrugsversuche."

Als Grund dafür, dass insgesamt mit 17 Milliarden Franken nicht einmal die Hälfte des vom Bund garantierten Kreditprogramms von 40 Milliarden ausgeschöpft worden sei, sagte Gerber: "Viele Firmen haben realisiert, dass das Geschäft nicht ganz so schlecht läuft wie zunächst befürchtet. Vor allem exportorientierte Firmen haben sich rasch erholt. Während wir noch im Lockdown waren, hat in China bereits eine kräftige Erholung eingesetzt."

Der Bedarf für die Coronanotgelder sei im Frühling 2020 schwierig abzuschätzen gewesen. "Die erste Ansage war 20 Milliarden Franken. Als innert kürzester Zeit die Grenze von 10 Milliarden geknackt wurde, hat der Bund das Programm ausgeweitet. Doch ab 15 Milliarden ist die Dynamik zurückgegangen, es wurden immer weniger Kredite beansprucht", sagte Gerber.

jb/