(neu: Aktienkurs aktualisiert)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Unsicherheit um ein mögliches Rettungspaket für die durch die Corona-Krise schwer angeschlagene Lufthansa hat ein Ende: Dass die Verhandlungen mit dem Bund auf der Zielgeraden sind, beflügelte am Donnerstag die Aktien der Airline jedoch nur zeitweise. Zwar stemmten sich die Papiere am Nachmittag weiter gegen den allgemein schwachen Markttrend, gaben jedoch einen Teil der Gewinne wieder ab. Zuletzt betrug das Kursplus nur noch 2,40 Prozent auf 8,108 Euro, womit die Aktie dennoch mit Abstand der Spitzenwert im Dax blieb. Gleich nach Börsenstart war es noch mehr als acht Prozent bis auf 8,578 Euro hochgegangen, das war der höchste Kurs seit Ende April.

Die Zitterpartie um die mögliche Hilfeleistungen für die Lufthansa hatte zuletzt erheblich belastet. Nun aber wurde bekannt, dass das - noch nicht final vereinbarte Konzept - Hilfen von bis zu neun Milliarden Euro vorsieht, - davon drei Milliarden als Darlehen über die Staatsbank KfW.

Über eine Kapitalerhöhung sei über den Wirtschaftsstabilisierungsfonds des Bundes eine Beteiligung an der Lufthansa in Höhe von 20 Prozent geplant zum Nominalwert von 2,56 Euro je Aktie. Zudem sei eine Wandelschuldverschreibung im Wert von fünf Prozent plus einer Aktie vorgesehen. Der Fonds beabsichtige, diese nur in Ausnahmefällen wie dem Schutz vor einer Übernahme auszuüben. Die Analysten von Liberum merkten an, dass mit diesem Konzept zunächst nicht klar sei, woher die sechs Milliarden Euro abseits des KfW-Darlehens kommen sollen.

Fraglich ist aktuell auch, ob die Lufthansa angesichts der jüngst sehr hohen Kursverluste im Dax bleiben wird. Der Kurs hat sich seit Jahresanfang halbiert. Ende April hatte das Papier zeitweise sogar fast nur noch sieben Euro gekostet und sich dem Rekordtief von 2003 bei 6,80 Euro genähert. "Das Gründungsmitglied des deutschen Leitindex könnte daher zum Überprüfungstermin der Dax-Zusammensetzung am 4. Juni aus der ersten Börsenliga absteigen", vermuten die Experten vom Handelshaus IG Markets.

Zum Jahreswechsel 2017/2018 waren die Lufthansa-Papiere mit etwas mehr als 31 Euro noch so viel wert wie nie zuvor. Danach ging es für den Aktienkurs jedoch immer weiter bergab. Im vergangenen Jahr konnte die Lufthansa ihre Vormacht unter Europas Airlines nicht für einen richtigen Höhenflug nutzen. Der Gewinn schmolz dahin, der Hoffnungsträger Eurowings schrieb rote Zahlen. Mehreren Konzerntöchtern wurden Sparprogramme verordnet. Außerdem sorgten Streiks der Kabinengewerkschaft Ufo für Ärger.

Auf das nun anstehende Rettungspaket reagierte Analyst Daniel Roeska von Bernstein Research in einer Studie mit gemischten Gefühlen. Die Bundesregierung habe zwar ihr Bekenntnis bekräftigt, die Airline in der Krise zu stützen. Er monierte jedoch, dass dies erheblich zu Lasten der Aktionäre gehen dürfte. Offen bleibe die Frage, ob die Lufthansa nun einen Kapitalschnitt machen werde, um den Nominalwert der Aktien zu senken.

Ähnlich kritisch äußerte sich ein Händler: Langfristig orientierte Investoren dürften der Aktie eines Unternehmens mit Staatsbeteiligung ohne Perspektiven für die Aktionäre fern bleiben.

Bernstein-Analyst Roeska hält unterdessen an seinem "Outperform"-Votum für die Lufthansa-Aktien mit einem Kursziel von 10 Euro fest. Anleger sollten aber zunächst den endgültigen Deal zur Rettung der Airline abwarten, bevor sie in die Aktien investierten, empfiehlt er. Positiv sei, dass das Risiko einer Pleite oder eines Schutzschirmverfahrens nun gesunken sei./ajx/tav/ck/jha/