Zürich (awp) - Nachfolgend eine Auswahl von Artikeln zu wirtschaftsrelevanten Themen aus der Presse vom Wochenende:

TELEKOMMUNIKATION: Swisscom-Chef Urs Schaeppi hat nach der vierten Telefonpanne in fünf Monaten keine gemeinsame Ursache für die Störungen ausgemacht. Er begründete die Probleme gegenüber dem "SonntagsBlick" unter anderem mit der Komplexität des Netzes. "Pannen wird es immer geben." "Die Ursachen sind unterschiedlich, gemeinsam sind jedoch die Eingriffe in die Netze", sagte der 60-jährige Manager. Diese Eingriffe seien zwingend nötig, weil das Datenvolumen "extrem" wachse und die Anforderungen täglich steigen würden, etwa in Bezug auf die Sicherheit. Die Eingriffe könnten "mit einem Radwechsel in voller Fahrt" verglichen werden, sagte der Telekomchef. "Wir müssen permanent bei laufendem Betrieb in die Netze eingreifen." Jeder dieser wöchentlich rund 4000 Eingriffe sei ein Risiko. "Wir müssen jetzt schauen, dass wir das Fuder nicht überladen." (SoBli; sh. auch separate Meldung)

BANKEN I: Die Grossbank Credit Suisse (CS) hat in der Corona-Krise 15'400 Kredite im Gesamtvolumen von 2,8 Milliarden Franken ausgesprochen. Das neue System habe gut funktioniert, sagte CS-Verwaltungsratspräsident Urs Rohner in der Sendung "Samstagsrundschau" von Radio SRF. Für insgesamt 2,2 Milliarden Franken gingen Kredite bis 500'000 Franken an kleinere Firmen, die vom Bund zu hundert Prozent garantiert seien. Weitere rund 600 Millionen Franken machten Kredite aus, die zu 85 Prozent vom Bund garantiert seien. Hier betrage das Ausfallrisiko für die Bank 15 Prozent. Wichtig sei es gewesen, das Geld schnell zur Verfügung zu stellen und akute Liquiditätsengpässe zu verhindern. Die Abwicklung sei relativ informell und in 15 Minuten möglich gewesen. Dies zeige, dass in der Schweiz sehr schnell auch in einer Krise etwas erreicht werden könne, wenn alle zusammenarbeiten würden, sagte Rohner. (SRF, "Samstagsrundschau"; sh. auch separate Meldung)

BANKEN II: Die Privatbankengruppe Julius Bär will in Asien vor allem mit reichen Kunden mehr Geschäft machen. "Asien ist für uns zum zweiten Heimmarkt geworden. Dort wollen wir nun stärker in die Tiefe", sagte CEO Philipp Rickenbacher in einem Interview mit "Finanz und Wirtschaft". Zum Beispiel fokussiere man auf Kunden mit Assets über 50 Millionen Franken. Diese Zielgruppe mache heute schon 150 Milliarden der Assetbasis aus. "Für sie wollen wir an Relevanz gewinnen und sie noch umfassender betreuen. Vom Zinsdifferenz- und vom Anlagegeschäft allein lebt man heute nicht mehr", sagte der Bär-Chef. (FuW, S. 6; sh. auch separate Meldung)

BANKEN III: Am 20. Dezember entschied das Bundesgericht nach einem zehnjährigen Rechtsstreit zugunsten der Genfer Steuerbehörden und gegen die Bank Sturdza. Das berichtet die SonntagsZeitung. Die Bank habe riesige Gewinne zu ihrer Filiale auf der britischen Kanalinsel Guernsey verschoben, wo keine Steuern anfallen. Damit habe die Bank "absichtlich und über eine lange Zeitspanne hohe Steuerbeträge" einbehalten, steht im Gerichtsurteil. Als Konsequenz des Urteils musste die Bank Sturdza dem Genfer Fiskus mehr als 20 Millionen Franken Nachsteuern und Verzugszinsen abliefern. (SoZ, S. 30; siehe auch separate Meldung)

BANKEN IV: Der frühere Raiffeisen-Chef und sein Berater Beat Stocker haben wegen einer misslungenen Steueroptimierung bei der Kreditkartenfirma Aduno ein Loch von 132 Millionen Franken hinterlassen. Das berichtet die SonntagsZeitung. Allein der Kanton Zürich darf sich auf rund 100 Millionen Franken freuen, wie ein Aduno-Sprecher bestätigt. Aduno ist der gemeinsame Zahlungsabwickler für das Kreditkartengeschäft der Raiffeisen-Banken, der Zürcher und der Waadtländer Kantonalbank und einigen kleineren Partnern. Über eine Firma in Nidwalden sollten Gewinne umgeleitet und Steuern gespart werden. Im Februar dieses Jahres entschied das Steuerrekursgericht gegen Aduno. Die Zürcher Kantonalbank, zweitgrösster Aktionär von Aduno mit Einsitz im Verwaltungsrat, habe offenbar nichts gegen die Steueroptimierung zulasten des Kantons gehabt, heiss es in dem Artikel. (SoZ, S. 29)

SNB: Die Schweizerische Nationalbank (SNB) glaubt nach dem starken Rückgang der Aktivitäten wegen des Coronavirus nicht an eine schnelle Erholung der Schweizer Wirtschaft. Der Einbruch wegen des damit verbundenen Lockdowns sei "sehr rasch und heftig" gewesen, sagte SNB-Direktor Fritz Zurbrügg im Interview mit der "Schweiz am Wochenende". Die Politik habe zum Schutz der Bevölkerung weite Teile der Wirtschaft gewissermassen per Knopfdruck abstellen müssen. "Das Tempo bei der Erholung wird aber nicht so hoch sein, das wird mehr Zeit brauchen. Kurzum, der aufwärtsgerichtete Teil des 'V' wird wohl weniger steil sein", meinte er mit Blick auf die kommenden Monate. "Man kann den Knopf nicht einfach wieder drücken und alles ist wieder wie vorher." Der Nachfrageeinbruch, Lieferprobleme, die Arbeitslosigkeit sowie die Verunsicherung der Unternehmen und Konsumenten würden den Aufschwung verzögern. "Und eine grosse Unbekannte bleibt: jene einer möglichen zweiten Ansteckungswelle und damit verbundener neuer Restriktionen als Schutzmassnahmen", so der SNB-Direktor. (Schweiz am Wochenende, S. 1-3; siehe auch separate Meldung)

ARBEITSLOSIGKEIT: Die Coronavirus-Krise wird in der Schweiz im nächsten Jahr zu einer Verdoppelung der Langzeitarbeitslosigkeit führen. Das sagt Arbeitsmarktexperte Michael Siegenthaler gegenüber dem SonntagsBlick. Problematisch werde die Situation, "weil diejenigen, die länger als ein Jahr arbeitslos sind, dann Schwierigkeiten haben, eine Stelle zu finden", so der Spezialist der Konjunkturforschungsstelle der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (KOF). Die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen (15-25 Jahre) sei im April stark angestiegen, aber "langfristig wird die Krise alle Altersgruppen betreffen", gab sich der Spezialist überzeugt. Es werde auch schwierig werden, eine neue Beschäftigung für ältere Arbeitnehmer und solche mit einem komplizierten Karriereweg zu finden. (SoBli; sh. auch separate Meldung)

IMMOBILIEN: Für junge Leute ist der Traum eines Eigenheims in weite Ferne gerückt. Seit dem Jahr 2000 haben sich die Preise vielerorts verdoppelt, wie die "NZZ am Sonntag" schreibt. Mit einem durchschnittlichen Einkommen habe man in der Stadt Zürich vor 20 Jahren noch eine Wohnung mit 109 Quadratmeter Fläche kaufen können. Inzwischen reiche es gerade noch für 48 Quadratmeter. Zu diesem Ergebnis komme eine Analyse des Immobiliendienstleisters Iazi. Die Analyse berücksichtigt, dass in den letzten 20 Jahren das mittlere Einkommen eines Haushalts von 105'000 auf 121'000 Franken gestiegen ist. In Basel schrumpfte die bezahlbare Fläche von 120 auf 67 und in Bern von 125 auf 79 Quadratmeter. (NZZaS, S. 23)

GETRÄNKEMARKT: Während des Lockdown ist der Konsum alkoholischer Getränke in der Schweiz eingebrochen. Die Vereinigung Schweizerischer Weinhandel meldet 35 Prozent weniger Weinabsatz, berichtet die "NZZ am Sonntag". Spiritsuisse, der Verband der Spirituosenhersteller, geht von einem Umsatzminus von 25 Prozent wegen Corona aus. Und beim Bier wurde bis Ende April 5,9 Prozent weniger abgesetzt, als zum gleichen Zeitpunkt letztes Jahr. Nach dem katastrophalen Frühling folgt ein schwieriger Sommer. Umsatztreiber wie Festivals sind abgesagt. Eine Umfrage bei den Getränkeherstellern, die der "NZZ am Sonntag" vorliegt, zeigt auf: 35 Prozent der Getränkehersteller rechnen mit Liquiditätsproblemen. Ein Viertel von ihnen befürchtet, Personal entlassen zu müssen. (NZZaS, S. 20)

STADLER: Der Giruno genannte neue Schnellzug von Stadler für die Gotthardstrecke kämpft mit Problemen. "Die neuen Züge entsprechen bezüglich Zuverlässigkeit noch nicht den Erwartungen der SBB", sagt Sprecher Martin Meier gegenüber der NZZ am Sonntag. "Aktuell gibt es noch zu viele Störungen." Beim Giruno funktionieren die Aussentüren nicht richtig. Zudem bereitet die Software Probleme. "Stadler arbeitet an der Behebung der Mängel. Die Zuverlässigkeit hat sich in den letzten Wochen deutlich verbessert, die Prognosen sind positiv", fügt der SBB-Sprecher an. Stadler-Sprecherin Marina Winder betont, der Giruno habe bisher alle von der SBB gesetzten Meilensteine erreicht. Die Probleme seien zu einem wesentlichen Teil auf Schwierigkeiten bei einem wichtigen Software-Partner zurückzuführen und auf Verzögerungen wegen des Coronavirus. Die SBB haben insgesamt 29 Giruno-Züge bestellt. (NZZaS, S. 19)

HOMEOFFICE: Die Arbeit zu Hause wird erst von einem Viertel der Arbeitgeber finanziell unterstützt. Das zeigt eine noch unveröffentlichte Umfrage, über die die SonntagsZeitung berichtet. Aus den Antworten von 6426 Erwerbstätigen geht hervor: Nur 25 Prozent der Arbeitgeber leisten einen finanziellen Beitrag ans Homeoffice - hauptsächlich an die Handyrechnung. Anfragen bei verschiedenen Grosskonzernen in der Schweiz bestätigen das Bild. Zwar betonen alle, dass sie das Homeoffice schon immer gefördert hätten. Aber materiell verstehen die meisten darunter nicht viel mehr, als den Angestellten den Laptop mit nach Hause zu geben. (SoZ, S. 32)