Von Steffen Gosenheimer

NEW YORK (Dow Jones)--Das am Mittwoch im Späthandel veröffentlichte Protokoll der US-Notenbanksitzung von Anfang Mai entpuppt sich mehr und mehr als eine Art Brustlöser. Dow & Co scheinen seitdem kaum noch ein Halten zu kennen. Nach den noch etwas zaghaften Gewinnen am Mittwoch und der dynamischen Aufwärtsbewegung am Donnerstag geht es am Freitag praktisch ungebremst weiter nach oben. Für den Dow zeichnet sich damit erstmals seit acht Wochen - der längsten Negativserie seit 1932 - wieder eine positive Wochenbilanz ab.

Zur Mittagszeit in New York steigt der Dow-Jones-Index vor dem verlängerten Wochenende um 1,1 Prozent auf 32.990 Punkte. Der S&P-500 legt um weitere 1,7 Prozent zu, die als zinsreagibler geltenden Nasdaq-Indizes laufen erneut vorneweg mit Zugewinnen bis 2,4 Prozent.

Am Montag ruht das Geschäft an den US-Finanzmärkten komplett wegen des "Memorial Day". Bereits am Berichtstag endet deswegen am Anleihemarkt der Handel bereits um 20.00 Uhr MESZ.

Das Protokoll hat die Hoffnung geweckt, dass der Zinserhöhungspfad weniger steinig werden könnte als bislang befürchtet, weil die US-Notenbanker nach zunächst zwei weiteren kräftigen Zinserhöhungen für die Zeit danach ein behutsameres Vorgehen signalisiert haben. Dazu kommt tagesaktuell, dass sich die am Preisindex für persönliche Konsumausgaben gemessene Inflation im April im Vergleich zum Vormonat etwas abgeschwächt hat. Dass sich der an der Universität Michigan berechnete Index für die Verbraucherstimmung zum Monatsende stärker als erwartet verringert hat, belastet nicht.

Daneben sorgen überraschend starke Umsatzzahlen von Einzelhandelsriesen wie Macy's oder Dollar Tree vom Vortag weiter für Zuversicht. Dazu passend sind die vor Börsenstart gemeldeten persönlichen Ausgaben der US-Verbraucher im März höher ausgefallen als erwartet. Und schließlich hat der Ausverkauf bei etlichen Aktien laut Marktteilnehmern die Bewertungen so attraktiv gemacht, dass sich einige Anleger nun wieder zu Käufen ermutigt fühlten.

Trotz der derzeitigen Euphorie gibt es weiter aber auch mahnende Stimmen, dass bereits ein Boden gefunden sein könnte. Die geläufigen Probleme wie steigende Zinsen, hohe Inflation und Lieferkettenprobleme seien längst nicht vom Tisch.

Am Rentenmarkt tut sich wie schon am Vortag wenig. Überwiegend fallen die Marktzinsen leicht mit der Spekulation auf einen weniger harschen Zinserhöhungspfad der US-Notenbank. Das bremst auch den Dollar etwas, der angesichts der guten Stimmung auch als sicherer Hafen derzeit nicht gesucht ist. Der Dollarindex ist fast unverändert. Die Ölpreise tendieren nach den kräftigen Vortagsgewinnen seitwärts.


   Dell-Aktie haussiert - Workday steil abwärts 

Am Aktienmarkt führen Auto- und Halbleiterwerte die Gewinnerliste an mit Pluszeichen bei den jeweiligen Subindizes von 5,2 bzw. 3,1 Prozent. Bei Einzelwerten sorgen Geschäftszahlen für Bewegung. Dell verteuern sich um 11,7 Prozent, nachdem der Computerbauer einen Gewinnanstieg und einen Rückgang bei einigen operativen Kosten gemeldet hat. Ulta Beauty gewinnen knapp 10 Prozent. Die Kosmetikkette hat nach unerwartet starken Geschäftszahlen die Prognose angehoben. Derweil hat Gap einen Verlust ausgewiesen, die Aktie der Bekleidungskette verbilligt sich um gut 3 Prozent.

Workday gehen um 7,4 Prozent in die Knie. Das Softwareunternehmen hat im zurückliegenden Quartal den Verlust verdoppelt. Marvell Technology klettern dagegen um 4,7 Prozent. Der Halbleiterkonzern überzeugte vor allem mit dem Ausblick.

Mit Costco Wholesale hat ein weiteres Unternehmen aus dem Handelsbereich besser abgeschnitten als vorausgesagt ab. Der Kurs des Großhändlers legt um 0,9 Prozent zu. Er war am Vortag aber bereits um 5,6 Prozent gestiegen im Sog insgesamt sehr fester Einzelhandelsaktien.


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INDEX                 zuletzt      +/- %       absolut      +/- % YTD 
DJIA                32.990,49      +1,1%        353,30          -9,2% 
S&P-500              4.127,10      +1,7%         69,26         -13,4% 
Nasdaq-Comp.        12.025,56      +2,4%        284,91         -23,1% 
Nasdaq-100          12.575,64      +2,4%        298,85         -22,9% 
 
US-Anleihen 
Laufzeit          Rendite  Bp zu VT  Rendite VT  +/-Bp YTD 
2 Jahre              2,48      -0,0        2,48      175,0 
5 Jahre              2,72      +0,9        2,71      145,8 
7 Jahre              2,75      -0,0        2,75      131,4 
10 Jahre             2,73      -2,0        2,75      122,0 
30 Jahre             2,95      -2,4        2,98      105,2 
 
 
DEVISEN               zuletzt      +/- %  Fr, 8:17 Uhr  Do, 23:00 Uhr   % YTD 
EUR/USD                1,0707      -0,2%        1,0754         1,0728   -5,8% 
EUR/JPY                136,10      -0,2%        136,35         136,40   +4,0% 
EUR/CHF                1,0254      -0,4%        1,0301         1,0294   -1,2% 
EUR/GBP                0,8492      -0,3%        0,8508         0,8509   +1,1% 
USD/JPY                127,12      -0,0%        126,78         127,11  +10,4% 
GBP/USD                1,2608      +0,0%        1,2641         1,2603   -6,8% 
USD/CNH (Offshore)     6,7186      -0,7%        6,7542         6,7657   +5,7% 
Bitcoin 
BTC/USD             28.803,85      -2,5%     28.660,45      29.492,07  -37,7% 
 
 
 
ROHOEL                zuletzt  VT-Settl.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex              114,80     114,09         +0,6%           0,71  +57,7% 
Brent/ICE              119,10     117,40         +1,4%           1,70  +56,8% 
 
METALLE               zuletzt     Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.853,93   1.850,50         +0,2%          +3,43   +1,3% 
Silber (Spot)           22,07      22,02         +0,2%          +0,05   -5,3% 
Platin (Spot)          956,73     952,95         +0,4%          +3,78   -1,4% 
Kupfer-Future            4,30       4,26         +1,0%          +0,04   -3,3% 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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(END) Dow Jones Newswires

May 27, 2022 12:29 ET (16:29 GMT)