(neu: Kursentwicklung in den USA im 1. Absatz und Aussagen des Bundes als Großaktionär im 7. Absatz)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Der schwere Rückschlag des Impfstoffforschers Curevac mit seinem Corona-Vakzin hat den Aktionären nahezu eine Kurshalbierung mit einem Börsenwertverlust von 7,7 Milliarden US-Dollar eingebrockt. Im Handel an der US-Börse Nasdaq brachen die Papiere des Tübinger Pharmaunternehmens am Donnerstag zuletzt um mehr als 40 Prozent auf 53,50 Dollar ein. Es war der heftigste Einbruch seit dem Börsengang im Sommer 2020, die Papiere fielen auf den tiefsten Stand seit November 2020.

Der Impfstoffkandidat CVnCoV hat einer Zwischenanalyse zufolge nur eine vorläufige Wirksamkeit von 47 Prozent gegen eine Corona-Erkrankung "jeglichen Schweregrades" erzielt. Er verfehlte damit die vorgegebenen statistischen Erfolgskriterien. Vorstandschef Franz-Werner Haas sagte, man habe auf stärkere Ergebnisse gehofft. Die laufende Studie soll aber bis zur finalen Analyse fortgeführt werden.

Die Ergebnisse der Studie säten Zweifel an der Wettbewerbsfähigkeit der mRNA-Entwicklungsplattform von Curevac, schrieb Analyst Eun Yang von der US-Bank Jefferies. Die erzielte Wirksamkeit des Impfstoffkandidaten sei "ziemlich enttäuschend". Der Experte bereinigte die Schätzungen um den Hoffnungsträger des Unternehmens und errechnete ein neues Kursziel von 45 US-Dollar - nicht einmal die Hälfte des Schlusskurses von knapp 95 Dollar an der Technologiebörse Nasdaq vom Vortag. Dort findet der Haupthandel mit den Papieren statt.

Während Konkurrent Biontech aus Mainz seinen Impfstoff, der wie das Vakzin von Curevac auf der mRNA-Technologie basiert, schon seit gut einem halben Jahr auf dem Markt hat, hatte sich die Forschung bei den Tübingern lange hingezogen. Vor Veröffentlichung der Zwischenanalyse war bereits bekannt geworden, dass sich die Zulassung weiter verzögert.

Marktstratege Jim Reid von der Deutschen Bank stellte fest, dass die Wirksamkeit des Impfstoffs von Curevac "deutlich" hinter jenen Vakzinen vom Duo Biontech/Pfizer sowie von Moderna zurückbleibe. Das liege möglicherweise auch daran, dass der Studie des Unternehmens etliche Varianten des Virus zugrunde gelegen hätten. Die Aktien des Konkurrenten Biontech profitierten derweil mit einem Kursgewinn von knapp vier Prozent vom Fiasko für Curevac.

Im Herbst vergangenen Jahres hatten die Spekulationen um den Impfstoff von Curevac den Aktienkurs der Tübinger binnen fünf Wochen auf Xetra von gut 40 auf mehr als 120 Euro nach oben schießen lassen. Etwa zu dieser Zeit hatte Curevac die Zulassung in der EU und in Lateinamerika ins Auge gefasst - aus der bisher aber nichts wurde. Mit dem Kurseinbruch fielen die Curevac-Aktien nun wieder auf das Niveau aus der Zeit vor dieser Rally zurück.

Der Bund hält derweil auch nach dem Rückschlag für Curevac an seiner Beteiligung an dem Unternehmen fest. Das Wirtschaftsministerium begründete das mit der Verfolgung gesundheits- und industriepolitischer Ziele. Der Bund war im vergangenen Jahr über die Aufbaubank KfW bei Curevac eingestiegen und hält einen Anteil von 16 Prozent der Aktien. Dieses Paket war an diesem Donnerstag auf einen Schlag umgerechnet gut eine Milliarde Euro weniger wert./bek/he