PARIS (dpa-AFX) - Der Geldregen von Staaten und Notenbanken zur Bekämpfung der Corona-Krise könnte einigen Investmentbanken nach Ansicht eines Experten glänzende Geschäfte bescheren. Analyst Andrew Lim von der französischen Großbank Societe Generale stufte deshalb am Mittwoch die Aktien einiger Branchengrößen wie Goldman Sachs, JPMorgan und UBS nach oben, die seiner Ansicht nach besonders von den geöffneten Geldschleusen der Regierungen und Zentralbanken profitieren dürften. Klassische Geschäftsbanken, denen die Krise hohe Kreditausfälle bei ihren Kunden einbrocken könnten, findet er weniger reizvoll.

"Wir sehen die Aktien von Investmentbanken nicht einfach in einem neuen Licht, weil sie billig zu haben sind", schreibt Lim in seiner Branchenstudie. Vielmehr dürften die Fluten an billigem Geld auf den Märkten die Erträge im Kapitalmarkt-Geschäft, bei Investmentfonds und in der Vermögensverwaltung strukturell nach oben treiben.

Die Quantitative Lockerung durch die US-Notenbank Fed verringere bereits die Risikoaufschläge und führe zu einer Erholung der Nachfrage durch die Anleger, argumentiert der Analyst. Er sieht bereits eine ähnliche Entwicklung wie in der Finanzkrise vor mehr als zehn Jahren, als sich die Anleihen- und Aktienmärkte bereits 2009 zu erholen begannen.

Die Aussicht auf Helikoptergeld stimmt Lim auch zuversichtlicher mit Blick auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung. Dazu zählt er steigende Staatsausgaben etwa in Form von Direktzahlungen an Privatleute und Unternehmen, wie sie in einigen Ländern bereits beschlossen wurden. Derzeit hielten sich diese Programme noch auf einem moderaten Niveau, schreibt der Experte. Er erwartet jedoch, dass die Regierungen die Ausgaben noch deutlich hochfahren, um die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie zu bekämpfen.

Dabei dürfte es nach seiner Einschätzung zunächst darum gehen, Kreditausfälle abzufedern. Mittel- bis langfristig werde dieses Geld allerdings zu einem inflationären Wachstum und zu einer steileren Zinskurve führen. Dies sei gut für Banken, da sie am Geschäft mit Anleihen und Krediten verschiedener Laufzeiten verdienen.

Unter den Investmentbanken sind aus seiner Sicht vor allem die Schweizer Häuser Credit Suisse, UBS und Julius Bär für diese Entwicklung gut aufgestellt. Sie böten eine attraktive Kombination von wachsenden Erträgen und Krediten solider Qualität. Die US-Banken JPMorgan, Morgan Stanley und Goldman Sachs könnten ebenfalls von einem Wachstum des Kapitalmarkt-Geschäft profitieren, ohne auf der anderen Seite zu hohe Abschreibungen auf Kredite fürchten zu müssen.

Im Vergleich dazu weniger gut sieht es Lim zufolge für Citigroup, die Bank of America (BofA), Barclays und die Deutsche Bank aus. So gebe es bei der BofA einen Druck auf den Zinsüberschuss, außerdem sei das klassische Bankgeschäft bei dem Haus größer als die Investmentsparte. Citigroup und Barclays drohten in ihrem umfangreichen Kreditkartengeschäft hohe Ausfälle. Und die Deutsche Bank werde voraussichtlich wegen hoher Kreditausfälle und hoher Kosten sowohl in diesem als auch im nächsten Jahr unter dem Strich erneut rote Zahlen schreiben.

In diesem Zuge stufte Lim die Aktien von Goldman Sachs, Morgan Stanley, JPMorgan, UBS und Julius Bär von "Verkaufen" auf "Kaufen" nach oben. Für die Papiere der Credit Suisse hält er an seiner "Buy"-Empfehlung fest. Seine Empfehlungen für die Aktien von Bank of America und Citigroup hob er von "Sell" auf "Hold" an - und damit auf eine Stufe mit Barclays und Deutscher Bank.

Seine Kursziele für UBS, Morgan Stanley und Goldman Sachs hob der Experte an, diejenigen für Bank of America, Citigroup, Credit Suisse und Deutsche Bank strich er hingegen zusammen. Der Deutsche-Bank-Aktie schreibt er jetzt noch ein Ziel von 6,50 Euro zu. Dieses liegt aber immer noch ein Stück über dem jüngsten Kurs von rund 6,10 Euro./stw/mis/jha/