Von Dan Gallagher

NEW YORK (Dow Jones)--Das Leben meinte es in letzter Zeit gut mit HP und Dell. Viele Investoren scheinen zu denken, dass das PC-Geschäft derzeit auf vollen Touren läuft. Die boomende Nachfrage nach PCs hat HP und Dell zu zwei der stärksten Tech-Aktien unter den großen Namen in diesem Jahr gemacht. Vor den vorerst letzten Quartalsberichten gegen Ende der Vorwoche rangierte HP seit Jahresbeginn um 31 Prozent im Plus, während Dell sogar um 36 Prozent zulegte. Das übertrifft bei weitem die Entwicklung von Microsoft und Apple - die beiden am höchsten bewerteten Unternehmen des Marktes, die ebenfalls einen großen Anteil am PC-Markt haben.

Das legte die Messlatte für die Ergebnisse der beiden Unternehmen für das im April beendete Geschäftsquartal hoch. Aber beide haben es geschafft. Der Umsatz von HP stieg im Jahresvergleich um 27 Prozent auf etwa 15,9 Milliarden US-Dollar und erzielte damit das beste Wachstum seit der Trennung von der Schwesterfirma Hewlett Packard Enterprise im Jahr 2015. Der Umsatz von Dell verbesserte sich im Jahresvergleich um 12 Prozent auf rund 24,5 Milliarden Dollar. Beide übertrafen damit die Schätzungen der Wall Street deutlich. Die PC-Verkäufe machen etwas mehr als die Hälfte des Gesamtumsatzes von Dell und etwas mehr als 60 Prozent des Umsatzes von HP aus.


   PC-Hersteller bekommen Chip-Knappheit zu spüren 

Dennoch fielen beide Aktien als Reaktion auf die Ergebnisse. HP-Aktien rauschten um 9 Prozent nach unten, da Analysten feststellten, dass die Gewinnprognose pro Aktie für das im Oktober endende Geschäftsjahr den Druck in der zweiten Jahreshälfte widerspiegelt. Das Unternehmen begründete dies mit "gestiegenen Kosten bei Rohstoffen und Logistik". Der Konzern argumentierte auch, dass die anhaltende Chip-Knappheit seine Fähigkeit beeinträchtigen werde, die Nachfrage sowohl bei PCs als auch bei Druckern zu befriedigen. Dell-Aktien gaben um 1,1 Prozent nach, da das Unternehmen ebenfalls Lieferengpässe als einen Faktor dafür anführte, dass der Umsatz im Juli-Quartal "leicht unter unserem normalen sequenziellen Muster der vergangenen Jahre liegt".

PCs sind seit Jahren ein ausgereiftes Geschäft. Der Sektor verzeichnete von 2012 bis 2018 jedes Jahr einen Rückgang der weltweiten Verkaufszahlen, so Gartner und IDC, die die PC-Verkäufe verfolgen. Microsofts Ende der Aktualisierungen für Windows 7 löste 2019 einen kleinen Upgrade-Zyklus aus, aber vor allem hat die Pandemie die Nachfrage wirklich angekurbelt, da Mitarbeiter und Studenten, die nach Hause geschickt wurden, sich beeilten, sich auszurüsten. Der Absatz von PC- und Chromebooks sprang um 13 Prozent auf 302,6 Millionen im Jahr 2020 und erhöhte sich im ersten Quartal um 55 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, so die Daten von IDC.


   Analysten sind sich uneins über weitere Kursentwicklung 

Analysten sind sich uneins darüber, wie viel Dampf dem Sektor noch bleibt. "Wir befürchten, dass die PC-Stärke in den Jahren 2020 und 2021 einen Vorzieheffekt und somit einen einmaligen Anstieg der PC-Nachfrage bedeutet", schreibt Toni Sacconaghi von Bernstein. Jim Suva von Citi hingegen meint, dass die Investoren die Aussichten für die Branche "übermäßig negativ" einschätzen, "da unserer Ansicht nach, die Gesellschaft die installierte PC-Basis mit dem Bedarf an flexibler Arbeit und Bildung permanent erhöhen wird". David Vogt von UBS stimmt dem zu und schreibt, dass "unsere Analyse der Kaufabsichten der Verbraucher und die Überprüfung der Vertriebskanäle einen anhaltenden Nachfragehintergrund unterstützen, der die Sorgen um den 'Spitzengewinn' ausgleicht."

Die Wall Street erwartet, dass sich das Wachstum beider Unternehmen im laufenden Geschäftsquartal, das im Juli endet, deutlich verlangsamen wird. Aber weder HP noch Dell sind furchtbar teure Investments. Beide Aktien wurden bereits vor den vergangenen Rückgängen zu etwa einem Drittel des durchschnittlichen Multiplikators der Nasdaq auf die zukünftigen Gewinne gehandelt. Das ist nicht übers Ziel hinausgeschossen, wenn sich der PC-Boom nicht als Rohrkrepierer erweist.

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May 31, 2021 10:17 ET (14:17 GMT)