Zürich (Reuters) - Die Schweizer Bundesanwaltschaft hat die Urheber eines Datenlecks bei der Großbank Credit Suisse ins Visier genommen.

Die Behörde gehe dabei gegen Whistleblower vor, die Daten zu 18.000 Bankkunden an Journalisten übergeben hatten. "Die Bundesanwaltschaft führt in diesem Zusammenhang ein Strafverfahren wegen des Verdachts des wirtschaftlichen Nachrichtendienstes, der Verletzung des Geschäftsgeheimnisses sowie der Verletzung des Bankgeheimnisses", erklärte eine Sprecherin der Behörde am Freitag und bestätigte damit einen Bericht der "Tamedia"-Zeitungen.

Auslöser der Ermittlungen waren vor knapp einem Jahr veröffentlichte Medienberichte unter der Bezeichnung "Suisse Secrets". Damals berichteten die "Süddeutsche Zeitung" und weitere Medien unter Berufung auf Daten aus dem Geldinstitut über mutmaßliche Versäumnisse der Credit Suisse bei der Überprüfung ihrer Kunden. Die Bank solle von den 1940er bis in die 2010er-Jahre korrupte Politiker und Autokraten, mutmaßliche Kriegsverbrecher sowie Menschenhändler, Drogendealer und andere Kriminelle als Kunden akzeptiert haben.

In dem Zusammenhang sei eine Strafanzeige bei der Bundesanwaltschaft eingegangen, wie die Behörde nun bestätigte. Medienberichten zufolge hat Credit Suisse die Anzeige eingereicht. Darauf angesprochen erklärte ein Sprecher des Bankhauses: "Wir äußern uns nicht zu laufenden Verfahren."

Unter dem neuen Konzernchef Ulrich Körner und dem neuen Rechtschef Markus Diethelm hat die in einem tiefgreifenden Umbau steckende Credit Suisse mit Rechtsfällen bereits wiederholt für Schlagzeilen gesorgt. So reichte das Geldhaus etwa im Dezember eine Klage gegen das Onlineportal "Inside Paradeplatz" ein, unter anderem weil das Medium in einer Reihe von Berichten die Bank und die Führungsspitze verunglimpft habe. Nach Einschätzung von Analysten dürfte Credit Suisse am Donnerstag einen weiteren Milliardenverlust veröffentlichen.

(Bericht von Oliver Hirt und John Stonestreet, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)