Für das kommende Jahr rechnet der Dax-Konzern aus Hannover bestenfalls mit einer weltweit stagnierenden Autoproduktion und wird sein Sparprogramm womöglich nachschärfen. "Wir haben gesagt, dass das ein Programm ist, das wir jetzt gestartet haben, dass das aber noch nicht das Ende sein muss und wir möglicherweise weitere Maßnahmen erarbeiten werden", sagte Finanzvorstand Wolfgang Schäfer der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag. Damit könnten weitere Einschnitte folgen. Conti verhandelt mit dem Betriebsrat bereits seit einigen Wochen über einen tiefgreifenden Umbau, von dem bis Ende 2023 weltweit rund 15.000 Stellen betroffen sein werden, 5000 davon in Deutschland.

Im dritten Quartal fuhr der nach Bosch und Denso weltweit drittgrößte Autozulieferer wegen hoher Abschreibungen auf Firmenbeteiligungen einen Betriebsverlust von annähernd zwei Milliarden Euro ein. Vor Jahresfrist hatte ein operativer Gewinn von 852 Millionen Euro zu Buche gestanden. Auch unter dem Strich wies der Dax-Konzern für diesen Zeitraum mit rund zwei Milliarden Euro tiefrote Zahlen aus. Der Umsatz kletterte rund drei Prozent auf 11,1 Milliarden Euro.

Conti hatte bereits Ende Oktober seine mittelfristigen Markterwartungen gesenkt und Abschreibungen von insgesamt 2,5 Milliarden Euro auf mehrere Zukäufe aus frühren Jahren angekündigt, die die Bilanz schmälern. Bereinigt um die Sondereffekte sackte der Betriebsgewinn immerhin noch um ein Fünftel auf 615 Millionen Euro ein. Dennoch sprach Conti von einem soliden Ergebnis: "Betrachtet man unsere operative Leistung, haben wir uns im dritten Quartal vernünftig entwickelt", erklärte Finanzchef Schäfer. Die Rendite lag wie angekündigt bei 5,6 (Vorjahreszeitraum 7,1) Prozent.

HOFFNUNG AUF EINIGUNG

Bei den Gesprächen mit dem Betriebsrat über den geplanten Stellenabbau, Werksschließungen sowie die Umbesetzungen von Personal rechne er in diesem Jahr mit ersten Abschlüssen, zeigte sich Schäfer zuversichtlich. In einigen Fällen würden sich die Verhandlungen aber wohl bis ins kommende Jahr hinziehen. Conti hatte Ende September einen Umbau angekündigt, von dem in den nächsten zehn Jahren bis zu 20.000 Stellen betroffen sein werden, fast ein Zehntel der Belegschaft. Etwa 7000 Arbeitsplätze stehen in Deutschland auf der Kippe. Auch betriebsbedingte Kündigungen schließt Conti nicht aus. Mit dem Programm stemmt sich Conti gegen die Autokrise und richtet sich zugleich stärker auf die Digitalisierung und die Elektromobilität aus. Weltweit pumpen die Autobauer zurzeit Milliarden in neue saubere Antriebe. Die strengeren Klimaschutz-Auflagen gerade in Europa setzen sie immer stärker unter Druck. Zudem sorgt der Handelsstreit mit den USA dafür, dass die Auto-Produktion in China schrumpft, dem weltgrößten Pkw-Markt. Dadurch bekommen die Zulieferer weniger Aufträge und müssen ihrerseits kräftig auf die Bremse treten.

Eine geringere Nachfrage nach Verbrennungsmotoren geht zugleich mit unsicheren Geschäftsaussichten für Elektroautos einher. Das hat bei Investoren für Skepsis gegenüber Neuemissionen gesorgt. Conti hat sich deshalb von dem Plan verabschiedet, mit einem Börsengang seiner Tochter Vitesco, in der die Technik für Verbrenner und elektrische Antriebe gebündelt ist, Geld einzunehmen. Stattdessen werden die Vitesco-Aktien den Conti-Aktionären ins Depot gebucht.