"Wir werden definitiv weniger ausliefern als wir hätten verkaufen können, und das gilt auch für nächstes Jahr", sagte er am Dienstag. Wie hoch die Ausfälle seien, könne man nicht sagen. "Es ist ein Kampf um jeden Chip."

Die Lkw-Branche war in der ersten Jahreshälfte noch weitgehend verschont von dem Chipmangel geblieben, inzwischen sind die Probleme aber auch hier angekommen. Der Rivale Traton hatte zuletzt erklärt, dass der Absatz in der zweiten Jahreshälfte geringer ausfallen dürfte. Die Knappheit trifft die Branche zu einem Zeitpunkt, zu dem die Nachfrage nach Fahrzeugen zulegt. "Wir können im Moment mehr verkaufen, als wir produzieren können", sagte Daum. Zugleich stellte Daum höhere Preise in Aussicht. Neben den Chips hätten sich auch Rohmaterial wie Stahl und Aluminium verteuert. Dies müsse weitergegeben werden, sagte er.

Bei der geplanten Reduzierung der Fixkosten um 15 Prozent bis 2025 sei Daimler Truck "ordentlich unterwegs", sagte Daum. Auf dem nächsten Kapitalmarkttag am 11. November werde eine Zwischenbilanz gezogen. Arbeitsplätze fielen im indirekten Bereich weg, nicht in der Produktion, sagte er.

ELEKTROMOBILITÄT NICHT ZULASTEN DER RENDITE

Der Börsengang von Daimler Truck steht noch in diesem Jahr an; die Daimler-Aktionäre hatten am Freitag grünes Licht gegeben. Bis 2030 will Daimler Truck 60 Prozent seines Umsatzes mit Elektro- und Brennstoffzellenfahrzeugen erwirtschaften. Daum zeigte sich zuversichtlich, dass das Hochfahren der Elektromobilität nicht zulasten der Rendite gehen werde. Er hat dem Unternehmen Renditeziele abhängig von den Marktbedingungen verordnet, die zwischen sechs und mehr als zehn Prozent liegen. Im ersten Halbjahr hatte der weltweit führende Lkw-Hersteller zehn Prozent Rendite geschafft. Daimler Truck hinkt damit aber deutlich den Rivalen Scania und Volvo hinterher.

Noch in dieser Woche soll der elektrische eActros in Deutschland in die Serienfertigung gehen. Das Fahrzeug kostet ungefähr dreimal so viel wie ein vergleichbarer Diesel-Laster. Bei den Preisen für Batterien sei in den kommenden Jahren mit einem Rückgang zu rechnen, sagte Daum. Auch die Wartung von Elektro-Trucks sei günstiger als die von Diesel-Fahrzeugen. Dennoch werde CO2-freies Fahren immer teurer sein als der Betrieb herkömmlicher Lastwagen, sagte der Manager, selbst wenn sich Strom und Wasserstoff deutlich verbilligten. Daum widersprach damit MAN-Chef Andreas Tostmann, der zuletzt erklärt hatte, er rechne damit, dass unter den richtigen Rahmenbedingungen Elektro-Lastwagen ab Mitte des Jahrzehnts nicht mehr teurer als herkömmliche Fahrzeuge seien.