Zürich (awp) - Die Grossbank Credit Suisse verzichtet auf eine Umstellung ihrer Berichterstattung auf US-Dollar und bleibt beim Schweizer Franken. Allerdings werden die risikogewichteten Aktiven (RWA) der Kategorie "Operational Risk" ab dem vierten Quartal 2019 neu in US-Dollar berechnet, was zu einem Anstieg im Nettozinseinkommen führt.

Das CS-Management hatte mit der Veröffentlichung des Geschäftsergebnisses 2018 angekündigt, dass eine Umstellung der Rechnungslegung auf US-Dollar, also auf die Währung der meisten für die Bank relevanten Risiken, geprüft werde. Zur Erinnerung: Die Konkurrentin UBS hatte ihre Berichtswährung bereits vor einem Jahr auf US-Dollar umgestellt.

Nun sei man aber zum Schluss gekommen, dass es für die CS als eine der führenden Banken in der Schweiz wichtig sei, weiter in der Heimwährung zu rapportieren, sagte Finanzchef David Mathers am Mittwoch an einer Telefonkonferenz. Schliesslich sei auch die Schweizer Einheit die grösste Gewinnquelle der Gruppe.

Zustimmung der Finma

Zu Änderungen in der Rechnungslegung, die im Übrigen gemäss CS von der Finma abgesegnet und per 1. Oktober eingeführt wurden, kommt es gleichwohl. Dabei sollen die Risiken besser mit den ihnen zugrundliegenden Währungen abgestimmt werden, wie es zur Begründung hiess.

Die so genannten risikogewichteten Aktiven (risk weighted assets; RWA) der Kategorie "Operational Risk" werden ab dem vierten Quartal 2019 neu in US-Dollar und nicht mehr in Schweizer Franken ausgewiesen. Durch diese Umstellung erhöhe sich der Anteil des in Dollar gehedgten Kernkapitals (CET1) auf Gruppenbasis.

Die risikogewichtigen Aktiven der verbleibenden zwei Kategorien "Credit Risk" und "Market Risk" würden weiterhin in Franken umgerechnet, weil hier anders als bei "Operational Risk" verschiedene Währungen zugrunde lägen, sagte eine CS-Sprechern der Nachrichtenagentur AWP.

Darüber hinaus profitiert die Bank von einem Anstieg des Nettozinseinkommens, wobei gemäss Mathers ein "substanzieller" erster Beitrag bereits im vierten Quartal anfallen sollte. Unter dem Strich dürfte das Nettozinseinkommen durch die Änderung um rund 250 Millionen Dollar im Jahr ansteigen.

Eigenkapitalrendite steigt

Das ursprünglich für 2020 anvisierte Ziel eines Nettozinseinkommens von 100 Millionen erhöhe sich nun um eben diesen Betrag, so Mathers weiter. Der Anstieg soll zudem über zwei Jahre gehedgt werden, was die Volatilität der Zusatzeinkommen verringern soll.

Der auf dieser Hedging-Strategie und dem derzeitigen Zinsumfeld beruhende jährliche Anstieg des Nettozinseinkommens entspreche einer Verbesserung der Eigenkapitalrendite (return on tangible equity; RoTE) um rund 50 Basispunkte, hiess es von der Credit Suisse zudem.

Diese Verbesserung helfe, das angestrebte Ziel in Bezug auf die Eigenkapitalrendite zu erreichen, ergänzte der Finanzchef. Bekanntlich hat sich das Institut vorgenommen, im laufenden Gesamtjahr eine Eigenkapitalrendite von 10 bis 11 Prozent zu erreichen. Bis 2020 sollen es 11 bis 12 Prozent werden und danach über 12 Prozent. Im zweiten Quartal 2019 lag die Kennzahl bei 10 Prozent und im ersten bei 8 Prozent.

Aktie im Minus

An der Börse verlieren die CS-Valoren gegen 11.40 Uhr 0,8 Prozent auf 11,79 Franken, während der Gesamtmarkt gemessen am SMI 1,08 Prozent tiefer steht.

Substanziell ertragsrelevant sei diese Umstellung zwar nicht, kommentieren die Analysten der ZKB. Die rund 250 Millionen zusätzlichen Erträge seien aber sicher willkommen.

Die Umstellung sei eine positive Nachricht, so auch die Experten der Bank Vontobel. Sie zeige, wie eine kleine technische Modifikation einen vergleichsweise signifikanten Effekt auf die Ergebnisse einer Bank haben können.

sig/ys