Von Jennifer Smith

NEW YORK (Dow Jones)--Die globale Halbleiterkrise erreicht die Fließbänder für Lkws. Das liegt am Mangel an Chips und anderen Komponenten, der die Hersteller hart trifft. Sie versuchen nichtsdestotrotz die zunehmenden Bestellungen der Speditionen abzuarbeiten. "Die nordamerikanische Produktion von Lkws der Klasse 8, den größten Transportfahrzeugen auf Autobahnen, stagniert im Grunde genommen seit September, und das in einem Markt, in dem schnell mehr Lkws benötigt werden", so Don Ake vom Branchenverband FTR.

Laut Ake schoss das Auftragspolster bei den Lkw-Herstellern von 89.300 im Juni vergangenen Jahres, als die Truck-Unternehmen coronabedingt ihre Kapazitäten abbauen mussten, auf 205.000 im Januar. Die Speditionen bestellten allein im vergangenen Monat 44.000 schwere Lkws, mehr als dreimal so viele wie im Februar 2020, so die vorläufigen Daten von FTR. "Der Auftragsbestand wird weiter zunehmen, bis die Produktion besser läuft", meint Ake.

Laut den Lkw-Herstellern veranlasste die Halbleiterknappheit die Automobilhersteller wie Ford, GM und Honda dazu, Werksschichten zu kürzen und die Produktion zu reduzieren. Derweil reiht sich der Chipengpass ein in einen generellen Mangel von Komponenten, der die Lieferketten hart trifft.


 Speditionen reißen Lkw-Herstellern Truck aus den Händen 

"Wie der Rest der Branche navigieren wir uns durch eine Reihe von Lieferengpässen, einschließlich solcher, die Halbleiter betreffen. Grund ist das massive Hochfahren der Produktion auf der ganzen Welt", hat Martin Weissburg von Volvo beobachtet. "Bis jetzt konnten wir uns durch die Probleme durchwurschteln, ohne die Produktion zu unterbrechen", sagte er weiter. "Die Situation ist im Fluss und wir tun weiterhin alles, was wir können, um Auswirkungen auf die Kunden zu minimieren."

Ein Sprecher von Daimler Nordamerika berichtet, dass Arbeits- und Rohstoffengpässe "weiterhin Herausforderungen in unserer Lieferkette darstellen". Aber trotzdem sei das Unternehmen in der Lage gewesen, "die gesamte Fahrzeugproduktion nahe dem Plan zu halten".


 Mitarbeiter müssen oft wegen Corona zu Hause bleiben 

Der Motorenhersteller Cummins mit Sitz in Indiana hat mit längeren Lieferzeiten für viele Komponenten sowie mit coronabedingten Auszeiten seiner Mitarbeiter zu kämpfen. Das Unternehmen erwartet, dass sich die Versorgungsengpässe in der zweiten Jahreshälfte entspannen werden.

Laut der Konzernleitung von Cummins entstünde für jedes gelöste Problem irgendwo anders gleich das nächste. Das Unternehmen arbeitet intensiv mit Zulieferern und Kunden zusammen, um den Druck in der Lieferkette zu mindern und mit der Nachfrage Schritt zu halten. Derweil sei die Firma auf mehrere Zulieferer in einer Vielzahl von Märkten angewiesen. Trotzdem erwartet das Unternehmen, dass es seine Prognosen erfüllt.

Ake vom Branchenverband FTR klagt unterdessen über zunehmende Stahlpreise und Problemen mit Kabelbäumen, die elektronische Komponenten verbinden. Die Verknappung kommt zu einem Zeitpunkt, an dem knappe Lkw-Kapazitäten die Transportpreise für Unternehmen in die Höhe treiben, die sich beeilen, ihre durch die Pandemie erschöpften Lagerbestände aufzufüllen. Das gibt den Speditionen immerhin mehr Geld, um in neue Fahrzeuge zu investieren.

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March 08, 2021 04:36 ET (09:36 GMT)