Von Paul Clarke

NEW YORK (Dow Jones)--Die Gebühreneinnahmen der größten Investmentbanken der Welt im Geschäft mit Fusionen und Übernahmen weisen 2022 ein Loch von 34 Milliarden US-Dollar auf. Dabei fällt der Rückgang bei der Credit Suisse mit fast 60 Prozent am stärksten aus. Den vorläufigen Daten von Dealogic zufolge nahmen die zehn größten Investmentbanken im Jahr 2022 rund 31,8 Milliarden Dollar ein - weniger als die Hälfte dessen, was sie im Boomjahr 2021 verbuchten. Der Einbruch hat viele Banken dazu veranlasst, Stellen zu streichen und die Bonuszahlungen stark zu kürzen.

Die Credit Suisse, die mitten in einem Umbau steckt, bei der in den nächsten drei Jahren 9.000 Stellen gestrichen werden sollen, hat den Daten zufolge 1,8 Milliarden Dollar an Gebühren eingenommen. Das bedeutet einen Rückgang von 58,4 Prozent gegenüber 2021 und damit den größten aller wichtigen Investmentbanken.

Die Schweizer Bank gliedert ihr Investmentbanking in eine neue Einheit namens CS First Boston aus und wird sich auf so genannte "Capital Light"-Geschäfte konzentrieren, die auf Beratung statt auf eine umfangreiche Bilanz angewiesen sind. Die neue Sparte lässt einen alten Markennamen der Bank, die die Credit Suisse in den 1990er Jahren gekauft hat, wieder aufleben und wird vom ehemaligen Citigroup-Investmentbanker Michael Klein verantwortet. Das Jahr 2022 war ein weiteres zum Vergessen für die Credit Suisse, die von einer Reihe von Skandalen und anhaltenden Verlusten erschüttert wurde. Immerhin versucht nunmehr die CS First Boston, kluge Köpfe mit lukrativen Gehaltspaketen im Stil einer Partnerschaft zu halten. Dagegen hatte die Credit Suisse im vergangenen Jahr Mühe, die Abwanderung von leitenden Bankern einzudämmen. Seit März 2021, als sie erstmals ihre Verbindungen zum zusammengebrochenen Family Office Archegos Capital bekannt gab, verließen rund 70 Managing Directors die Bank.


   Auch bei der Deutschen Bank leidet das Investmentbanking 

Credit Suisse hat zwar neue Mitarbeiter eingestellt, um die Abgänge zu ersetzen, aber es dauert in der Regel mindestens ein Jahr, bis sie sich in eine neue Rolle eingearbeitet haben. Davon kann die Deutsche Bank ein Lied singen. Sie hat im vergangenen Jahr wieder in erfahrene Investmentbanker investiert und verzeichnete laut Dealogic im Jahr 2022 einen Rückgang der Gebühren um 55,1 Prozent und damit den zweitgrößten prozentualen Einbruch. Morgan Stanley ist mit einem Rückgang von 52,6 Prozent auf den vierten Platz hinter der Bank of America in der weltweiten Gebührenrangliste abgerutscht. JP Morgan führt mit 5,9 Milliarden Dollar Gebühren zwar immer noch die Rangliste an, aber der Marktanteil fiel von 9,3 Prozent im Jahr 2021 auf 8 Prozent in diesem Jahr. Goldman Sachs rangiert mit 5,8 Milliarden Dollar oder 7,8 Prozent des Gesamtmarktes an zweiter Stelle. Die Banken haben auf den Einbruch der Geschäftsabschlüsse mit Personal- und Gehaltskürzungen reagiert. Goldman Sachs erwägt den Abbau von bis zu 4.000 Stellen, wie Semafor berichtet, während Morgan Stanley rund 1.600 Mitarbeiter entlassen hat.

Die meisten Konkurrenten haben auf tiefgreifende Kürzungen verzichtet und sich stattdessen auf die natürliche Fluktuation oder den Abbau von Mitarbeitern mit unterdurchschnittlicher Leistung verlassen. Händler und Headhunter erwarten eine zweite Runde von Kürzungen im neuen Jahr, wie Financial News (FN) berichtet. JP Morgan, Bank of America und Citigroup gehören zu den großen Banken, die eine 30-prozentige Kürzung ihrer Bonuspools in Erwägung ziehen, berichtete die FN. Derweil strich Jefferies seine variable Vergütung für Investmentbanker in diesem Jahr um 25 Prozent zusammen.


   Hoffen auf die zweite Jahreshälfte 2023 

"Die Geldbörsen - insbesondere im Investmentbanking - sind weiter hinter den Erwartungen zurückgeblieben", berichtet Citigroup-CEO Jane Fraser. "Wie zu erwarten war, haben wir einige unserer Investitionen in diesem Bereich zurückgefahren." Fraser geht davon aus, dass die Gebühren im Investmentbanking im laufenden Quartal um 60 Prozent abstürzen, nachdem der erwartete Aufschwung auf den Kapitalmärkten ausgeblieben sei. Der CEO der Bank of America, Brian Moynihan, berichtet über einen ähnlichen Einbruch. Die sich eintrübenden Wirtschaftsaussichten, die steigenden Zinsen und der Krieg in der Ukraine, der die Bereitschaft zum Abschluss von Geschäften dämpfte, haben die Entwicklung beeinträchtigt.

Zu den kollabierenden Aktienmärkten, auf denen die Aktivitäten im Jahr 2022 um 65 Prozent zurückgingen, gesellten sich in jüngster Zeit Schwierigkeiten bei den Leveraged-Finance-Märkten, da die Banken Verluste aus früheren Krediten verkraften mussten. Dies hat sich auf Fusionen und Übernahmen ausgewirkt, deren Finanzierung von den Leveraged-Finance-Märkten abhängt. Hochrangige Banker erklärten gegenüber der FN, sie rechneten damit, dass sich die Aktivität im Jahr 2023 wieder erholen werde, doch müssten sie sich bis dahin noch bis zur zweiten Jahreshälfte gedulden.

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December 20, 2022 05:02 ET (10:02 GMT)