--Abstriche beim Ziel für die Aufwand-Ertrags-Relation

--Vorsichtigere Aussagen für Investmentbanking 2022

--Risikovorsorge im zweiten Quartal deutlich erhöht

(NEU: Weitere Details zu den Zahlen, Aussagen CEO)

Von Matthias Goldschmidt

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Deutsche Bank hat ihren Gewinn trotz Finanzmarktturbulenzen im zweiten Quartal gesteigert und die Markterwartungen übertroffen. Ihr seit Jahren verfolgtes Renditeziel von 8 Prozent für dieses Jahr bestätigte die Bank. Sie macht allerdings Abstriche beim Kostenziel.

Die Deutsche Bank sehe sich einem steigendem Kostendruck ausgesetzt, der auf Faktoren außerhalb ihrer Kontrolle zurückgehe, teilte das Institut mit. Investitionen in Kontrollfunktionen, Personal und Technologie sollen aber nicht gekürzt werden. Vor diesem Hintergrund sieht die Bank die Aufwand-Ertrags-Relation nun 2022 im niedrigen bis mittleren 70-Prozent-Bereich. Bisher hatte sie eine Quote von 70 Prozent angestrebt. Eine solche Quote bedeutet, dass die Bank für einen Euro Ertrag 70 Cent aufwenden müsste.

Die Ertragsprognose von 26 bis 27 Milliarden Euro bestätigte die Bank, allerdings mit einer etwas vorsichtigeren Formulierung mit Blick auf das Investmentbanking, für das nur noch nahezu stabile Erträge erwartet werden.


   Sewing: Renditeziel wird schwieriger zu erreichen sein 

Vorstandschef Christian Sewing schwor die Mitarbeiter in einem auf der Webseite veröffentlichten Brief auf ein schwieriges restliches Jahr ein: "Vor uns liegen nun weitere herausfordernde Monate: Vieles spricht dafür, dass es wirtschaftlich noch schwieriger werden wird", schrieb der CEO. Das Renditeziel sei im aktuellen Umfeld "schwieriger zu erreichen". Wichtig sei es deshalb, die Kostendisziplin hochzuhalten.

Im zweiten Quartal steigerte die Deutsche Bank den Vorsteuergewinn um ein Drittel auf 1,55 Milliarden Euro. Analysten hatten in einem von dem Kreditinstitut zusammengestellten Konsens mit 1,33 Milliarden gerechnet. Nach Steuern und Anteilen Dritter blieben 1,18 Milliarden Euro übrig.

Die Bank profitierte dabei in erster Linie von höheren Erträgen, die Belastungsfaktoren wie eine höhere Risikovorsorge ausglichen. Mit Blick auf das sich eintrübende Umfeld stellte die Bank 233 Millionen Euro für ausfallgefährdete Kredite zurück (entsprechend 19 Basispunkten des durchschnittlichen Kreditvolumens) nach nur 75 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. An der vor drei Monaten erhöhten Prognose für die Risikovorsorge von 25 Basispunkten mit Bezug auf das durchschnittliche Kreditvolumen hielt die Bank fest.

Die Erträge der Deutschen Bank legten überraschend deutlich um 7 Prozent auf 6,65 Milliarden Euro zu, was einem starken Anstieg um 26 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro im Unternehmenskundengeschäft zu verdanken war. Hier machten sich höhere Zinsen sowie ein gestiegenes Geschäftsvolumen sowie höhere Provisionseinnahmen bemerkbar.

In der Investmentbank, der größten Sparte, zeigte sich ein ähnliches Muster wie schon bei den US-Banken, die Mitte Juli ihre Quartalszahlen vorgelegt haben. So stiegen die Erträge im Geschäft mit festverzinslichen Wertpapieren und Währungen (FIC) um knapp ein Drittel auf 2,4 Milliarden Euro, während das Emissions- und Beratungsgeschäft um 63 Prozent einbrach. Insgesamt vermeldete der Geschäftsbereich ein Ertragsplus von 11 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro.


   Ziele für 2025 bestätigt 

In der Privatkundenbank stiegen die Einnahmen um 7 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro. In der Vermögensverwaltung, die die Tochter DWS umfasst, legten die Erträge um 5 Prozent auf 656 Millionen Euro zu, was vor allem auf höhere Einnahmen aus Verwaltungsgebühren zurückzuführen war.

An den im März veröffentlichten mittelfristigen Zielen bis 2025 hält die Deutsche Bank fest. So soll die Eigenkapitalrendite auf über 10 Prozent steigen, womit das Geldhaus seit vielen Jahren erstmals wieder seine Kapitalkosten überträfe. Gesetzt wird dabei sowohl auf weitere Kostensenkungen als auch auf ein solides Ertragswachstum von 3,5 bis 4,5 Prozent im Jahr. Die Aufwand-Ertrags-Relation soll bis 2025 auf 62,5 Prozent sinken.

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July 27, 2022 04:11 ET (08:11 GMT)