Zürich (awp) - Die Credit Suisse hat den Markt mit ihrem Quartalsergebnis enttäuscht. Trotz einer starken Vorjahresbasis hatten Analysten im Vorfeld mit besseren Zahlen gerechnet. Verschiedene zusätzliche Kosten sowie ungünstige Devisenkurse machten der Bank einen Strich durch die Rechnung.

Der Reingewinn brach im Sommerquartal im Vergleich zum Vorjahr um 38 Prozent auf 546 Millionen Franken ein. Vor Steuern lag der Gewinn bei 803 Millionen Franken und damit 30 Prozent tiefer als im Vorjahr. Im dritten Quartal 2019 hatte allerdings der Verkauf der Fonds-Plattform InvestLab an Allfunds einen Extra-Gewinn von 327 Millionen eingebracht.

Hinzu kamen im Berichtsquartal diverse Kosten. So gab es etwa weitere Rückstellungen für Kreditrisiken in Höhe von 94 Millionen, wie die Bank am Donnerstag mitteilte. Damit waren es in den ersten neun Monaten 2020 mit insgesamt 958 Millionen fast 1 Milliarde Franken - verglichen mit einem Durchschnitt über zehn Jahre von 126 Millionen.

Konzernumbau kostet

Die laufende Restrukturierung der Gruppe belastete das jüngste Ergebnis mit 107 Millionen. Neu will die Bank so aber auch ab 2022 brutto 400 Millionen bis 450 Millionen einsparen. Bei der Ankündigung der "strategischen Initiativen" Ende Juli wurden die erwarteten Einsparungen noch mit 400 Millionen jährlich beziffert.

Ausserdem wurden im dritten Quartal weitere Rückstellungen für "bedeutende" Rechtsstreitigkeiten in der Höhe von 152 Millionen gebucht. Des Weiteren litt die Bank unter Wechselkurseffekten, insbesondere unter der US-Dollar-Schwäche im Quartal. Den negativen Nettoeffekt auf den Vorsteuergewinn beziffert die CS mit 103 Millionen Franken. Diesen Effekt etwa gibt es bei der UBS nicht, da die grösste Schweizer Bank ihre Zahlen in Dollar ausweist.

Mit den veröffentlichten Zahlen wurden die Prognosen der Analysten auf allen Ebenen verfehlt.

Die Rendite auf dem materiellen Eigenkapital (RoTE), an der die Bank ihre Profitabilität misst, stürzte damit im dritten Quartal auf 5,4 Prozent ab. In den ersten neun Monaten 2020 kommt die CS damit auf 9,8 Prozent. Mittelfristig soll die Ziel-Kennzahl zwischen 10 und 12 Prozent liegen.

Investment Bank profitabler

Bereinigte um den InvestLab-Verkauf sowie zu konstanten Wechselkursen komme man aber auf einen um 41 Prozent höheren Vorsteuergewinn von 1,2 Milliarden, rechnete die Bank vor. Auch der Nettoertrag hätte sich um 11 Prozent auf 5,5 Milliarden erhöht.

Mit Blick auf die Divisionen zeigte sich insbesondere die Investment Bank - seit diesem Quartal wieder eine einzige Einheit - stark. Der Vorsteuergewinn legte um 31 Prozent auf 405 Millionen zu. Das Ergebnis der internationalen Vermögensverwaltung hingegen sank um 58 Prozent auf 215 Millionen. Als Gründe wurden unter anderem niedrigere Anlageerträge sowie ungünstige Wechselkurs- und Zinsbewegungen genannt. Im Schweiz-Geschäft ging der Vorsteuergewinn um 24 Prozent auf 430 Millionen Franken zurück.

Insgesamt erreichten die Erträge 5,2 Milliarden Franken - ein Rückgang von 2 Prozent. Bei einem Geschäftsaufwand von 4,3 Milliarden ergab sich ein Verhältnis aus Kosten und Erträgen (Cost-/Income-Ratio) von rund 83 Prozent.

Neugelder von 18 Milliarden

Der Bank flossen in der Periode von Juli bis September Nettoneugelder in Höhe von 18,0 Milliarden Franken zu - davon 11,1 Milliarden in der Vermögensverwaltung. Die verwalteten Vermögen stiegen damit per Ende September auf 1478 Milliarden - nach 1443 Milliarden Ende Juni.

Mit Blick nach vorne hiess es, es sei nach wie vor ungewiss, wie sich die Pandemie entwickeln werde. Man beobachte die aktuelle Situation mit den steigenden Infektionszahlen genau, sagte zudem Konzernchef Thomas Gottstein an einer Telefonkonferenz mit Analysten.

Man gehe aber davon aus, dass Transaktionsvolumen und Handelsaktivität im Vermögensverwaltungsgeschäft und Investment-Banking-Geschäft angesichts des vorherrschenden Umfelds weiterhin hoch blieben. Die Kunden würden auf die makroökonomischen Unsicherheiten reagieren.

Derweil sollen die wegen der Coronakrise auf Eis gelegten Aktienrückkäufe im Januar 2021 wieder aufgenommen werden. Aktien im Wert von mindestens 1,0 Milliarden Franken und bis zu 1,5 Milliarden sollen im kommenden Jahr erworben werden.

ys/uh