Zürich (awp) - Der Rücktritt von Iqbal Khan als Chef der internationalen Vermögensverwaltung bei der Credit Suisse elektrisiert offenbar die Zürcher Finanzgemeinde. Dabei kommen verschiedene Branchenkenner zu ganz unterschiedlichen Schlussfolgerungen.

Was wird die nächste Sprosse auf der Karriereleiter des Schweizer Bankmanagers sein und was waren die Gründe für den Abgang, lauten dabei die zentralen Fragen. Gab es Streit mit CS-Chef Tidjane Thiam oder sah Khan seine Aufstiegsmöglichkeiten verbaut?

Khan selbst lässt sich in der in der Nacht auf Dienstag veröffentlichten Medienmitteilung mit den Worten zitieren, dass er sich dazu entschieden habe, "seinen nächsten Karriereschritt ausserhalb der CS zu verfolgen". Offen bleibt mit dieser Formulierung, ob er bereits den nächsten Schritt kennt, oder diesen noch tun muss. Zumindest kann die Aussage als Zeichen dafür gewertet werden, dass er sich zu Höherem im Stande fühlt.

Steile Karriere

Khan, 43-jähriger Schweizer mit pakistanischen Wurzeln, kann eine steile Karriere im Bankensenktor vorweisen. Seine akademische Ausbildung lief über die Stufen Treuhänder, Wirtschaftsprüfer, Finanzanalyst bis zum Advanced Master of International Business Law vorbildhaft.

Nach rund elf Jahren beim Wirtschaftsprüfer Ernst & Young (heute EY) erfolgte dann 2013 der Wechsel zur Credit Suisse. Zunächst war er hier als Finanzchef im Private Banking und Vermögensverwaltungsgeschäft tätig, bis er 2015 den Chefposten des von Thiam neu gegründeten Bereichs International Wealth Management übernahm.

Bereits vor Monaten wurde Khan von Reuters als einer der Kandidaten für den Chefposten bei Julius Bär gehandelt. Ins gleiche Horn stiessen in der Folge auch Artikel der Tamedia-Medien und des Onlineportals "Finews.ch". Dass Khan die damaligen Spekulationen nicht klar dementiert hat, wurde als Zeichen dafür gewertet, dass er gegenüber seinem Chef Thiam Druck aufbauen wollte.

Nun brachte noch Lukas Hässig in seiner Kolumne "Inside Paradeplatz" einen möglichen Wechsel zur UBS ins Gespräch, wobei er sich jedoch noch nicht einmal auf etwaige Insider beruft. Vielmehr werden Khan grössere Ambitionen als ein möglicher Wechsel zu Bär attestiert. Er wolle zu einer Grossbank und dort in 2 bis 5 Jahren die operative Führung übernehmen, hiess es hier.

Nachfolgeprobleme

In einer Facette ähneln sich die Spekulationen. Sowohl bei Julius Bär als auch bei der UBS sehen die Kommentatoren Nachfolgeprobleme für die derzeitigen CEO's Bernhard Hodler und Sergio Ermotti. Die Wahl von Romeo Lacher zum Bär-Präsidenten habe den Gerüchten um Khan Rückenwind gegeben, hiess es. Die beiden kennen sich durch die gemeinsame Zeit bei der CS.

Gegen einen Wechsel zu Bär spreche allerdings, dass Hodler derzeit noch damit beschäftigt sei, "Altlasten" zu beseitigen. Es sei deshalb zu früh für einen CEO-Wechsel, hiess es etwa bei den Tamedia-Medien. Bei "Finews" wurde auf das wohl zu hohe Gehaltsniveau eines möglichen Kandidaten Khan als Hürde verwiesen. Auch ein Wechsel von Khan zu einer der grossen amerikanischen Banken oder einem anderen Institut im Ausland wurde nicht ausgeschlossen.

Weder UBS noch Julius Bär wollen die Artikel oder die Spekulationen kommentieren. Wie aus Kreisen gegenüber AWP verlautete, werde Khan jedoch nicht zur UBS wechseln.

"Mailand oder Madrid, Hauptsache Italien", soll der deutsche Fussballer Andreas Möller einmal auf eine Frage zu einem Vereinswechsel gesagt haben. In diesem Sinne: Bär oder UBS, Hauptsache Karriereschritt.

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