Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Weiter abwärts geht es am Dienstag mit den Kursen an den europäischen Aktienmärkten. Der Euro-Stoxx-50 büßt 0,7 Prozent ein, der DAX 0,9 Prozent auf 12.721 Punkte. Grund sind die anhaltenden Gas- und Rezessionssorgen. Sie belasten auch den Euro, den sie erstmals seit 20 Jahren unter die Parität gedrückt haben - wenn auch nur knapp und noch nicht nachhaltig. Aktuell steht er mit 1,001 wieder knapp über der Parität.

Die Gründe für den Druck auf den Euro sind die selben wie die für die schlechte Stimmung für die Aktien: Ein anhaltender Gaslieferstopp über den 21. Juli hinaus könnte besonders die deutsche Wirtschaft nicht nur in eine Rezession, sondern in eine tiefe Depression stürzen. "Damit ist der deutsche Aktienmarkt nahezu nicht investierbar", so Marktstratege Jochen Stanzl von CMC Markets bereits am Montag. Zwar dürften die Kurse bei einer Wiederaufnahme der Gaslieferungen nach der Wartung der Pipeline Nordstream 1 stark steigen. Da das aber allein in der Hand des russischen Präsidenten Wladimir Putin liege, seien aktuell alle Investments wie russisches Roulette, heißt es auch von anderer Seite. Die Nervosität spiegelt sich auch im neuen ZEW-Konjunkturindex wieder, sowohl die Lagebeurteilung als auch die Konjunkturerwartungen sind abgesackt.

Zudem stehen in den kommenden Tagen weitere wichtige Termine an, die für eine steigende Volatilität in Risikoassets wie Aktien sorgen könnten. So werden am Mittwoch die Verbraucherpreise aus den USA für Juni bekanntgegeben. Eine weitere Beschleunigung des Preisanstiegs dürfte die Erwartung untermauern, dass die US-Notenbank auf der nächsten Sitzung die Leitzinsen um 75 Basispunkte anheben wird.

Zudem läuft die Berichtssaison in den USA an. Den Start machen einmal mehr die US-Banken. So legen am Donnerstag JP Morgan und Morgan Stanley ihre Quartalszahlen vor, zum Wochenausklang folgen dann Citigroup, Wells Fargo und Blackrock.

Im Vorfeld liegen die europäischen Bankenwerte auf der Verliererseite, ihr Stoxx-Subindex fällt um 1,9 Prozent. Der Index der Reise-Aktien gibt 1,8 Prozent ab, der Index der Autotitel 1,4 Prozent. Leicht im Plus liegen die Indizes der Versorger, der Telekom-Titel und der Einzelhändler.


   BASF überrascht im zweiten Quartal auf Ertragsseite positiv 

Für eine positive Überraschung sorgen die vorläufigen Geschäftszahlen von BASF für das zweite Quartal. Die Analysten von Jefferies stellen das EBIT von 2,339 Milliarden Euro positiv heraus, das Ergebnis der Betriebstätigkeit liege 12 Prozent über dem Konsens und 6 Prozent oberhalb der eigenen Schätzung. BASF habe im Vergleich zum Vorjahresquartal ein leicht negatives Volumen ausgewiesen, wobei Preis- und Währungseffekte und das Umsatzwachstum zulegen konnten.

Das Unternehmen habe seine Jahresprognose nicht angepasst, obwohl die aktuelle Prognose einen EBIT-Rückgang von 44 Prozent gegenüber dem Vorjahr und 66 Prozent gegenüber dem Vorjahr in der Mitte des Jahres zeige. Die Unsicherheit in der zweiten Jahreshälfte ist für die Analysten von Jefferies nach wie vor groß. Leicht negativ wird gewertet, dass das Segment "Nutrition & Care" enttäuscht habe. Für die weitere Geschäftsentwicklung sei wichtig, dass schon bald wieder Gas durch die Pipeline Nordstream 1 gepumpt werde. Nach den starken jüngsten Kursverlusten des gasabhängigen Chemiekonzerns können sich die Aktien am Mittag behaupten.

Auch die Aktie der Deutschen Telekom hält sich mit einem Minus von 0,5 Prozent einigermaßen. "Der Verkauf steht bereits seit längerem fest", so ein Marktteilnehmer zu einem Handelsblatt-Bericht. Die Deutsche Telekom stehe demnach in finalen Verhandlungen über den Verkauf eines Mehrheitsanteils an ihrem Funkturmgeschäft. Ein Konsortium der Investoren KKR, Stonepeak und GIP sei der letzte verbliebene Bieter, wie mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen der Zeitung sagten. Der Fokus liege nun auf Mittwoch, dann werde sich der Aufsichtsrat mit dem Deal befassen. Die im Bericht genannte Bewertung von 18 Milliarden Euro für das Funkturm-Portfolio decke sich mit den bisherigen Erwartungen. Die Finalisierung des Verkaufs in diesem schwierigen Umfeld sei leicht positiv, so der Marktteilnehmer.

Auf der Gewinnerseite stehen Airbus, die mit einem Plus von 1,1 Prozent von der guten Auftragslage profitieren. Zudem spielt Airbus der feste Dollar in die Hände. Deutsche Börse legen um 1,2 Prozent zu. Auf der anderen Seite fallen Puma um 2,8 Prozent, Hellofresh und Deutsche Bank geben jeweils geben jeweils 2,7 Prozent ab.


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Aktienindex              zuletzt       +/- %     absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.447,33       -0,7%      -24,36     -19,8% 
Stoxx-50                3.483,95       -0,4%      -15,43      -8,8% 
DAX                    12.720,97       -0,9%     -111,47     -19,9% 
MDAX                   25.475,58       -0,9%     -219,95     -27,5% 
TecDAX                  2.949,31       -1,0%      -29,75     -24,8% 
SDAX                   12.023,59       -1,3%     -153,92     -26,8% 
FTSE                    7.154,33       -0,6%      -42,26      -2,5% 
CAC                     5.974,82       -0,4%      -21,48     -16,5% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                 absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       1,12                   -0,13      +1,30 
US-Zehnjahresrendite        2,92                   -0,07      +1,41 
 
DEVISEN                  zuletzt       +/- %    Di, 8:14  Mo, 17:42   % YTD 
EUR/USD                   1,0032       -0,1%      1,0024     1,0077  -11,8% 
EUR/JPY                   137,25       -0,5%      137,70     138,42   +4,9% 
EUR/CHF                   0,9882       +0,1%      0,9861     0,9877   -4,8% 
EUR/GBP                   0,8466       +0,3%      0,8452     0,8470   +0,8% 
USD/JPY                   136,83       -0,4%      137,38     137,34  +18,9% 
GBP/USD                   1,1849       -0,4%      1,1863     1,1897  -12,4% 
USD/CNH (Offshore)        6,7363       +0,2%      6,7382     6,7152   +6,0% 
Bitcoin 
BTC/USD                19.669,54       -2,8%   19.864,00  20.410,60  -57,5% 
 
ROHÖL                    zuletzt   VT-Settl.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  99,35      104,09       -4,6%      -4,74  +37,7% 
Brent/ICE                 101,65      107,10       -5,1%      -5,45  +35,7% 
GAS                               VT-Schluss                +/- EUR 
Dutch TTF                 171,50      163,50       +4,2%       6,98  +43,4% 
 
METALLE                  zuletzt      Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.734,81    1.733,98       +0,0%      +0,83   -5,2% 
Silber (Spot)              18,83       19,11       -1,5%      -0,28  -19,2% 
Platin (Spot)             854,50      873,78       -2,2%     -19,28  -12,0% 
Kupfer-Future               3,35        3,44       -2,5%      -0,09  -24,6% 
 
YTD zu Vortagsschluss 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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July 12, 2022 07:17 ET (11:17 GMT)