FRANKFURT (dpa-AFX) - Am ersten Tag der Warnstreiks in der Metall- und Elektroindustrie haben sich nach Angaben der Gewerkschaft rund 60 000 Beschäftigte an den Protesten beteiligt. Schwerpunkt war der Bezirk Niedersachsen/Sachsen-Anhalt mit mehr als 22 000 Teilnehmern, wie der IG-Metall-Vorstand am Dienstag in Frankfurt berichtete.

Den Anfang hatten bereits kurz nach Mitternacht Beschäftigte beispielsweise im Bremer Mercedes-Werk, in Hamburg bei Airbus Operations, im Daimler-Werk in Berlin-Marienfelde oder bei Continental im rheinland-pfälzischen Rheinböllen gemacht. Den Tag über folgten viele weitere Belegschaften den Aufrufen der IG Metall. Allein beim Auto-Zulieferer ZF Friedrichshafen in Saarbrücken beteiligten sich 4000 Metallerinnen und Metaller.

Die IG Metall achtet nach eigenen Angaben streng darauf, bei den Protesten die in der Corona-Pandemie notwendigen Hygiene-Vorschriften und Abstandsregeln einzuhalten. So bildeten rund 300 Beschäftigte der Offenbacher GKN Driveline eine Menschenkette um das Werk. An anderen Orten gab es Autokino-Demos und Corsos.

Die Arbeitgeber hätten in den letzten Wochen nichts unversucht gelassen, um die Pandemie für ihre Interessen zu instrumentalisieren, kritisierte Mitte-Bezirkschef Jörg Köhlinger auf der nächtlichen Kundgebung in Andernach. "Während die Arbeitgeber in der Pandemie mit Milliarden an Steuergeldern unterstützt werden, behaupten sie, dass es an die Beschäftigten nichts zu verteilen gibt", sagte er. Diese Haltung werde man ganz sicher nicht hinnehmen.

Die Warnstreiks werden in den kommenden Tagen fortgesetzt, kündigte die Gewerkschaft an. Am 9. März finden in dem wichtigen Bezirk Baden-Württemberg wieder Verhandlungen statt. Dort allein sind am Mittwoch und Donnerstag Aktionen in mehr als 60 Betrieben geplant. "Jetzt bekommt Südwestmetall die Quittung für den Stillstand am Verhandlungstisch", sagte IG-Metall-Bezirkschef Roman Zitzelsberger. Drei Verhandlungsrunden seit Mitte Dezember haben bislang keine Annäherung gebracht.

Die Gewerkschaft fordert für die rund 3,8 Millionen Beschäftigten vier Prozent mehr Lohn - wo es in einem Betrieb schlecht läuft, in Form von Lohnausgleich bei einer auf vier Tage abgesenkten Arbeitszeit. Die Arbeitgeber haben bislang Lohnerhöhungen frühestens für das Jahr 2022 in Aussicht gestellt und wollen automatische Abweichungen vom Tarifniveau für schwächere Betriebe.

Die Warnstreiks lehnen sie als unnötig ab. So verwies der Hauptgeschäftsführer des Maschinenbau-Verbands VDMA, Thilo Brodtmann, auf die unsichere wirtschaftliche Lage und Beschäftigungssituation: "Sicher ist nur, dass dieses Jahr keine Zeit für Lohnerhöhungen ist. Dass dennoch die Gewerkschaften Streikmaßnahmen durchführen, lädt die Tarifrunde nur emotional auf. Dabei ist die Lage am Arbeitsmarkt ein klares Votum gegen Streiks."/ceb/DP/stw