Zürich (awp) - Die Aktien der Credit Suisse setzen am Mittwoch ihren Sinkflug fort. Im Vorfeld ihrer ausserordentlichen Generalversammlung, an der die Aktionäre einer Kapitalerhöhung über rund 4 Milliarden Franken zustimmen sollen, hat die Grossbank einen Vorsteuerverlust von 1,5 Milliarden Franken im vierten Quartal angekündigt und vermeldet anhaltende Geldabflüsse.

Gegen 9.30 Uhr notieren CS um 5,0 Prozent im Minus bei 3,66 Franken. Die Titel bewegen sich damit wieder in Richtung der Tiefstwerte von Anfang Oktober, als in sozialen Medien Gerüchte um eine Schieflage der Bank verbreitet worden waren. Am 3. Oktober hatten die CS-Aktien ein Allzeittief von 3,52 Fr. erreicht. Der Gesamtmarkt (SMI) notiert derweil praktisch.

Der CS sei offensichtlich die Stabilisierung ihrer Geschäfte noch nicht geglückt, schreiben die Experten von JPMorgan in einem Kommentar. So müsse die Grossbank Vermögensabflüsse innert eines Quartals auf Niveaus vermelden, wie sie etwa die UBS in einem ganzen Jahr erlebe. Die Abflüsse von rund 6 Prozent auf Gruppenebene entsprächen ungefähr 84 Milliarden Franken, rechnet Analyst Kian Abouhossein vor. Alleine im Vermögensverwaltungsgeschäft dürften fast 64 Milliarden abgeflossen sein.

"Perplex" sei er aber auch über den massiven Vorsteuerverlust in der Investment Bank, die nicht mit dem Marktumfeld erklärt werden könne, so der JPMorgan-Experte weiter. Die Restrukturierung der Investment Bank erweise sich als sehr komplex und lasse an Klarheit in wichtigen Kenngrössen vermissen, kritisiert er.

Auch für Vontobel-Experte Andreas Venditti sind die massiven Abflüsse im Vermögensverwaltungsgeschäft, einem erklärten Kerngeschäft der CS, äusserst besorgniserregend. Wegen dem klaren Rückgang der verwalteten Vermögen werde er seine Ertragsaussichten nach unten korrigieren müssen: Die CS müsse das Vertrauen so schnell wie möglich wiederherstellen, so der Analyst: "Aber das ist leichter gesagt als getan."

Mit dem angekündigten Quartalsverlust wie auch den Geldabflüsse liegen auch für die UBS-Analysten deutlich über den Erwartungen. So dürften sich die Marktteilnehmer nun auch Fragen über die weiteren Geschäftsbereiche der CS neben der verlustreichen Investment Bank stellen.

Die Aktionäre der Credit Suisse werden am Vormittag an einer ausserordentlichen Generalversammlung über eine Kapitalerhöhung in Höhe von 4 Milliarden Franken befinden. Die Saudi National Bank und weitere qualifizierte Investoren hatten sich zum Kauf der CS-Aktien zu 3,82 Fr. verpflichtet, also zu einem Preis, der über dem derzeitigen Kursniveau liegt.

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