Zürich (Reuters) - Der bisherige Schweiz-Chef der US-Investmentbank JP Morgan, Nick Bossart, wechselt zu Rothschild & Co. Bossart verantwortet ab 1. Oktober das Beratungsgeschäft für Firmenfusionen und Kapitalmarkttransaktionen in der Schweiz, wie zwei mit der Situation vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters sagten.

Ein Sprecher von Rothschild & Co bestätigte den Wechsel. Mit Bossart wolle die französischen Investmentbank ihren Marktanteil in dem Land ausbauen.

Bossart leitete zehn Jahre lang das Investmentbanking von JP Morgan in der Schweiz und war seit 2014 zusätzlich Länderchef. In der Zeit machte er JP Morgan nach den heimischen Häusern Credit Suisse und UBS zur drittgrößten Investmentbank der Schweiz. Er arbeitete selber massgeblich an einer ganzen Reihe von bedeutenden Transaktionen wie der 46-Milliarden-Dollar-Übernahme des Agrochemiekonzerns Syngenta durch die chinesische ChemChina, dem Kauf des Logistikunternehmens Panalpina durch DSV oder dem US-Börsengang des Sportschuhherstellers On Running mit. Vor seiner Zeit bei JP Morgan hatte der Vater von drei Kindern bei der Deutschen Bank und der UBS gearbeitet.

Im Juli teilte JP Morgan mit, dass Bossart das Institut verlasse und durch Reinout Böttcher ersetzt werde. Laut einem der Insider wollte er wieder mehr an Deals arbeiten und Firmen beraten statt einen großen Teil seiner Zeit mit Management-Aufgaben zu verbringen. Rothschild & Co ist wesentlich schlanker aufgestellt und gibt den rund 3800 Mitarbeitern auch mehr Spielraum als der US-Riese JP Morgan mit seinen über 250.000 Angestellten. Zwei Drittel der Erträge erwirtschaftet die immer noch von der Gründerfamilie kontrollierte französische Bank mit Transaktions-Beratung, der Rest unter anderem mit Vermögensverwaltung für reiche Privatkunden und Profi-Anleger.

Im Gegensatz zu den Großbanken bietet Rothschild & Co keine Finanzierungen über die eigene Bilanz oder über Hochzins-Anleihen. Das ist eine Einschränkung, erleichtert dem Traditionshaus aber auch eine unabhängigere Beratung ihrer Firmenkunden. Denn Großbanken verdienen üblicherweise an der Finanzierung einer Übernahme mehr als an der Beratung. Vor allem bei mittelgroßen Deals hat Rothschild & Co eine starke Position. Bossart will einem der Insider zufolge nun neben der Beratung bei Übernahmen und Börsengängen verstärkt ins Geschäft mit Beratung bei Finanzierungen und Restrukturierungen vorstoßen und die Mitarbeiterzahl von gegenwärtig rund zehn Personen aufstocken. Der bisherige Chef des Schweizer Beratungsgeschäfts, Gian Reto Conrad, mit dem Bossart einst bei der UBS seine Karriere begonnen hatte, bleibe bei Rothschild & Co.

(Bericht von Oliver Hirt, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)