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01. Juli 2020

Deutschlands Kampf gegen das Coronavirus - Update

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Corona-Update:

  • Die Zahl der bestätigten COVID-19-Erkrankungen in Deutschland ist auf 194.725 gestiegen (RKI,

    01. Juli; 00.00 Uhr;Dashboard). Durchschnittlicher Anstieg in den letzten sieben Tagen: +0,3% pro Tag.

  • Auch in der letzten Woche stand ein großer Teil der Neuinfektionen im Zusammenhang mit einem fleischverarbeitenden Betrieb im Landkreis Gütersloh. Zum Vergleich: In den letzten sieben Tagen ent-fielen mehr Infektionen allein auf diesen Landkreis als auf das gesamte Land Baden-Württemberg. Der Ausbruch klingt inzwischen aber ab. Dies gilt auch für andere Ausbrüche in ähnlichen Betrieben.

  • Laut RKI (Stand gestern) lag nur noch der LK Gütersloh über der Corona-Obergrenze. Da bei umfang-reichen Tests im Landkreis aber auch recht viele Fälle entdeckt wurden, die nicht im Zusammenhang mit Betrieb stehen, wurden dieLockdown-Maßnahmen in diesem Kreis bis zum 7. Juli verlängert (u.a. Kontaktbeschränkungen), die zunächst bis 30. Juni gelten.Bundesländer reagieren unterschiedlich inSachen Einreisebeschränkungen aus dem betroffenen LK. Grundsätzlich darf jeder reisen, der negativ getestet wurde. Wir finden: Sehr gutes Beispiel, wie durch regional gezielte Maßnahmen (Nachverfol-gung, Quarantäne bzw. Kontaktbeschränkungen, Massentests) auch große regionale Ausbrüche gut eingedämmt werden können.

  • Im Rest von Deutschland relativ ruhiges Infektionsgeschehen: In 132 von 401 Landkreisen und kreis-freien Städten kam es in den letzten sieben Tagen zu keinen neuen Infektionen. In weiteren 214 Krei-sen wurden maximal fünf Neuinfektionen verzeichnet.

  • 179.800 offiziell Genesene; 8.914 Todesfälle. Damit derzeit insgesamt etwa 5.940 akute Erkrankungs-fälle. In den letzten sieben Tagen etwas mehr neu Genese als neu Erkrankte. 35% aller Intensivbetten in Deutschland aktuell nicht belegt. Zuletzt 337 COVID-19-Patienten in intensivmedizinischer Behand-lung (zuletzt seitwärts tendierend). 7-Tage-R-Wert zuletzt bei 0,67. Aktueller RKI-Situationsberichthier.

  • Zahl der Tests in der Kalenderwoche 25 auf knapp 378.000 gestiegen (gut 50.000 mehr Tests als in der Woche zuvor). Positiv-Quote von 0,8% auf 1,3% gestiegen. Lokaler Ausbruch und umfangreiche Tests in diesem Bereich maßgeblich. Testkapazitäten lagen bei gut 1,1 Mio.

  • Große Sorge bereitet weiter hohe und teilweise weiter steigende Zahl an Neuinfektionen in den USA, Brasilien oder Indien. In denUSA werden Lockerungsmaßnahmen in einzelnen Bundesstaaten ausge-setzt oder wieder zurückgenommen. Regional zeichnen sich Engpässe bei Krankenhauskapazitäten; siehe hierzu kurze Übersicht im letztenFocus Germany (erscheint in Kürze auch auf Deutsch).

Wirtschaftliches Update:

  • Ganz aktuell:Einzelhandelsumsätze in Deutschland springen im Mai um 14% gg. Vormonat. Getrieben durch Nachholeffekte und massiven Anstieg von Onlinekäufen.Erwerbstätigkeit sinkt im Mai um 1,1% gg. Vj.

  • Bundesagentur für Arbeit (BA): Heute um 10.00 Uhr neue Arbeitsmarktdaten. Arbeitslosenzahl dürfte im Juni um gut 100.000 (saisonbereinigt) gestiegen sein. Gleichzeitig wurde gestern durchMindestlohn-kommission Anhebung auf EUR 9,50 in der Stunde (zum 1. Januar 2021) von derzeit EUR 9,35 emp-fohlen.In dreiweiteren Schritten soll Mindestlohn bis 1. Juli 2022 auf EUR 10,45 steigen. Wir finden: kein beschäftigungsfreundliches Signal in Zeiten von hohem Corona-bedingten Druck auf den Arbeits-markt. Zum Inkrafttreten einer Mindestlohnanpassung ist Verordnung der Bundesregierung notwendig.

  • ifo: Leichter Rückgang der Kurzarbeit von 7,3 Mio. im Mai auf 6,7 Mio. im Juni. Hoher Kurzarbeitanteil in der Gastronomie und Teilen der Industrie (hier sogar noch leichter Anstieg gg. Mai).Kurzarbeit in derAutomobilindustrie gesunken,aber Produktionshochlauf noch nicht abgeschlossen.

  • DIHK-Umfrage:Keine schnelle Erholung nach der Krise.KfW rechnet mit sinkenden Eigenkapitalquoten im Mittelstand. Verstärkte Nachfrage nach Krediten mit kurzen Laufzeiten. Auch Umfrage des IW Köln zeigt Skepsis bezüglich schneller Erholung.

  • BDL:Angebot im deutschen Luftverkehr wird sich im Juli gg. Juni verdoppeln.

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  • Destatis-Frühindikator:Umsatzanstieg der gewerblichen Wirtschaft im Mai um 3% gg. Vormonat.

  • Neuer World Economic Outlook des IWF vorgestellt:Welt-BIP 2020: -4,9%; 2021: +5,4%. Deutschland: -7,8% für 2020 und +5,4% 2021.

  • Rückblick auf letzte Woche: Verbesserung bei Frühindikatoren in Deutschland (ifo Geschäftsklima und GfK-Konsumklima).

  • Weiterer Anstieg beim Manufacturing PMI in China;nun über Vorkrisenniveau.

  • Knapp 1,5 Mio. Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA letzte Woche; weitere Verlangsamung des Rückgangs. Das persönliche Einkommen in den USA sank im Mai um gut 4% gg. Vormonat (geringere Sozialtransfers als im April). Dafür Erholung bei Industrieaufträgen im Mai (von niedrigem Niveau).

Wirtschafts- und geldpolitische Maßnahmen:

  • Bayern will grundsätzlich Corona-Tests für gesamte Bevölkerung (in Bayern) und auch für die Kosten aufkommen. Vermutlich dürften sich Tests zunächst dennoch auf besondere Personen- und Berufs-gruppen konzentrieren.Lesenswerter Artikel hierzu in Q&A-Form.Wir finden: Grundsätzlich ist zu be-grüßen, dass Menschen, die für bestimmte Zwecke einen Test benötigen, diesen auch ohne Symptome bekommen können. Zumindest ein Teil der Kosten könnte dann aber privat, also von der Testperson, getragen werden. Bei regelmäßigen Tests in Krankenhäusern, Pflegeheimen, Schulen oder Kitas sollte der Staat die Kosten tragen.

  • Aufhebung der Corona-bedingten EU-Einreisebeschränkungen für Bürger aus 14 Drittstaaten.Auswahl der Länder orientiert sich v.a. am Infektionsgeschehen vor Ort. Einigung war schwierig, da EU-Staaten mit wichtigem Tourismussektor oder anderen wirtschaftlichen Interessen eine umfassendere Lockerung wollten als andere, die auf mehr Vorsicht drängten. US-Bürger dürfen vorerst nicht einreisen, Chinesen nur, wenn China auch EU-Bürgern die Einreise wieder gestattet. Überprüfung der Länderliste alle zwei Wochen.Diese Liste ist jedoch letztlich nur Empfehlung,die EU-Staaten können Einreise sowohl res-triktiver als auch lockerer handhaben. Damit ist selbst für den Schengen-Raum Regelung nicht einheit-lich.Deutschland dürfte Reisewarnungen in den kommenden Tagen anpassen.

  • Heute übernimmt Deutschland sechsmonatigeEU-Ratspräsidentschaft.COVID-19 hat ambitionierte Pläne in den Hintergrund gedrängt, nun geht es v.a. um den strittigen Wiederaufbaufonds und mehrjäh-rigen Haushalt sowie das Post-Brexit-Handelsabkommen mit UK. Erwartungen an Deutschland und Merkel, zügig entsprechende Kompromisse zu schmieden, sind hoch - manche meinen zu hoch.Hier finden Sie das Programm der deutschen EU-Ratspräsidentschaft.

Unternehmensnachrichten:

  • Airbus plant den Abbau von 1.500 Stellen. AuchDeutschland stark betroffen.

  • ImpfstoffentwicklerBiontech sichert sich EUR 223 Mio. anfrischem Kapital.

  • Nachlese zur außerordentlichen HV beiLufthansa mit Zustimmung zum Rettungspaket.

Etwas Positives zum Schluss: Was vor drei Monaten noch unsicher war, ist nun - unter Auflagen - doch möglich: eine einigermaßen normale Urlaubssaison (auch wenn es in der EU Gewinner und Verlierer gibt). Tourismus ist wichtig für wirtschaftliche Erholung. Politische Maßnahmen und die Disziplin der EU-Bürger haben dies ermöglicht.

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Deutsche Bank AG veröffentlichte diesen Inhalt am 01 Juli 2020 und ist allein verantwortlich für die darin enthaltenen Informationen.
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