Altdorf (awp) - Der Industriekonzern Dätwyler hat im ersten Halbjahr 2021 den Umsatz im fortgeführten Geschäft deutlich im zweistelligen Prozentbereich gesteigert. Der vergleichbare Gewinn erhöhte sich gar überproportional. Das Unternehmen profitiert von den laufenden Impfkampagnen und der hohen Nachfrage nach Kaffeekapseln und erhöht gleichzeitig die Prognose.

Da Dätwyler Ende 2019 eine strategische Neuausrichtung mit Fokus auf Dichtungslösungen angekündigt und die beiden Distributionsunternehmen Distrelec und Nedis mit grossem Verlust verkauft hat, ist der Vergleich der aktuellen Zahlen mit dem Vorjahr nur bedingt möglich. Der Fokus liegt deshalb auf dem fortgeführten Geschäft, zu dem neben den neu gebildeten Sparten Healthcare Solutions und Industrial Solutions noch der Online-Distributor Reichelt gehört, der allerdings dereinst auch verkauft werden soll.

Der vergleichbare Umsatz legte um knapp 21 Prozent auf 590,0 Millionen Franken zu, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Beinahe in allen bearbeiteten Märkten sei ein zum Teil deutlich zweistelliges Umsatzwachstum erzielt worden. Das Umsatzniveau liegt auch 8 Prozent über dem Niveau des ersten Semesters 2019.

Die Sparte Healthcare Solutions beliefert unter anderem Impfstoffhersteller mit Zubehör für die Bereitstellung von Covid-Impfstoffen wie Elastomer-Komponenten und gehört daher zu den Profiteuren der Corona-Pandemie. Hier nahmen die Verkäufe um 18,7 Prozent auf 238,7 Millionen Franken zu und die EBIT-Marge um über 5 Prozentpunkte auf 23,8 Prozent.

Neue Kunden für Kaffeekapseln

Die Division Industrial Solutions verzeichnete einen Umsatzzuwachs von 23,9 Prozent auf 249,3 Millionen, während die EBIT-Marge um 2,3 Prozentpunkte auf 12,8 Prozent anzog. Hier lief es insbesondere im Teilbereich Food & Beverage prächtig, dank einem neuen Zehnjahresvertrag mit Nespresso für die Herstellung von Kaffeekapseln und auch dank neuen Kunden.

In den Business Units Mobility und General Industry haben sich die Marktverhältnisse im Vergleich zur pandemiegeplagten Vorjahresperiode wieder mehr oder weniger normalisiert. Allerdings wirkt sich in der Automobilindustrie die allgemeine Verknappung von IT-Komponenten negativ auf die weltweite Produktionstätigkeit aus. Die Division Reichelt schliesslich wuchs um gut 17 Prozent auf 105,0 Millionen Franken.

Auch auf Gewinnstufe sind die Zahlen mit dem Vorjahr nicht direkt vergleichbar. Darum werden hier die um den erwähnten hohen Devestitionsverlust bereinigten Vorjahreszahlen herangezogen. Der adjustierte Betriebsgewinn (EBIT) erhöhte sich um 53,3 Prozent auf 98,9 Millionen Franken und die entsprechende Marge um 3,6 Basispunkte auf 16,8 Prozent. Der Reingewinn stieg um über 70 Prozent auf 74,5 Millionen. Damit wurden die Erwartungen der Analysten auf allen Ebenen klar übertroffen.

Im Ausblick auf das zweite Semester 2021 zeigt sich das Unternehmen zuversichtlich und erhöht die Prognosen für das Gesamtjahr. Neu wird ein Umsatz von über 1,15 Milliarden Franken erwartet sowie eine EBIT-Marge von über 16 Prozent. Bisher lautete die Guidance beim Umsatz auf über 1,1 Milliarden und bei der Marge auf über 15 Prozent.

Dank des weltweiten Impffortschritts geht Dätwyler aber davon aus, dass die Rahmenbedingungen in den relevanten Märkten mehrheitlich stabil bleiben. Der Auftragsbestand im Healthcare- und im Food & Beverage Geschäft ist zudem unverändert hoch. Unsicherheiten gibt es wegen der Verknappung von Elektronikkomponenten und der Beschaffungssituation für gewisse Rohmaterialien.

cf/tv