FRANKFURT (dpa-AFX) - Bei den Aktien der Lufthansa haben die Anleger am Dienstag wegen des anhaltenden Preiskampfes unter Airlines eine weitere Verkaufswelle gestartet. Nach der Zahlenvorlage sackten die Papiere der Fluggesellschaft im schwachen Dax um 5,3 Prozent ab auf 14,32 Euro ab. Im Tief waren sie mit 14,01 Euro auf den niedrigsten Stand seit März 2017 abgesackt.

Als Belastung wurde am Markt nicht das eigentliche Zahlenwerk für das zweite Quartal angesehen, das laut Analyst Jarrod Castle von der Schweizer Bank UBS konform war mit den bereits von der Lufthansa gesenkten Zielsetzungen. Allgemein hieß es, dass aber der Ausblick weiter mit hohen Unsicherheiten behaftet sei. Dies dämpft schon länger die Erwartungen in der Branche, die derzeit mit Billigtickets um Fluggäste buhlt und mit hohen Treibstoffpreisen zu kämpfen hat. Diese Faktoren hatten am Vortag schon die Aktie des Billigfliegers Ryanair belastet.

Laut Analyst Gerald Khoo vom Londoner Broker Liberum findet derzeit vor allem auf dem Kurzstreckenmarkt im deutschsprachigen Raum ein regelrechter "Preiskrieg" statt, bei dem weder die Lufthansa noch Ryanair kleinbeigäben. Die Lufthansa selbst betonte am Dienstag, der Wettbewerb bleibe auf diesen Strecken aggressiv. "Kurzfristig bleiben so die Risiken für die Schätzungen bestehen", zeichnete Khoo ein eher negatives Bild für die von ihm mit "Neutral" eingeschätzte Lufthansa-Aktie.

Nachdem die Kranichlinie ihre Erwartungen bereits Mitte Juni zusammengestrichen hatte, geht sie nun weiterhin von einem operativen Gewinn zwischen 2,0 und 2,4 Milliarden Euro aus. Analyst Stephen Furlong vom irischen Analysehaus Davy Research las aber Negatives zwischen den Zeilen. "Die Aussagen betonen vor allem die Risiken", schrieb der Experte in einer ersten Einschätzung. Es werde immer wahrscheinlicher, dass das zweite Halbjahr nochmals hinter den ersten sechs Monaten zurückbleibe.

Ein Händler verwies nun darauf, dass er sich vermehrt Sorgen mache, dass sich die Krise auf dem Kurzstreckenmarkt auch auf die bislang lukrativen Langstrecken ausdehnen könnte. Am Markt wurde das Geschäft mit Überseeflügen bislang noch Rückendeckung angesehen. Eine nachlassende Nachfrage im Premium-Segment sei hier aber kein gutes Zeichen. Ein Börsianer verwies darauf, dass die Lufthansa hier noch etwas sensibler sei als auf dem Heimatmarkt. Er sprach daher von "keinem guten Geschäftsmix" bei der Lufthansa.

Wegen der Sorgen vor einem Preiskampf standen Aktien aus der europäischen Flugbranche am Dienstag bei den Anlegern allgemein ganz weit oben auf den Verkaufslisten. Air France-KLM, IAG und Easyjet fielen in Paris und London zwischen 2,8 und 3,3 Prozent. Getoppt wurde dies noch von Ryanair mit einem weiteren Kursrutsch um 4,2 Prozent. Die Aktie fiel in Dublin auf ein Tief seit Dezember 2014.

Bei der Lufthansa ist ein Großteil der Rally aus dem Jahr 2017 wieder verflogen. Damals war die Lufthansa-Aktie nach der Pleite der heimischen Rivalin Air Berlin mit einem Anstieg um 150 Prozent im Gesamtjahr zum besten Dax-Wert geworden. Anfang Januar 2018 hatte die Aktie mit 31,26 Euro ein Rekordhoch markiert, seither hat sich ihr Kurs jedoch wieder mehr als halbiert./tih/stw

-----------------------

dpa-AFX Broker - die Trader News von dpa-AFX

-----------------------