LONDON/PARIS/FRANKFURT (dpa-AFX) - Die wieder aufgeflammte Diskussion um Quarantänepflichten und andere Einschränkungen hat die Erholung der Aktien aus der Reisebranche ausgebremst. Unter den 19 Sektoren Europas gehörten Reisewerte am Montag mit einem Minus von einem Prozent zu den größten Verlierern. Der Gesamtmarkt hingegen bewegte sich kaum vom Fleck.

Unter den Schlusslichtern in der Branchenübersicht büßten die Anteilsscheine der Fluggesellschaft International Airlines Group (IAG) 4,5 Prozent ein und litten damit zudem unter einer gestrichenen Kaufempfehlung. Unter den weiteren traditionellen Fluggesellschaften fielen die Papiere der Lufthansa um mehr als drei Prozent, die von Air France-KLM um rund ein Prozent.

Mit Blick auf die Billigflieger ging es für die Aktien von Wizz Air, Ryanair und Easyjet zwischen zwei und sechs Prozent nach unten. Die Aktionäre des Reisekonzerns Tui mussten ein Minus von mehr als fünf Prozent hinnehmen.

Der Sektor der europäischen Reise- und Freizeitbranche hatte erst in der vergangenen Woche ein Rekordhoch erreicht. Zuvor hatte er sich in einer monatelangen Aufholjagd von dem Corona-Absturz auf den tiefsten Stand seit Anfang 2012 erholt. Zuletzt jedoch nahm die Furcht vor einer Verschärfung der Pandemie wieder zu.

Der erhoffte Vorteil durch das wärmere Wetter in den nächsten Monaten könnte von den infektiöseren Mutanten des Virus quasi aufgezehrt werden, sagte Ulf Dittmer, Direktor des Instituts für Virologie des Uniklinikums Essen. In diesem Fall dürften sich Börsianern zufolge die Hoffnungen auf ein Ende der Lockdowns und ein Wiederanziehen der internationalen Reiseaktivitäten erst einmal zerstreuen.

Hierzulande wird eine neue mögliche Quarantänepflicht für Reiserückkehrer selbst aus Nicht-Risikogebieten diskutiert. Ein entsprechender Beschlussentwurf aus dem Kanzleramt für die Bund-Länder-Runde an diesem Montag zielt Branchenvertretern zufolge offenbar darauf, unter anderem Osterreisen nach Mallorca zu verhindern.

Vor diesem Hintergrund äußerte sich ein Händler entsprechend skeptisch: "Es wird zunehmend wahrscheinlicher, dass die diesjährige Reisesaison durch die Pandemie beeinträchtigt wird." In Europa nähmen die Corona-Fälle hartnäckig zu und Großbritannien könnte das internationale Reiseverbot verlängern. Londoner Regierungsbeamte hätten gesagt, dass in diesem Jahr Sommerferien außerhalb des Landes "äußerst unwahrscheinlich" seien. Es bestehe das Risiko, dass die Urlauber die neuen Virusmutationen mit nach Hause brächten. Die Wiederaufnahme von Reisen in Länder außerhalb Großbritanniens hänge nun wohl vor allem vom Impffortschritt in Europa ab.

Der Experte Daniel Roeska vom US-Analysehaus Bernstein Research blick etwas zuversichtlicher in die Zukunft. Auch nach der Erholung vom Corona-Crash gebe es im Airline-Sektor noch Gelegenheiten für Investoren, wenngleich diese nun zunehmend von den Fundamentaldaten der einzelnen Unternehmen abhingen. Vor allem für Billigflieger seien die Perspektiven gut angesichts von Trends wie mehr Kurzstreckenreisen.

Der Favorit des Bernstein-Analysten ist Wizz Air, das mit Blick auf die Attraktivität der Aktien gegenüber Ryanair ein klein wenig die Nase vor habe. Daneben rät Roeska zu IAG, dessen Management frühzeitig auf eine Restrukturierung gesetzt habe, sowie zu Easyjet. Der Billigflieger arbeite an den Kosten.

Derweil strich Analyst Jaime Rowbotham von der Deutschen Bank seine Kaufempfehlung für die Aktien von IAG, nachdem die Papiere das unveränderte Kursziel von 220 Pence erreicht hatten. Nach der starken Optimismusrally sei es für die Airline-Papiere Zeit für eine Verschnaufpause./la/ajx/jha/