FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen weiten am Donnerstagnachmittag die Verluste wieder aus. Der DAX verliert 1,5 Prozent auf 12.577 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 geht es um 1,4 Prozent auf 3.442 Punkte nach unten. Für die Wall Street geht es auch Tag nach der Zinsanhebung in den USA weiter gen Süden. Die Zinsentscheidung in Japan liefert derweil keinen Impuls für die globalen Märkte, geht sie doch ihren eigenen Weg. Als eine von ganz wenigen Notenbanken weltweit lässt sie die Geldschleusen weit offen und schickt den Yen auf Talfahrt. Daneben sind Zinsentscheidungen der Schweizerischen Nationalbank, der Norges Bank, der türkischen Nationalbank wie auch der Bank of England gefallen.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat ihre Geldpolitik wie erwartet gestrafft und plant zudem Maßnahmen zur Abschöpfung von Liquidität. Der Leitzins steigt um 75 Basispunkte auf 0,50 Prozent. Ökonomen hatten mit einer Zinsanhebung dieses Ausmaßes gerechnet. Bank of England (BoE) hat derweil die Zinsen um 50 Basispunkte erhöht. Das Votum fiel mit 5 zu 4 aber knapp aus. Einige Marktteilnehmer hatten auf einen Schritt von 75 Basispunkten gesetzt. Das Pfund reagiert in einem volatilen Umfeld mit Abschlägen auf die Entscheidung.


   US-Notenbank hebt Zinsen länger und höher an - selbst wenn dies Wachstum und Arbeitsplätze kostet 

Die US-Notenbank hat die Leitzinsen am Vorabend erwartungsgemäß um weitere 75 Basispunkte angehoben. Damit nicht genug, denn die wirklich falkenhafte Botschaft lag für Christian Scherrmann, US-Volkswirt bei der DWS, in den aktualisierten Wirtschaftsprognosen. Die jüngsten Einschätzungen der Zentralbanker deuten darauf hin, dass man bereit ist, die Zinssätze noch in diesem Jahr auf 4,4 Prozent anzuheben und auch 2023 hindurch sogar etwas über diesem Niveau (4,6 Prozent) zu belassen. Erst im Jahr 2024 könnten etwas niedrigere Zinsen gerechtfertigt sein. Der Grund für diese aggressivere Haltung scheine die doch zähere Inflation zu sein - Preisstabilität in Form des Inflationsziels von zwei Prozent werde erst für 2025 erwartet.

In der Pressekonferenz bekräftigte Fed-Präsident Jerome Powell seine Ansicht, dass die Arbeitsmärkte trotz einer gewissen Verlangsamung des Wachstums weiterhin "unausgeglichen" zu sein scheinen, die Zahl der offenen Stellen sei noch immer höher als das Angebot an Arbeitskräften. Höchstwahrscheinlich bedürfe es einer "andauernden Periode eines unter dem Trend liegenden Wachstums" und einer gewissen Abschwächung auf den Arbeitsmärkten.

Schwach tendiert der Euro, der mit 0,9807 Dollar zwischenzeitlich auf ein neues Mehrjahrestief gefallen ist. Für Devisenstrategen hat er damit die Tür in Richtung 0,96 Dollar geöffnet. Bis zum Nachmittag erholt sich aber zunächst und geht mit 0,9847 Dollar um.

Der Bankensektor hält sich gut. Der Euro-Stoxx-Subindex steigt um 1,2 Prozent, damit profitieren sie nun doch von den steigenden Zinsen. Unicredit legen 5,4 Prozent zu. Der CEO hat eine Erhöhung der Jahresprognose angekündigt. Auf einer Konferenz in London sagte Andrea Orcel, dass die Bank ihre Prognose für 2022 anheben wird, wenn sie im nächsten Monat ihre Ergebnisse für das dritte Quartal vorlegt. Deutsche Bank steigen um 2,3 Prozent. Wie Finanzvorstand James von Moltke auf der Bank of America Financials CEO Conference erklärte, laufe das Geschäft mit festverzinslichen Wertpapieren und Währungen (FIC) sehr gut.

Keinen großen Impuls für Henkel (-0,4%) sehen Händler in den Zahlen von HB Fuller. Der US-Konzern hat zwar die Gewinnerwartung auf EBITDA-Basis auf 540 bis 550 Millionen Dollar erhöht von 530 bis 550 Millionen Dollar. Die Quartalszahlen lagen aber unter den Erwartungen. Zudem hatte Henkel erst die Umsatzprognose erhöht.

Weiterhin unbeeindruckt von der hohen Volatilität am Gesamtmarkt zeigt sich das IPO der Porsche AG. Im Handel per Erscheinen bei Tradegate wird das Papier 92 zu 95 Euro gestellt, was deutlich oberhalb der Bookbuilding-Spanne von 76,50 zu 82,50 Euro liegt. Porsche SE steigen um 0,6 Prozent.


   Suse brechen nach Zahlen ein 

Die Aktien von Suse setzen ihre Talfahrt beschleunigt nach Zahlenvorlage fort und brechen um 22,9 Prozent ein. Suse erwartet nun nur noch ein Wachstum des annualisierten Vertragswerts (Kern-ACV-Wachstum) von etwa 10 Prozent. "Bisher ist der Markt von etwa 15 Prozent ausgegangen", so ein Marktteilnehmer. Im dritten Quartal hat der ACV sowohl die Prognose als auch den Vorjahreswert verfehlt.

M6 steigen an der Pariser Börse um 5,2 Prozent. Bertelsmann Chef Thomas Rabe hat gegenüber der FT erklärt, einen Verkauf der Tochter in Erwägung zu ziehen. Bertelsmann wolle den Markt antesten. Hintergrund ist die gescheiterte Fusion mit TF1. Diese haben von den entsprechenden Plänen Abstand genommen, Grund waren die aus ihrer Sicht zu hohen kartellrechtlichen Auflagen. Die Fusionsbemühungen wurden in der Medienlandschaft genau beobachtet, leidet der Sektor doch unter fallenden Werbeeinnahmen und der Konkurrenz durch Streamingdienste. Die Traditionshäuser wollen dem steigenden Druck durch Fusionen entgegentreten.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.441,81        -1,4%        -50,06         -19,9% 
Stoxx-50                3.415,81        -1,2%        -42,70         -10,5% 
DAX                    12.577,21        -1,5%       -189,94         -20,8% 
MDAX                   23.365,22        -2,3%       -542,78         -33,5% 
TecDAX                  2.720,34        -3,0%        -85,09         -30,6% 
SDAX                   10.942,19        -3,0%       -338,02         -33,3% 
FTSE                    7.197,92        -0,5%        -39,72          -2,0% 
CAC                     5.949,49        -1,4%        -81,84         -16,8% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                    absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       1,96                      +0,08          +2,14 
US-Zehnjahresrendite        3,66                      +0,13          +2,15 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %  Do, 8:20 Uhr  Mi, 17:04 Uhr    % YTD 
EUR/USD                   0,9847        +0,1%        0,9821         0,9874   -13,4% 
EUR/JPY                   139,68        -1,5%        142,66         142,31    +6,7% 
EUR/CHF                   0,9660        +1,5%        0,9489         1,0361    -6,9% 
EUR/GBP                   0,8746        +0,2%        0,8744         0,8718    +4,1% 
USD/JPY                   141,87        -1,5%        145,28         144,13   +23,3% 
GBP/USD                   1,1257        -0,2%        1,1232         1,1326   -16,8% 
USD/CNH (Offshore)        7,0737        -0,0%        7,0979         7,0636   +11,3% 
Bitcoin 
BTC/USD                18.968,39        +2,9%     18.806,08      19.196,57   -59,0% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settlem.         +/- %        +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex                  85,04        82,94         +2,5%          +2,10   +20,8% 
Brent/ICE                  92,50        89,83         +3,0%          +2,67   +25,1% 
GAS                               VT-Settlem.                      +/- EUR 
Dutch TTF                 195,24       189,78         +2,9%          +5,45  +199,2% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag         +/- %        +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)             1.674,51     1.674,20         +0,0%          +0,31    -8,5% 
Silber (Spot)              19,57        19,63         -0,3%          -0,05   -16,0% 
Platin (Spot)             912,58       912,90         -0,0%          -0,33    -6,0% 
Kupfer-Future               3,53         3,49         +0,9%          +0,03   -20,4% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

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September 22, 2022 10:02 ET (14:02 GMT)