Zürich (awp) - Die Credit Suisse hat die Auswirkungen des US-Hedgefonds-Debakels vom März auch im zweiten Quartal zu spüren bekommen. Bei weiteren Belastungen für den Archegos-Fall und einem rückläufigen Nettoertrag fiel der Gewinn deutlich unter dem Vorjahresniveau aus. Zudem kam es im Vermögensverwaltungsgeschäft zu Mittelabflüssen.

Die Grossbank erzielte von April bis Juni einen Quartalsgewinn von 253 Millionen Franken, was einem Rückgang von rund 78 Prozent zum Vorjahresquartal entspricht, wie dem am Donnerstag veröffentlichten Quartalsergebnis zu entnehmen ist. Vor Steuern resultierte ein Gewinnrückgang von 48 Prozent auf 813 Millionen Franken.

Beeinträchtigt wurde das Ergebnis im zweiten Quartal von einer Archegos-Belastung in Höhe von 594 Millionen. Diese fällt damit im erwarteten Rahmen aus - die Bank hatte bereits im April weitere Kosten aus dem Debakel in der Höhe von 600 Millionen angekündigt.

Der Kollaps des US-Hedgefonds Archegos hatte bereits im ersten Quartal zu einer Belastung von 4,4 Milliarden Franken geführt und die Bank im Auftaktquartal in die roten Zahlen fallen lassen.

Schwächere Erträge und Geldabflüsse

Trotz eines anhaltend guten Finanzmarktumfelds fielen zudem die Erträge der Bank von April bis Juni schwächer aus als noch im Vorjahr. Insgesamt erzielte die CS einen zum Vorjahresquartal um 18 Prozent tieferen Nettoertrag von 5,10 Milliarden Franken. Die Bank hat im Nachgang zur Archegos-Pleite ihre Risikobereitschaft verringert und die risikogewichteten Aktiven und die gehebelten Risikoposition deutlich reduziert. Das Risikoprofil des Prime-Services-Geschäfts - also des Geschäfts mit den Hedgefonds - sei nun klar verbessert, betont die Bank.

Die CS musste zudem unter dem Strich einen leichten Netto-Neugeldabfluss von 4,7 Milliarden Franken hinnehmen. Zu Mittelabflüssen sei es vor allem in der Region Asien Pazifik wegen des Risikoabbaus aber auch im internationalen Vermögensverwaltungsgeschäft gekommen. Dagegen kam es zu Zuflüssen im Schweizer Geschäft und im Asset Management. Insgesamt erhöhten sich die verwalteten Vermögen per Mitte Jahr dennoch auf 1,63 Billionen Franken nach 1,60 Billionen per Ende März.

Mit den Ergebnissen liegt die Grossbank unter den durchschnittlichen Erwartungen der Analysten, die allerdings breit auseinandergegangen waren. Der Geschäftsertrag liegt dagegen etwa im Rahmen der Prognosen.

Archegos-Positionen aufgelöst

Der Archegos-Fall scheint für die Bank nun zumindest finanziell abgeschlossen. Die CS habe sämtliche verbleibenden Positionen in Archegos Anfang Juni aufgelöst, heisst es in der Mitteilung. Zudem habe die CS angemessene personalbezogene Massnahmen ergriffen, darunter Kündigungen und finanzielle Einbussen.

In Gang ist auch die Aufarbeitung des Debakels mit den Greensill-Fonds. Die CS habe Teams mit über 60 internen und externen Expertinnen und Experten eingerichtet, um die Wiedereingänge der ausstehenden Forderungen der Anfang März geschlossenen "Supply-Chain-Finance-Funds" zu maximieren und zu beschleunigen. Gleichzeitig mit den Quartalszahlen kündigte die Bank eine weitere Auszahlung an die Fondsanleger von 0,4 Milliarden Dollar an.

Arbeit an langfristiger Vision

Mit Blick nach vorne geht die Bank davon aus, dass die Marktvolumen im dritten und vierten Quartal 2021 gegenüber den "erhöhten Niveaus im Jahr 2020" auf ein "normaleres Niveau" zurückkehren werden. Während der laufenden Überprüfung der Geschäftsstrategie der Gruppe werde die CS zudem voraussichtlich an einem konservativeren Risikoansatz festhalten.

In den nächsten Monaten werde die CS nun ihre "langfristige Vision für die Bank" ausarbeiten, die ihr in den kommenden Jahren als Kompass dienen werde, stellte CEO Thomas Gottstein in der Mitteilung in Aussicht.

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