FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY kann wegen ihrer Rolle im Wirecard-Skandal doch nicht auf ein Engagement bei der Deutsche-Bank-Fondstochter DWS hoffen. Statt dessen schlägt der Aufsichtsrat den Aktionären vor, auf der Hauptversammlung erneut den Konkurrenten KPMG als Wirtschaftsprüfer zu ernennen, wie ein DWS-Sprecher am Dienstag mitteilte. "Diese Entscheidung wurde vorsorglich, einvernehmlich und unter sorgfältiger Abwägung getroffen, um mögliche zukünftige Konflikte zu vermeiden, die sich aus EYs Rolle als Abschlussprüfer der Wirecard AG ergeben können."

Fonds der DWS hatten mit dem Geld ihrer Kunden stark in Wirecard-Aktien investiert. Die Fondsgesellschaft hatte deshalb bereits im Juni mit Klagen gegen Wirecard und dessen ehemaligen Chef Markus Braun gedroht.

KPMG agiert bereits seit dem Börsengang von DWS im Jahr 2018 als deren Wirtschaftsprüfer. Bei Wirecard hatte KPMG zuletzt in einer langwierigen Sonderprüfung Ungereimtheiten in der Bilanz aufgedeckt. Zuvor hatte Konkurrent EY Jahr für Jahr die Wirecard-Bilanzen testiert. Im Juni verweigerte EY Wirecard jedoch das Testat für die 2019er Bilanz. Wirecard räumte daraufhin Luftbuchungen in Höhe von 1,9 Milliarden Euro ein und meldete Insolvenz an. Der Aktienkurs brach ein.

Inzwischen sind sowohl Ex-Wirecard-Chef Braun, der Aufsichtsrat von Wirecard als auch EY mit Klagen und Klagedrohungen wütender Anleger konfrontiert. Braun sitzt in Untersuchungshaft. Der ebenfalls beschuldigte ehemalige Chef des Tagesgeschäfts, Jan Marsalek, ist derzeit nicht auffindbar./stw/nas/he