FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aktien von Essenslieferdiensten haben am Freitag erneut zur Erholung angesetzt und sind dabei auch von Übernahmegerüchten angetrieben worden. Nach Spekulationen zum Wochenstart gab es nun weitere Berichte über ein Interesse an der US-Tochter Grubhub von Just Eat Takeaway.com.

Am deutschen Markt zogen Delivery Hero mit plus 2,5 Prozent auf 39,77 Euro an die Dax-Spitze, gefolgt von dem Kochboxen-Lieferanten Hellofresh, dessen Aktien um 1,3 Prozent auf 34,13 Euro stiegen. An der Euronext sprangen Just Eat Takeaway.com um 8,2 Prozent auf 22,09 Euro hoch. Die Gesamtmärkte standen wegen Zins- und Inflationssorgen deutlich unter Druck.

Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf informierte Quellen berichtete, sind Finanzinvestoren wie Apollo Global Management an Grubhub interessiert. Just Eat könnte es aber schwer haben, einen Preis nahe der 7,3 Milliarden US-Dollar zu erzielen, die das Unternehmen 2021 für Grubhub bezahlt hat. Denn einige Interessenten zögen Angebote von etwa einer Milliarde Dollar in Betracht, hieß es weiter.

Bereits zu Wochenbeginn hatte es Übernahmegerüchte zu dem US-Unternehmen Grubhub gegeben, die auch die deutschen Aktien beflügelt hatten. Da hatte die "Sunday Times" geschrieben, dass Grubhub-Mitgründer Matt Maloney den Essenslieferanten im Frühjahr gemeinsam mit einer Beteiligungsgesellschaft habe zurückkaufen wollen, sich dann aber dagegen entschieden habe. Nun seien die Bewertungen in der Branche stark gefallen, was die Chance auf einen Deal doch wiederbeleben könnte, hieß es in dem Bericht weiter.

"Der Konsolidierungsdruck in der Lieferdienstbranche nimmt mit dem Tempo von Zinsanhebungen zu", kommentierte Marktexperte Andreas Lipkow von Comdirect. Insbesondere die noch jungen Branchen, wie etwa die der Essenslieferanten, steckten noch inmitten kostenintensiver Expansionsphasen. "In den vergangenen Jahren war das kein Problem, da die Finanzierungskosten gering waren. Nun aber stellen die steigenden Zinsen einen echten Kostenfaktor dar, und in der Branche werden Zusammenschlüsse gesucht."

Ein Händler sah dagegen keinen sonderlichen Einfluss auf die Kursentwicklung von Delivery Hero und Hellofresh durch die Grubhub-Spekulationen. "Vielmehr erholen sich die Aktien nach der jüngst unterdurchschnittlichen Kursentwicklung." Mit der zu Ende gehenden Corona-Pandemie verloren auch die einstigen Krisengewinner zunehmend an Wert. Im Mai sackten Delivery Hero unter 24 Euro und damit auf ein Rekordtief. Hellofresh sanken im selben Monat unter 31 Euro auf ein Zweijahrestief./ck/tav/jha/