Von Markus Klausen

FRANKFURT (Dow Jones)--Die deutsche Autobranche dürfte trotz höherer Rohstoffkosten und Lieferengpässe bei Halbleiterkomponenten ein gutes zweites Quartal verzeichnet haben. Besonders die starke Nachfrage in allen Teilen der Welt, insbesondere auf dem für Premiumhersteller wichtigen chinesischen Markt, sollte Daimler nicht nur zu einem Umsatz- und Gewinnplus geführt haben. Nach der überraschend guten Entwicklung bei Volkswagen und Stellantis könnte auch der Stuttgarter Konzern (erneut) vorab Eckzahlen vorlegen. Eigentlich will Daimler die Quartalszahlen am 21. Juli veröffentlichen.

Die folgenden Punkte stehen im Mittelpunkt:

Welchen Einfluss haben die Chip-Engpässe? Bisher wurde weitgehend erwartet, dass die Probleme bis Jahresende und womöglich darüber hinaus zu spüren seien, die größten Schwierigkeiten in der Produktion aber im zweiten Quartal auftreten werden. Beim Blick auf die guten Absatzzahlen bei Mercedes-Benz Cars und Vans im zweiten Quartal (+28 Prozent zum Vorjahr/-1,2 Prozent zum außergewöhnlich guten Vorquartal) und die starken Eckzahlen von Volkswagen zum Quartal könnte aber auch Daimler die Engpässe besser weggesteckt haben als befürchtet. Analysten von Warburg gehen davon aus, dass sich der Konzern angesichts der Engpässe in der Produktion auf Modelle mit hoher Marge konzentriert hat - die operative Rendite bei Cars & Vans dürfte nach außerordentlich starken 14,3 Prozent im ersten Quartal nun bei rund 11 Prozent liegen.

Umsatz und Gewinn deutlich gestiegen: Die hohe Nachfrage nach Premiummodellen und hohe Verkaufspreise sollten Daimler daher ein Rekord-EBIT für das zweite Quartal beschert haben, meinen Analysten von Warburg. Im Konsens wird mit einem operativen Ergebnis über 4 Milliarden Euro gerechnet. Grund für den hohen Gewinn seien auch die seit dem Amtsantritt von CEO Ola Källenius vorgenommenen Kostensenkungen, meinen Analysten der Deutschen Bank. Dadurch sei die Gewinnschwelle gesenkt worden. Im Vorjahr hatte Daimler im Quartal wegen der Restriktionen zur Eindämmung der Pandemie noch einen Milliardenverlust verzeichnet. Der Umsatz wird dank besserer Verkäufe und Preise nun gut ein Drittel über dem Vorjahr gesehen.

Boom bei Nutzfahrzeugen hält an: Rückenwind erhält Daimler nicht nur von guten Autogeschäften, auch die starke Nachfrage nach Nutzfahrzeugen angesichts der gut laufenden Konjunktur hält an. Im abgelaufenen Quartal sollten die Verkäufe von Bussen und Lkws deutlich gestiegen sein. Die bereinigte operative Marge sollte mit 7,0 Prozent über der des ersten Quartals von 6,0 Prozent liegen - und damit auch am oberen Ende der Spanne von 6,0 bis 7,0 Prozent für das Gesamtjahr, meinen Analysten von Warburg.

Daimler nochmals optimistischer für 2021? An der Konzern-Jahresprognose dürfte Daimler nicht rütteln, da diese ohnehin schon deutliche Steigerungen sowohl beim Absatz als auch bei Umsatz und operativen Ergebnis vorsieht. Möglicherweise könnten die Stuttgarter aber die erwarteten Zuwächse präzisieren, oder erneut die Spartenziele anpassen. Ende April wurden die Margenziele für Mercedes-Benz und Mobility erhöht. Möglicherweise könnte der Ausblick nun für das Truck-Geschäft angesichts der starken Entwicklung leicht angehoben werden. Analysten von Warburg gehen davon aus, dass Daimler hier mittlerweile das obere Ende der Spanne von 6 bis 7 Prozent erreichen sollte.

Nachfolgend eine Auswertung der Prognosen von Analysten zum zweiten Quartal und Gesamtjahr 2021:


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.                                  PROG  PROG PROG 
2. QUARTAL                         2Q21  ggVj Zahl     2Q20 
Umsatz                           41.146  +36%    7   30.184 
EBIT                              4.088    --    7   -1.682 
EBIT bereinigt                    4.040    --    5     -708 
Ergebnis nach Steuern/Dritten     3.036    --    3   -2.001 
Ergebnis je Aktie                  2,81    --    5    -1,87 
Umsatz Mercedes-Benz Cars&Vans   26.695  +41%    5   18.949 
Umsatz Trucks&Buses               9.229  +49%    5    6.200 
Umsatz Mobility                   6.994   +8%    5    6.450 
Umsatz Überleitungen             -1.878    --    5   -1.415 
EBIT Mercedes-Benz Cars&Vans      3.090    --    5   -1.125 
EBIT Trucks&Buses                   641    --    5     -756 
EBIT Mobility                       634 +209%    5      205 
EBIT Überleitungen                 -103    --    5     -6,0 
Free Cashflow Industriegeschäft   1.511 +121%    3      685 
 
.                                  PROG  PROG PROG 
GESAMTJAHR                         Gj21  ggVj Zahl     Gj20 
Umsatz                          171.776  +11%   13  154.309 
EBIT                             17.145 +160%   13    6.603 
EBIT bereinigt                   17.208  +99%    6    8.641 
Ergebnis nach Steuern/Dritten    12.327 +240%   12    3.627 
Ergebnis je Aktie                 11,35 +235%   14     3,39 
Umsatz Mercedes-Benz Cars&Vans  112.592  +14%    3   98.576 
Umsatz Trucks&Buses              41.409  +19%    3   34.671 
Umsatz Mobility                  29.046   +5%    3   27.699 
Umsatz Überleitungen             -8.686    --    3   -6.637 
EBIT Mercedes-Benz Cars&Vans     13.041  +152    3    5.172 
EBIT Trucks&Buses                 3.128 +496%    3      525 
EBIT Mobility                     2.297  +60%    3    1.436 
EBIT Überleitungen                 -442    --    3     -530 
Free Cashflow Industriegeschäft   7.373  -11%    6    8.259 
Dividende je Aktie                 3,76 +179%   11     1,35 
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- alle Angaben in Millionen Euro, Ausnahme Ergebnis und Dividende je Aktie in Euro

- Bilanzierung nach IFRS

- Quellen: Angaben des Unternehmens, Prognosen von Factset

- ggVj = Veränderung in Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum

- das Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr

- alle Angaben ohne Gewähr

Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

DJG/kla/sha

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July 14, 2021 11:20 ET (15:20 GMT)