Von Stefanie Haxel

FRANKFURT (Dow Jones)--Die von der Corona-Krise gebeutelte Deutsche Lufthansa AG ist auch im Schlussquartal tief in die roten Zahlen gerutscht. Doch das dürfte bei der Bilanzpressekonferenz am Donnerstag nur am Rande interessieren. Im Fokus steht der Ausblick: Wann fallen wohl die Reisebeschränkungen, wie weit ist die Verkleinerung des MDAX-Konzerns gediehen, und wann können die Staatshilfen zurückgezahlt werden?

Der Airline-Konzern rüstet sich bereits für ein mögliches Urlaubsgeschäft im Sommer und weitet sein touristisches Angebot aus. Eine schnelle Erholung des Luftverkehrs in der Corona-Krise sei allerdings nicht zu erwarten, sagte Konzernchef Carsten Spohr erst kürzlich. Derweil prüft die Tochter Austrian Airlines weitere Sparmaßnahmen, weil die Nachfrage langsamer steigt als angenommen.


   Was für Anleger wichtig wird: 

CASHFLOW: Der bereinigte freie Cashflow war in den ersten neun Monaten mit minus 2,579 Milliarden tief in den roten Zahlen, davon fiel der Löwenanteil von minus 2,069 Milliarden Euro im dritten Quartal an. Der Konzern musste seinen Kunden für coronabedingte Flugausfälle 2,0 Milliarden Euro erstatten. Für das laufende Jahr hat sich der Konzern zum Ziel gesetzt, wieder einen positiven freien Cashflow zu generieren. Investoren achten darauf, ob die Prognose bestätigt wird.

LIQUIDITÄT: Der Konzern hat seine Kosten in der Corona-Krise nach Aussagen von CEO Spohr deutlich besser als geplant unter Kontrolle bekommen. Von den staatlichen Finanzhilfen über 9 Milliarden Euro aus den vier Heimatstaaten der Konzernairlines Deutschland, Österreich, Schweiz und Belgien "haben wir bisher nur 3 Milliarden Euro abgerufen und noch nicht viel davon ausgegeben", sagte Spohr Ende Dezember in einem Interview. Anfang Februar konnte der Konzern sogar den bei der staatlichen KfW-Bank in Anspruch genommenen Kredit von 1 Milliarde Euro vorzeitig zurückzahlen. Anleger und Analysten schauen auch auf den sogenannten "Cash Burn", also die Höhe der Barmittel, die der Konzern monatlich verbraucht.

KAPAZITÄT: Wegen der weltweiten Einreisebeschränkungen und dem Einbruch der Nachfrage infolge der Covid-19-Pandemie hat die Lufthansa ihr Flugangebot zeitweise um 95 Prozent zusammengestrichen. Im Winterquartal sollte maximal ein Viertel der Vorjahreskapazität angeboten werden. Das Angebot an Flügen zu touristischen Zielen weitet der Airline-Konzern im Sommerflugplan kräftig aus und rüstet sich damit nach eigenen Angaben für einen erwarteten starken Anstieg der Nachfrage. Investoren dürften fragen, wie sich Kapazität und Auslastung im Winter tatsächlich entwickelt haben und wie die Aussichten auf ein Ende oder auf Lockerungen der Reisebeschränkungen tatsächlich sind.

WETTBEWERB: Im Gegenzug für seine milliardenschwere staatliche Rettung musste der Konzern in den sauren Apfel beißen und lukrative Start- und Landerechte an den Flughäfen Frankfurt und München abgeben. Als möglicherweise heiße Bewerber für diese Slots galten Ryanair und Easyjet, die sich zuletzt aber aus Deutschland teilweise zurückgezogen haben. Investoren dürften fragen, ob es hier Neuigkeiten gibt.

RESTRUKTURIERUNG: Wegen der langfristigen Auswirkungen der Pandemie verkleinert der Konzern seine Flotte, sie soll ab Mitte des Jahrzehnts dauerhaft um 150 Maschinen kleiner sein als vor der Krise. Wie viele Stellen dann überzählig sind, wurde bislang nicht konkret beziffert. Zunächst war von einem rechnerischen Personalüberhang von 22.000 Vollzeitstellen die Rede, allerdings auf Basis der Planung, 100 Maschinen auszumustern. Im Februar kündigte der Konzern zudem in Reaktion auf den geringeren Bedarf eine Neuausrichtung der Pilotenausbildung an, die bei Gewerkschaften auf heftige Kritik gestoßen ist. Im Fokus dürften die Fortschritte der Restrukturierung stehen.

Die Deutsche Lufthansa AG wird am Donnerstag, 4. März 2021, Zahlen vorlegen. Nachfolgend eine Auswertung der Prognosen von Analysten zum vierten Quartal und Gesamtjahr 2020:


=== 
.                               PROG  PROG  PROG 
4. QUARTAL                      4Q20  ggVj  Zahl   4Q19 
Umsatz                         2.464  -72%    16  8.900 
EBIT bereinigt                -1.443    --    17    311 
Ergebnis nach Steuern/Dritten -1.236    --    17    175 
Ergebnis je Aktie              -2,27    --     5   0,37 
Free Cashflow bereinigt       -1.499    --    13   -482 
 
.                               PROG  PROG  PROG 
GESAMTJAHR                      Gj20  ggVj  Zahl   Gj19 
Umsatz                        13.476  -63%    16 36.424 
EBIT bereinigt                -5.631    --    17  2.026 
Ergebnis nach Steuern/Dritten -6.626    --    17  1.213 
Ergebnis je Aktie             -10,31    --    17   2,55 
Free Cashflow bereinigt       -4.238    --    15    203 
=== 

- alle Angaben in Millionen Euro, Ausnahme Ergebnis je Aktie in Euro

- Bilanzierung nach IFRS

- Quellen: Angaben des Unternehmens und Factset

- ggVj = Veränderung in Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum

- das Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr

- alle Angaben ohne Gewähr

Kontakt zum Autor: stefanie.haxel@wsj.com

DJG/sha/smh

(END) Dow Jones Newswires

March 01, 2021 09:25 ET (14:25 GMT)