Berlin (Reuters) - Trotz der Sorgen vor einer neuen Finanzkrise infolge der Turbulenzen um die Silicon Valley Bank und die Credit Suisse spüren die deutschen Unternehmen keine Kreditklemme, im Gegenteil: Für sie ist es sogar einfacher geworden, neue Darlehen zu bekommen.

Nur noch 22,7 Prozent jener Unternehmen, die gegenwärtig Verhandlungen führen, berichteten im März von Zurückhaltung bei den Banken, wie das Münchner Ifo-Institut am Freitag zu seiner vierteljährlichen Umfrage mitteilte. Im Dezember waren es noch 30,0 Prozent.

"Die Turbulenzen bei einigen internationalen Banken haben keine Auswirkung auf die Kreditvergabe in Deutschland", sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. "Die Unternehmen gewöhnen sich auch nach und nach an das neue Zinsumfeld", fügte er hinzu. Da die Europäische Zentralbank (EZB) die hohe Inflation mit steigenden Leitzinsen bekämpft, sind die Kreditkosten in den vergangenen Monaten spürbar gestiegen.

Die Abnahme bei der Kredithürde geht auch auf die Industrie zurück. Hier sank der Anteil der Betriebe, die im März über zurückhaltende Banken klagen, von 27,8 auf 17,3 Prozent. Bei den Dienstleistern gab es ebenfalls einen merklichen Rückgang, und zwar von 34,6 auf 26,5 Prozent. Im Groß- und Einzelhandel (15,9 beziehungsweise 22,1 Prozent) sowie im Baugewerbe (26,9 Prozent) sind die Zahlen nahezu unverändert geblieben.

"Kleinstunternehmen und Selbstständige sind weiterhin deutlich stärker betroffen", fanden die Ifo-Forscher heraus. Hier berichteten rund 40 Prozent der Unternehmen, dass es schwierig ist, an Kredite zu kommen. In der Veranstaltungsbranche sind es sogar 50 Prozent.

Die Pleite der kalifornischen Silicon Valley Bank und die Turbulenzen um die Schweizer Großbank Credit Suisse haben an den Märkten die Angst vor einer Finanzkrise 2.0 geschürt. Deshalb wird nach Hinweisen gesucht, ob wie 2008/09 eine Kreditklemme droht, also eine unzureichende Kreditvergabe an die Realwirtschaft, die Sand ins Konjunkturgetriebe streuen könnte.

(Bericht von Rene Wagner. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)